Huawei hat einen neuen Geschwindigkeitsrekord für die mobile Datenübertragung mittels EDGE gemeldet. Demnach wurden bei einem Downlink-Dual-Carrier-Test mittlere Übertragungsraten von bis zu 564 Kbit pro Sekunde (Kbit/s) erreicht. Die EDGE+-Lösung biete damit doppelt so hohe Raten, wie mit der auf GSM aufsetzenden Übertragungstechnologie bisher möglich waren.
Huawei zufolge könnten Betreiber Usern über ein GSM-Netz mit seiner EDGE+-Technologie ein 3G-Nutzerlebnis bei mobilen Datenservices wie Video-on-Demand geboten werden. "Global gesehen wird einfaches GSM weit über 2013 hinaus die dominante Verbindungstechnologie sein", betont Gartner-Analyst Nick Jones. Daher sei Huaweis Lösung potenziell interessant, sofern es auch entsprechend ausgerüstete Mobiltelefone gibt.
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Einfaches GSM-Upgrade
"Dieser Meilenstein unterstreicht Huaweis andauerndes Engagement, die Entwicklung von GSM voranzutreiben", sagt He Gang, Präsident der GSM/UMTS-Produktsparte bei Huawei. Für dieses breite Publikum könnten GSM-Betreiber dem Unternehmen zufolge mit EDGE+ kosteneffizient durch einfache Software-Upgrades höhere Datenraten anbieten. Die Technologie mache dabei etwa den Handy-Empfang von Echtzeit-Streams mit niedriger Latenzzeit möglich und bereite so den Weg für eine reibungslose Weiterentwicklung zu 3G.
"Research in Motion hat ähnlich argumentiert. Sie sagten, Evolved HSPA biete HSPA-Geschwindigkeiten", meint Gartner-Analystin Carolina Milanesi. Allerdings gäbe es praktisch keinen Rückhalt durch Gerätehersteller. Selbst Nokia als an sich großer EDGE-Verfechter zeige an EDGE-Weiterentwicklungen wenig Interesse. Daher gibt sich Milanesi skeptisch, was die Erfolgsaussichten der Huawei-Technologie betrifft. Jones betont ebenfalls, dass die Verfügbarkeit geeigneter Endgeräte ein wesentlicher Erfolgsfaktor wäre.
Potenzial in Schwellenländern
Auch ist die Frage, ob der Geschwindigkeitsgewinn durch Huaweis EDGE+ etwa für Webanwendungen wirklich einen ausreichend großen Fortschritt darstellt. "564 Kbps ist eine gute Geschwindigkeit, aber unter realen Bedingungen wird es deutlich weniger sein", meint Jones. Allerdings bringe jede Steigerung des theoretischen Optimums jedenfalls auch höhere reale Übertragungsraten mit sich, in diesem Fall wohl um einige zehn Kbps.
Daher hält Jones für denkbar, dass EDGE+ zumindest in Schwellenländern erfolgreich sein könnte, sofern die Kosten für das Upgrade eines GSM-Netzes ausreichend gering ausfallen und sich durch Mehreinnahmen für Datendienste rechnen können. Seine Kollegin ist diesbezüglich skeptischer. "Ich denke, dass die Betreiber schlussendlich ohnehin zu 3G übergehen müssen. Insofern wäre das nur eine kurzlebig Investition", meint Milanesi. (pte/rw)