So wie die Preise für Projektoren sind auch die für Ersatzlampen in den vergangenen zehn Jahren deutlich gesunken. Was kosten diese eigentlich heute, lohnt sich der Kauf überhaupt noch, was verdienen Händler daran? Das wollte ChannelPartner von Beamer-Herstellern wissen.
Beamer-Lampen kommen in der Regel mit Gehäuse oder Halterung und sind somit auf einzelne Modelle beziehungsweise Modellreihen zugeschnittene Spezialanfertigungen. Man kann also nicht in den nächsten Baumarkt schreiten und darauf hoffen, eine passende "Glühbirne" oder besser Halogenlampe erstehen zu können.
"Ergoogelt"
Bevor die Experten aus dem Kreis der Projektorenhersteller zu Worte kommen, lassen Sie uns sehen, welche Suchergebnisse zu den Preisen Google ausgespuckt hat.
Auswahl ist riesig
Es gibt natürlich auch nackte Lampen. Für bestimmte Projektoren von Infocus hat Preisroboter.de zum Beispiel schon solche "Beamerlampen-Module" zu Preis von 6,97 Euro parat. Allerdings ist die mittlere Lebensdauer mit nur 50 Stunden angegeben.
Bei Neugeräten versprechen die Hersteller meist eine Lampenlebensdauer von mindestens 3.000 Stunden, was bei einem Kinofilm pro Tag für drei bis vier Jahre halten würde. Aber so oft wird der Beamer im Normalfall gar nicht genutzt.
Das Online-Versandhaus Beamershop.de hat eine riesige Auswahl von Ersatzlampen. Die nach Preisen sortierte Liste erstreckt sich über 58 Seiten mit jeweils 20 Einträgen. Auf der ersten Seite sieht man fast nur Ersatzmodule für Beamer von Acer und BenQ. Das günstigste Angebot mit Gehäuse liegt bei 89,90 Euro und ist eine Ersatzlampe für bestimmte Projektoren von Acer.
Je höher die Helligkeit, desto teurer werden die Lampen meist. Höchstpreise erzielen die Xenon-Strahler für den "Roadster S+20K" von Christie, ein Outdoor-Klassiker mit 20.000 Ansi-Lumen. Nackt fangen die Preise hier bei 2.500 Euro an, der Neupreis liegt bei über 4.000 Euro, wiederaufbereitete (refurbished) Module kosten je nach Anbieter zwischen 3.482 und 3.739 Euro.
Das sind Preise! Dafür bekommt man im Einstieg schon zehn bis zwölf neuwertige, ausgewachsene Beamer mit SVGA-Auflösung oder sieben bis acht XGA-Geräte mit Helligkeitswerten ab 2.000 Ansi-Lumen. Letztere bilden heute den Mainstream, auch wenn der Trend mehr und mehr zu WXGA-Auflösungen geht.
Preisentwicklung
"Die Beamer-Preise befinden sich im freien Fall. Wie verhält es sich mit den Preisen für Ersatzlampen?", lautet die erste Frage, die ChannelPartner an die Projektorenhersteller in Deutschland gerichtet hat.
"Analog zu den Projektoren sind die Preise für Lampen in den letzten Jahren deutlich gesunken. Angaben zur genauen Entwicklung der Preise über einen bestimmten Zeitraum haben wir aber leider nicht vorliegen", gibt Acer-Produktmanager Jens Becker zur Antwort. Klar, der taiwanesische Hersteller hat sich zwar eine Führungsposition im deutschen Projektorenmarkt erobert, ist aber noch ein relativer Neuling, anders als Panasonic, Kindermann oder NEC Display Solutions etwa.
Längere Lebensdauer
"Ja, die Preise für Projektoren sinken und das werden sie voraussichtlich auch 2010 weiterhin tun. Auf keinen Fall kann man jedoch von einem ‚freien Fall’ sprechen. Auch die Preise für Ersatzlampen werden sich rückläufig entwickeln. Deutlich mehr kann der Kunde jedoch von Technologie-Entwicklungen profitieren, die eine längere Lebensdauer der Geräte und Lampen bewirken", entgegnet Lutz Hardge, Produktmanager bei NEC Display Solutions.
"Wir erwarten wir hier eine eher stabile Preisentwicklung ohne große Überraschungen im Vergleich zur Entwicklung der letzten Jahre", beantwortet Panasonic-Manager Eduard Gajdek die Frage auf die Antwort nach der Preisentwicklung bei Ersatzlampen.
Preise laut Herstellerangaben
"Wo bewegen sich die Lampenpreise je nach Geräteklasse und Helligkeitswerten derzeit?"
Die Antworten der meisten Hersteller beziehen sich auf Projektoren im oben genannten Mainstream-Segment.
"Die Lampenpreise für unsere Projektoren bewegen sich von 219,- Euro UVP für 2.000 Ansi-Lumen bis 369,- UVP für das High-End-Gerät, den SP-A800", erklärt Jürgen Reinhard, Senior Product Marketing Manager bei Samsung.
Beim SP-A800B zum Preis von rund 3.800 Euro handelt es sich um einen Full-HD-Heimkinogerät mit 1.000 Ansi-Lumen bei einer Lampenleistung von 300 Watt, einem Kontrastverhältnis von 10.000:1 und einer maximalen Geräuschentwicklung von 25 dB.
"Die überwiegende Mehrheit der Lampen liegt preislich zwischen 200 und 400 Euro. Bei besonders leistungsstarken Projektoren mit Lichtleistungen von über 4.000 ANSI Lumen kann der Preis auch Richtung 600 Euro gehen", erklärt NEC-Mann Hardge.
Die höchsten Preisangaben für Ersatzlampen macht Panasonic-Kollege Gajdek: "Als ungefähre Richtlinie im Hinblick auf die 2.000 ANSI Lumen-Kategorie kann ich auf unser aktuell günstigstes Einstiegsgerät in der Profi-Klasse verweisen, zum Beispiel den PT-LB75VE mit 2.600 ANSI Lumen. Der UVP für eine Ersatzlampe liegt hier bei zirca 450 Euro brutto. Bei Geräten mit größerer Helligkeit ist der Preis entsprechend höher."
Die geringsten Preisangaben kommen von Dieter Speidel, Produktmanager für Displays und Beamer bei LG Electronics: "Die Lampenpreise belaufen sich bei den 2.000-Lumen-Geräten auf zirka 130 Euro. Bei 4.000 Lumen sind es etwa 180 Euro."
Acer-Manager Becker beantwortet die Frage nach den aktuellen Lampenpreisen etwas globaler: "Je nach Qualität und Hersteller ergeben sich folgende Preisspannen inklusive Mehrwertsteuer: Lampen mit einer Helligkeit von 2.000 bis 2.500 Ansi-Lumen liegen preislich gegenwärtig zwischen 150 und 200 Euro. Ein Exemplar mit 2.600 bis 3.500 Ansi-Lumen kostet zirca 200 bis 300 Euro. Ab einer Helligkeit von 4.000 Ansi-Lumen schlagen die Lampen mit etwa 430 Euro zu Buche."
"Diskussion überflüssig"
Epson-Manager Christoph Lubinus findet die Diskussion über die Lampenpreise überflüssig, nachdem die meisten Geräte des japanischen Herstellers mit einer Lampenlebensdauer von mehr als 4.000 Stunden kommen.
Wie Tintenpatronen
"Epson entwickelt und fertigt seine Lampen selbst. Diese produzieren dank patentierter E-TORL-Technologie (twin optimized reflection lamp) lichtstarke Bilder bei niedrigerem Energieverbrauch. Daraus resultieren eine geringe Wärmeentwicklung und eine hohe Lampenlebensdauer. Das Geschäft mit Ersatzlampen verliert zunehmend an Bedeutung, da die patentierten Epson E-TORL-Lampen eine hohe Lebensdauer von bis zu 5.000 Stunden im Energiesparmodus haben, und das selbst bei unseren Einstiegsprojektoren. Lampen sollten demnach nicht als Verschleißteile oder Consumables (wie beispielsweise Tinte beim Drucker) betrachtet werden, sondern vielmehr als feste Bestandteile eines Projektors", betont Lubinus.
"Aufgrund der kontinuierlichen technischen Verbesserungen bei Lampen haben diese bei neuen Projektorenmodellen oft eine Lebensdauer von 4.000 bis 5.000 Stunden. Dadurch werden bei vielen Projektoren überhaupt keine Ersatzlampen mehr angeschafft oder benötigt", pflichtet ihm Kindermann-Vertriebsleiter Michael Fries bei.
Zahl der Lampenhersteller
"Wie viele Lampenhersteller gibt es eigentlich noch?"
Die meisten Hersteller nennen dabei zwei Bezugsquellen, in der Regel Osram und Philips. Dazu muss laut Lubinus auch noch Epson hinzugezählt werden. Aber damit ist es wohl nicht getan, denn es gibt Newcomer, darunter wohl auch manche schwarzen Schafe, die qualitativ weniger gute Lampen auf den Markt werfen.
Dies deutet zumindest NEC-Manager Lutz Hardge an: "Hier muss man differenzieren. Es gibt einerseits immer weniger Hersteller für Lampen. Auf der anderen Seite steigt jedoch die Zahl der Anbieter, die alternative Modelle, Nachbauten oder aufbereitete Lampen verkaufen. Wir raten den Kunden zur Vorsicht, denn hier wird oft minderwertige Qualität gehandelt und im schlimmsten Fall setzt man sogar seine Garantieansprüche aufs Spiel."
Der Ochsenfurter Distributor und Hersteller Kindermann hat nur "saubere" Ersatzlampen im Portfolio: "Wir legen Wert darauf, dass Kindermann ausschließlich Originallampen der Hersteller anbietet. Es gibt mittlerweile viele Anbieter mit Nachbauten im Markt (ähnlich wie bei Tonern), die versuchen über den Preis Marktanteile zu gewinnen. Qualität und Haltbarkeit sind hier fraglich", erklärt Fries und merkte zur Entwicklung der Lampenpreise noch an:
"In der Regel ist es so, dass der Lampenpreis bei älteren Projektorenmodellen eher anzieht. Teilweise kommt es da auch zu Engpässen." Die eingangs genannten Lampenpreise für Christies Outdoor-Beamer Roadster S+20K scheinen dies zu bestätigen.
Händlermargen
"Welche Margen sind Händler drin?", wollte ChannelPartner als Nächstes wissen. Einige Hersteller sind dabei recht konkret geworden, aber diese im Internet auszuplaudern, wäre beiden Parteien nicht recht.
Die Zeiten hoch zweistelliger Gewinnspannen in dem immer noch stark AV-getriebenen Markt für Projektoren Zubehör sind natürlich längst vorbei. Nach Aussage der Hersteller bewegen sich die Händlermargen mit Ersatzlampen heute im niedrigeren zweitstelligen Bereich von zehn bis maximal 30 Prozent.
"Wir versetzen unsere Partner in die Lage, eine möglichst attraktive Marge mit unseren Produkten zu erzielen. In der Praxis ist die Marge allerdings unterschiedlich und abhängig von mehreren Faktoren, wie unter anderem vom Modell (je erklärungsbedürftiger desto höher), vom Projektvolumen, und von der Wettbewerbssituation", erläutert NEC-Manager Lutz Hardge die Margensituation.
"Nach unserer Einschätzung kann ein Fachhändler je nach Typ zwischen 20 und 30 Prozent an einer Ersatzlampe verdienen. In der Praxis spielt aber die individuelle Preisgestaltung des jeweiligen Fachhändlers die entscheidende Rolle", findet Acer-Manager Jens Becker.
Mengenrabatte?
Die individuelle Preisgestaltung der Händler rührt auch an die nächste Frage an:
"Bieten Sie Fachhändlern zwei Ersatzlampen zum Preis von einer an?" Wenn es solche Angebote heute noch gibt, dann meist nur aktionsgebunden. Ob und wie die Händler die besseren Einkaufskonditionen an ihre Kunden weitergeben, bleibt ihnen meist überlassen.
"Nein, wir bieten hier keinen Mengenrabatt an. Die Preise der Acer-Ersatzlampen sind für solche Aktionen nicht kalkuliert", beantwortet Becker die Frage. Auch Samsung sieht derzeit keine Mengenrabatte für Ersatzlampen vor.
Gleiches gilt für NEC. Hardge betont aber, dass der japanische Hersteller andere Aktionsangebote habe: "Beispielsweise bieten wir speziell im Education Bereich (Schulen) einige Modelle mit einer auf drei Jahre verlängerten Lampengarantie."
Auch Panasonic schließt zwei Lampen zu einem Preis generell aus. "Im Rahmen spezieller Einzelaktionen kann es manchmal vorkommen, dass wir zu einem Gerät eine Ersatzlampe mitliefern", merkt Produktmanager Eduard Gajdek aber noch an. Ähnlich äußert sich auch LG-Manager Dieter Speidel.
Lohnt sich der Kauf noch?
Angesichts von Beamer-Einstiegspreisen von 299 Euro oder 500 Euro für XGA-Modelle stellt sich natürlich die Frage: "Lohnt sich der Kauf einer Eisatzlampe überhaupt noch?"
"Im Preissegment von unter 400 Euro bieten wir unsere Pocket Imager auf Basis der LED-Technologie an. Hier sprechen wir dann auch von einer Lampenlebensdauer von 30.000 Stunden - somit ist ein Lampentausch kein Thema mehr", klopft sich Samsung-Manager Jürgen Reinhard auf die Schulter.
"Die Beantwortung dieser Frage hängt sehr vom Einzelfall ab. In vielen Fällen stellt sich die Frage jedoch gar nicht, weil qualitativ hochwertige Projektoren durch verbesserte Lebensdauer der Lampen einen Austausch während der Nutzungsdauer des Projektors überflüssig machen", meint NEC-Mann Hardge.
"Solche Preissegmente führt LG nicht, dennoch lohnt sich auch hier die Anschaffung einer Ersatzlampe", denkt Produktmanager Dieter Speidel.
"Das hängt ganz vom Preis der Lampe ab. Wenn die Ersatzlampe, wie es bei Acer der Fall ist, mit einem UVP von 145 Euro weniger als die Hälfte eines neuen Projektors kostet, lohnt sich die Investition durchaus", so sieht es schließlich Jens Becker, Produktmanager für Beamer bei dem taiwanesischen Hersteller in Ahrensburg bei Hamburg. (kh)