Gast-Kolumne: IPTV wird zum Massenmarkt - und zum neuen Geschäftsmodell für den aktiven Fachhandel

17.05.2007
Michael Schidlack verantwortet den Konvergenzbereich CE & Digital Home beim Bitkom. Für uns beleuchtet er den CE-Markt in Deutschland und zeigt auf, wie der Fachhändler mit Consumer Electronics erfolgreich sein kann.

Das Internet-basierte Fernsehen (IPTV) wird in den nächsten Jahren voraussichtlich weltweit den Massenmarkt erobern. Global rechnen Analysten von iSuppli bis 2011 mit über 100 Millionen Nutzern. Deutschland muss auf den Boom etwas warten, aber auch hierzulande ist das Wachstumspotenzial erheblich. Nach Schätzungen von Roland Berger und Bitkom werden in Deutschland bis zu 3,5 Millionen Anwender in den nächsten vier Jahren erwartet.

Die Qualitätsprobleme beim Internet-Fernsehen sind weitestgehend gelöst: ruckelfreie Fernsehübertragungen in hochauflösender Qualität sind möglich und auch in Deutschland über das VDSL-Netz bereits Realität. Zudem werden die Komprimierungsverfahren besser und eignen sich zunehmend auch für geringere Bandbreiten. Die entscheidenden Treiber zur weiteren Verbreitung sind nach einer aktuellen Studie des Instituts für Information, Organisation und Management der LMU München, die im Rahmen der Bitkom-Arbeitskreise vorgestellt und diskutiert wurde, wie folgt zu definieren:

1. die Möglichkeiten zur interaktiven Programmwahl (Video on Demand),

2. die Personalisierung der Inhalte und

3. der Zugriff zu programmergänzenden Web-Services.

Für bestimmte Services wie etwa Premium-Inhalte ist der Endkunde durchaus bereit zu bezahlen. Für Inhalte, die mit dem derzeitigen Broadcasting-TV vergleichbar sind, gäbe es jedoch keinen oder nur einen sehr eingeschränkten Bezahlmarkt. Im freien, also kostenlosen Internet-TV (Open-IPTV) hingegen nimmt der Kunde gerne alle Angebote wahr, weltweit werden jetzt schon zirka 7.000 Anbieter gezählt.

Nur: Wie bringt man die Inhalte ins Wohnzimmer und nicht nur auf den heimischen PC? Genau um diese Frage werden sich in den nächsten Jahren interessante neue Märkte eröffnen und entwickeln.

Aus der Zusammenführung der bisher getrennten Anschlüsse für TV und Telefon und dem hohen Bandbreitenbedarf ergibt sich ein Wachstumspotenzial, welches einen ähnlichen Impuls für die Branche ergeben könnte, wie Anfang der 90er Jahre durch das Satellitenfernsehen. Auch hier hat vor allem der Fachhandel profitiert.

Bitkom geht davon aus, dass IPTV ein willkommener Treiber für die sich bislang noch eher behutsam vollziehende CE-Heimvernetzung werden wird. Diese Entwicklung ist in den USA in vollem Gange, in England und Skandinavien entwickeln sich ebenfalls erste spezialisierte Vertriebstypen im Handel. Allen gemein ist, dass sie sich auf hochwertige und anspruchsvolle Kunden fokussieren.

Und damit nicht genug: Der Bandbreitenbedarf innerhalb des Heimnetzwerkes wird - insbesondere bei gleichzeitiger Nutzung mehrerer High-Definition-Quellen - exponentiell ansteigen. Experten rechnen hier mit Bandbreitenbedürfnisse von mehr als 100 MBit/sec bis hin zu 1 GBit/sec. Die typischen, heutigen Verkabelungen und die Standorte der "Dosen" müssen also in der Breite des Marktes verändert werden. Alles im allem also eine erfreuliche Nachricht für die Fachwerkstätten. Voraussetzung für die Teilnahme am Erfolg ist aber die frühzeitige Entwicklung geeigneter Vermarktungskonzepte - und hier sind die Handelskooperationen gefordert. (go)