Frauen sind von Datenklauangriffen im Internet stärker betroffen als Männer. Im Rahmen einer aktuellen Untersuchung des US-Sicherheitsunternehmens Affinion Security Center (ASC) gaben rund 17 Prozent der befragten weiblichen Nutzer an, durch Identitätsdiebstahl im Internet bereits um 1.000 Dollar oder mehr betrogen worden zu sein. Bei den Männern liegt der entsprechende Wert mit zehn Prozent deutlich niedriger. Dieses Ergebnis überrascht umso mehr in Anbetracht der Tatsache, dass Frauen offensichtlich ein weitaus stärkeres Gefahrenbewusstsein in Bezug auf die Preisgabe persönlicher Informationen im Web an den Tag legen als ihre männlichen Mitmenschen. Laut vorgelegtem Bericht sind 80 Prozent der befragten Frauen "sehr besorgt" über derartige Übergriffe von Cyber-Kriminellen. Bei den Männern liegt dieser Anteil lediglich knapp unter 60 Prozent.
Über die Gründe für die geschlechterspezifischen Unterschiede haben auch die Verantwortlichen beim ASC keine endgültige Erklärung parat. "Der Unterschied hat womöglich mit der Tatsache zu tun, das Frauen in der Regel den Einkauf im Haushalt erledigen", vermutet der CEO des Security-Anbieters Tom Rusin gegenüber Cnet. Da die Einkaufstätigkeit sich mittlerweile auch zunehmend ins Internet verlagert habe, sei es durchaus vorstellbar, dass dadurch auch die Bedrohung von Cyber-Kriminalität bei weiblichen Online-Shoppern zunehme. "Für diese Unterschiede gibt es wohl keine pauschale Erklärung", meint Martin Penzes vom IT-Sicherheitsunternehmen Eset. Der Security-Experte geht zwar davon aus, dass Männer sich prinzipiell stärker mit IT-Themen beschäftigen würden und daher auch besser um die diesbezügliche Problematik der Internetkriminalität Bescheid wüssten. "Ich glaube aber nicht, dass das in diesem Zusammenhang tatsächlich ausschlaggebend ist", stellt Penzes klar.
Identitätsdiebstahl im Web sei mittlerweile zu einem zunehmenden Sicherheitsproblem geworden. "Mit der steigenden Beliebtheit der Nutzung von Web-2.0-Plattformen wie sozialen Netzwerken à la Facebook und Co nimmt auch gleichzeitig die Gefahr einer entsprechenden Attacke von Cyber-Kriminellen zu", erklärt Penzes. Für diese böten sich heute sehr vielfältige Angriffsmöglichkeiten, die zumeist von finanziellen Interessen getrieben seien. "Neben dem Auslesen von Kreditkartendaten bei Online-Shops zeichnet sich bereits deutlich ein Trend zum Missbrauch von User-Daten in Social Communitys ab. Hacker knacken dabei beispielsweise einen Facebook-Account, geben sich für dessen Inhaber aus und verschicken falsche Nachrichten an die Freunde des jeweiligen Nutzers. Darin wird nicht selten eine Notlage des Betroffenen inszeniert, die sich nur beseitigen lässt, wenn seine Online-Kontakte ihm einen bestimmten Geldbetrag zukommen lassen", schildert Penzes.
Die aktuell veröffentlichte ASC-Studie ist nicht die erste Untersuchung, die zu dem Ergebnis kommt, dass Frauen in puncto Identitätsdiebstahl im Netz häufiger zum Opfer werden als Männer. So hatte erst im Februar dieses Jahres eine Analyse des US-Finanz-Consulting-Dienstleisters Javelin Research ergeben, dass bei weiblichen Nutzern die Wahrscheinlichkeit eines entsprechendes Übergriffs im Durchschnitt um 26 Prozent höher liegt als bei ihren männlichen Konterparts. (pte/rw)