In Sachen Nachhaltigkeit hat der stationäre Handel gegenüber dem Online-Handel noch die Nase vorn. Doch das ändert sich, wie die aktuellen Auswertungen des Kölner Instituts für Handelsforschung. (IHF) nachweisen. Dabei ermittelte das IHF den so genannten "HANDELSkix"-Index zur Beschreibung der Stimmung im stationären Einzelhandel und den e-KIX, einen Konjunkturindex zur Lage der Online-Händler aus dem IHF-eigenen E-Commerce-Center (ECC). Zur Ermittlung des "HANDELSkix" wurden 403 stationäre Fachhändler befragt, beim Berechnen de "e-KIX" waren es 597 Online-Händler.
Auch Online-Käufer achten zunehmend auch auf so genannte CSR-Aspekte (Corporate Social Responsibility, verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln). Sie achten zum Beispiel immer öfter darauf, ob die im Webshop angebotenen Artikel umweltverträglich sind. Während bereits knapp jeder dritte stationäre Händler aus diesem Grund Anpassungen im Sortiment vorgenommen hat, ist bei den Online-Händlern erst jeder Fünfte aktiv geworden. Vielleicht ist aber bei den Inhabern von physischen Läden der Leidensdruck höher, deren Anteil an der Wertschöpfung im Handel sinkt kontinuierlich, während die Geschäftsaussichten für Online-Händler rosig sind.
Dennoch: Für die Mehrheit der Händler spielt Nachhaltigkeit eine untergeordnete Rolle - völlig konträr zu den Wünschen der Kunden. Sie beschäftigen sich - auch aufgrund zahlreicher öffentlicher Skandale - stärker als bisher mit der Herkunft und Verarbeitung der angebotenen Produkte. Der Handel steht in seiner Funktion als Bindeglied zum Konsumenten dabei besonders vor der Herausforderung, Kundenwünsche frühzeitig zu erkennen und flexibel zu reagieren.
Der IFH-Konjunkturindex aus dem Monat März 2013 zeigt, dass bereits fast jeder dritte stationäre und fast jeder vierte Online-Händler eine veränderte Nachfrage in Bezug auf nachhaltige Produkte beobachtet hat. Weitere Ergebnisse der Befragung bestätigen dies: Rund die Hälfte der teilnehmenden Online-Einkäufer gab an, dass ihnen bei der Auswahl eines Webshops nachhaltige Produkte bzw. Produktions- und Arbeitsbedingungen wichtig seien. Gleichzeitig finden es viele Verbraucher schwierig nachzuvollziehen, ob die angebotenen Produkte auch wirklich nachhaltig produziert wurden.
Umstellungen im Sortiment bisher selten
Die Sortimentsgestaltung ist für den Handel ein zentrales Instrument zur Differenzierung im Wettbewerb und gehört häufig zur ersten Maßnahme in Sachen Nachhaltigkeit. Trotzdem sind nachhaltig ausgerichtete oder angepasste Sortimente bisher selten. Aktuell haben rund 29 Prozent der stationären Händler ihr Sortiment bereits modifiziert und nur 8,2 Prozent planen Anpassungen für die Zukunft. Bei den Online-Händlern zeigt sich ein ähnliches Bild: Nur jeder fünfte Online-Shop-Betreiber hat bereits Veränderungen im Sortiment vorgenommen - knapp 18 Prozent der Befragten gaben an, eine Anpassung ihrer Online-Warentheke zu planen.
"Das zögerliche Verhalten der Händler ist in gewisser Weise verständlich. Die konsequente Umsetzung von Nachhaltigkeit ist sehr komplex. Ab dem Moment der expliziten Kommunikation machen sich Händler auch überprüfbar, daher ist eine absolut umfassende Strategie gefordert", so Bettina Seul, Nachhaltigkeitsexpertin des IFH Köln.
Geschäftslage im Handel: stationär und online etwas verhalten
Der IHF-Index "HANDELSkix" zur Beschreibung er Stimmung im stationären Einzelhandel, fällt im März 2013 wieder schwächer aus als im Vormonat und erreicht nur 90,1 Indexpunkte. Knapp ein Viertel der befragten Händler ist mit der Geschäftslage zufrieden, während knapp 37 Prozent eher negativ gestimmt sind. Die Geschäftserwartung der stationären Händler hingegen klettert weiterhin nach oben und erreicht 123,6 Punkte. Damit nähert sich der Wert für die erwartete Geschäftslage des HANDELSkix dem der Online-Händler an. Letztere, die in den vergangenen Monaten immer äußerst positiv in die Zukunft schauten, scheinen ihre Erwartungen langsam an die tatsächlichen Umsätze anzupassen.
Der IHF-Indexwert "e-KIX" (ECC-Konjunkturindex zur Lage Online-Händler) für die Geschäftserwartung fällt um 6,4 Punkte auf 125,2 Punkte. Auch die aktuelle Geschäftslage (Indexwert = 98,4 Punkte) scheint keine Euphorie unter den Online-Händlern auszulösen. Eine relative Mehrheit (38,7 Prozent) beurteilt ihre aktuelle Geschäftslage neutral - lediglich knapp 30 Prozent sehen positiv in die Zukunft. (rw)