ISDN-Ende in Sicht

Fünf Tipps für den Umstieg auf All-IP

05.10.2017 von Andreas Th. Fischer
Der Abschied von ISDN bietet viele Chancen für den Fachhandel, sich bei ihren Kunden als kompetente Partner zu positionieren. Marten Krull vom Systemhaus IP Dynamics hat fünf Tipps verfasst, die den Umstieg auf All-IP erleichtern sollen.

Klassische Telefonanlagen und ISDN haben bald ausgedient. Bis Ende des kommenden Jahres will die Deutsche Telekom ihre Technik komplett auf All-IP umstellen. In dieser heißen Phase kann der Channel bei Bestandskunden punkten und neue Kunden hinzugewinnen. Gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen besteht noch viel Beratungsbedarf, da sie die Umstellung als kompliziert einschätzen und deswegen nicht selten auf die lange Bank geschoben haben.

"ISDN-Anlagen sind Auslaufmodelle, für die es keine Weiterentwicklung geben wird." Marten Krull, Sales Manager IPD NOW bei IP Dynamics
Foto: IP Dynamics

Auch wenn manche TK-Anbieter noch Gnadenfristen bis 2022 gewähren wollen, führt nach Ansicht von Marten Krull, Sales Manager IPD NOW bei IP Dynamics, kein Weg an der Zukunft von VoIP (Voice over IP) vorbei. Krull betont, dass die IP-Telefonie sogar einige Vorteile gegenüber ISDN biete. Unternehmen sollten beim Umstieg jedoch einige Punkte beachten, um einen reibungslosen Geschäftsbetrieb sicherzustellen.

Höhere Flexibilität durch All-IP

Positiv hebt Krull etwa die "hohe Flexibilität durch nicht ortsgebundenes Arbeiten" hervor. "Mitarbeiter können auch außerhalb des Unternehmens über ihre gewohnte Festnetz-Dienstnummer via Internet telefonieren", so Krull. Hierfür müsse lediglich ein Software-Telefon auf dem Laptop, Tablet oder Smartphone installiert sein. Die Konfiguration von etwa Rufumleitungen oder wenn bestimmte Rufnummern gesperrt werden sollen könne dann im Browser erfolgen. Auch Präsenzinformationen, Chats oder individuelle Mailboxen seien bei IP-Anlagen "einfacher bedienbar und besser ins System eingebunden".

Umbau der Telekom-Netze
Breitbandausbau der Deutschen Telekom
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Mit diesen "Softphones" können zudem Schnittstellen zu Outlook eingerichtet werden. "Kontakte können so bequem ausgewählt und angerufen werden", erläutert Krull. Auch die flexible Skalierbarkeit sei ein weiterer Vorteil der neuen Technik. "Unternehmen buchen neue Kanäle einfach online hinzu."

Empfehlungen zum ISDN-Abschied

Krull hat darüber hinaus fünf Tipps formuliert, die seiner Ansicht nach für einen "reibungslosen Umstieg auf IP-Telefonie" sorgen:

1. Sich von Altlasten befreien und keine alte Telefonanlage hochrüsten

Zwar sei es möglich, bestehendes ISDN-Equipment übergangsweise über Gateways und Router auch an einem IP-Anschluss zu betreiben. Er empfiehlt dies jedoch nicht. "ISDN-Anlagen sind Auslaufmodelle, für die es keine Weiterentwicklung geben wird." Statt in eine Zwischenlösung zu investieren, sollten Unternehmen "besser gleich auf eine neue reine IP-Anlage setzen". Dann bekommen sie auch gleich alle Zusatzfunktionen. Krull weist zudem auf die Möglichkeit hin, Telefonie als Service aus der Cloud beziehen zu können.

2. IP-Technik besser mieten statt kaufen

Weil sich die IP-Welt ständig und schnell ändere, rät Krull nicht dazu, eine neue Anlage gleich selbst zu kaufen. Besser sei es, eine Vor-Ort-Anlage zu mieten oder eine Cloud-Lösung zu wählen. "Die monatlichen Kosten unterscheiden sich hierbei nicht erheblich", so Krull. Kunden müssen sich dann etwa nicht mehr selbst um die Wartungs- und Stromkosten kümmern. Ein weiterer Vorteil von Mietmodellen bestehe in der steuerlichen Absetzbarkeit: "Im Gegensatz zu einer einmaligen Investition in entsprechende Hardware, können die Mietkosten als laufende Kosten abgesetzt werden."

Auch der deutsche Telefonie-Anbieter Snom hat vor kurzem angekündigt, seine IP-Telefone in Zukunft auch vermieten zu wollen. Unternehmen sollen dadurch laut Anbieter "zu überschaubaren monatlichen Kosten stets die neuste Hardware erhalten" können.

IP-Telefon auch zum Mieten: Das C520 von Snom
Foto: Snom

3. Sanfte Migration der neuen IP-Anlage

Krull empfiehlt des Weiteren, sich für eine sanfte Migration zu entscheiden und nicht auf einen Schlag alles umstellen zu wollen. Bei der sanften Migration würden beiden Technologien vorübergehend parallel im Unternehmen existieren. Erst wenn alles eingerichtet sei und alle internen Tests erfolgreich waren, solle komplett auf VoIP umgestellt werden. "Dies vermeidet den Totalausfall der Telefonanlage im laufenden Geschäftsbetrieb", kommentiert Krull.

4. Schnelle Internetverbindung ist eine Grundvoraussetzung

Ganz wichtig sei auch das Vorhandensein einer schnellen Internetverbindung, die zudem speziell auf Telefonanlagen ausgerichtet sein müsse. Krull: "Sonst stocken die Gespräche oder können ganz abreißen." Die benötigte Telefonanlage und die entsprechende Bandbreite sollten genau aufeinander abgestimmt werden.

5. Peripherie-Geräte prüfen lassen

Als fünften und letzten Tipp rät Krull dazu, auch gleich noch andere im Unternehmen eingesetzte Anlagen wie Gegensprechanlagen, Türklingeln und Fahrstühle darauf zu prüfen, ob sie in die neue IP-Welt eingebunden werden können.

Fazit

Der Umstieg auf All-IP ist für viele Unternehmen eine erhebliche Herausforderung. Das hat für den Fachhandel aber auch Vorteile. So ist der Bedarf für Unterstützung gerade bei KMUs hoch. Kompetente Händler und Systemhäuser können sich als starke Partner profilieren und ihren Kunden in allen Phasen der Migration zur Seite stehen. Dann folgen auch weitere Aufträge.