Der Nachfolger von Windows Vista hat nun offiziell einen Namen: Windows Vista wird durch Windows 7 abgelöst werden. Im Vorfeld war lange darüber spekuliert worden, wie der Vista-Nachfolger heißen könnte. Von Windows 2009 war ebenso die Rede, wie Windows Next. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um den Vista-Nachfolger.
1. Hat der Name Windows 7 etwas zu bedeuten?
Letztendlich hat sich Microsoft dazu entschlossen, den Codenamen "Windows 7" zum finalen Namen zu küren. Ein Novum in der Windows-Geschichte: Bisher trugen Windows-Versionen während ihrer Entwicklung so klangvolle Namen wie "Memphis" (Windows 98), "Millennium" (Windows Me), "Whistler" (Windows XP) und "Longhorn" (Windows Vista).
Dabei sollte nicht vergessen werden, dass der Vista-Nachfolger vom Namen her durchaus eine bewegte Geschichte hinter sich hat. Die Entwicklerversion von Windows XP wurde nach dem Erholungsgebiet "Whistler" im kanadischen Bundesstatt British Columbia benannt.
Noch ehe Windows XP fertig war, erklärte Microsoft im Jahr 2000, dass XP durch ein Windows mit dem Codenamen "Blackcomb" abgelöst werden sollte. In Whistler liegt das Skigebiet Blackcomb. Die Ski-Veranstaltungen der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver finden übrigens in Blackcomb statt. Letztendlich kam es jedoch anders: Microsoft entschied sich, zwischen Windows XP und Windows "Blackcomb" eine weitere Version zu veröffentlichen, die schließlich unter dem Namen "Longhorn" entwickelt wurde.
Den Weg von "Whistler" (Windows XP) zu Windows "Blackcomb" sollte also "Longhorn" (Vista) überbrücken. Und in der Tat hat der Name auch diese Bedeutung: Die beiden Gebiete verbindet eine Straße, an der die Kneipe Longhorn Saloon liegt. Die Wahl der Codenamen sollte also den Weg der Entwicklung der Betriebssysteme von Whistler angefangen bis hin zu Blackcomb verdeutlichen.
Ein Windows "Blackcomb" wird es dennoch nie geben. Der Codename für diese Windows-Version wurde zunächst in "Vienna" geändert und seit Anfang 2007 trägt der Vista-Nachfolger den Namen "Windows 7". Unter diesem Namen soll das Betriebssystem letztendlich auf den Markt kommen.
2. Was hat die "7" im Namen genau zu bedeuten?
Der Windows-Vista-Nachfolger erhält die "7" im Namen, weil es sich um die siebte Windows-Version handelt. Dabei musste Microsoft allerdings etwas tricksen, wie folgende Übersicht zeigt (die ersten drei Windows-Versionen werden nicht aufgelistet):
Die Versionsnummern der Vorgänger:
Version 4: Windows 95
Version 4.0.1998: Windows 98
Version 4.10.2222: Windows 98SE
Version 4.90.3000: Windows ME
Version 5: Windows 2000
Version 5.1: Windows XP
Version 6: Windows Vista
Version 7: Windows 7
Auffällig ist, dass Windows XP "nur" eine im Vergleich zu Windows 2000 leicht erhöhte Versionsnummer besitzt, obwohl es sich bei XP natürlich um einen "Major Release" handelt. Außerdem hat Microsoft gleich vier Windows-Versionen mit einer Versionsnummer zusammengefasst: Windows 95 bis Windows ME.
Aber jetzt wird´s noch verwirrender: Bei der Auslieferung wird Windows 7 nicht die Versionsnummer 7 ausgeben, wenn man "ver" eingibt, sondern die Versionsnummer 6.1...
3. Wird Windows 7 einen neuen Kernel besitzen?
Nein. Windows 7 wird auf dem Windows-Vista-Kernel basieren. Das dürfte die Komplikationen mit anderen Programmen vermeiden, die für Vista in der Anfangsphase charakteristisch waren.
4. Welchen Status hat Windows 7 derzeit?
Eine ausgewählte Gruppe von Testern beschäftigt sich bereits mit einer Vorabversion namens Milestone 3. Die Version wurde mittlerweile auch aktualisiert. Auf der PDC 2008 in Los Angeles (Professional Developer Conference) wird Microsoft die erste offizielle Vorabversion präsentieren. Auch bei dieser Version wird es sich nicht um eine Beta, sondern um eine Pre-Beta-Version handeln. Mit der ersten Beta dürfte aber noch in diesem Jahr zu rechnen sein.
Die PDC und auch die kurz danach stattfindende WinHEC (Windows Hardware Engineering Conference) werden ganz im Zeichen von Windows 7 stehen.
5. Wie schreitet die Entwicklung voran?
Viele fragen sich, wie Microsoft einen derart ambitionierten Zeitplan einhalten kann – immerhin hat es fünf Jahre gedauert, Vista an den Start zu bekommen. Ein Grund dafür ist Steven Sinofsky, der seit 2006 für die Entwicklung von Windows zuständig ist. Er ist bekannt für seine fachmännischen Ablaufpläne, mit denen er regelmäßig alle 18 Monate eine neue Version von Microsoft Office ermöglicht. Windows 7 ist Sinofskys nächster großer Prüfstein und vielleicht sein Vermächtnis an Microsoft.
Für Windows Vista war Jim Allchin verantwortlich, der seit Anfang der 1990er Jahre alle wichtigen Komponenten der Windows-Client- und -Server-Betriebssysteme verantwortete. Mit dem Erscheinen von Windows Vista verließ Allchin nach 16 Jahren das Unternehmen.
6. Wann erscheint die finale Version?
Microsofts Senior Vice President Bill Veghte erklärte im Juni in einem Brief an Unternehmenskunden, Microsoft plane die Veröffentlichung von Windows 7 etwa drei Jahre nach dem allgemeinen Start von Vista. Vista kam Januar 2007 auf den Markt. Obwohl es Microsoft mit derartigen Ankündigungen sonst nicht so genau nimmt, gehen Experten davon aus, dass laut Veghtes Nachricht Windows 7 Ende 2009 erscheinen wird. Bill Gates machte im Februar ähnliche Andeutungen. Einige Berichte gehen sogar von einem Verkaufsstart im Juni 2009 aus.
Vom derzeitigen Entwicklungsstadium ausgehend, dürfte es eher unwahrscheinlich sein, dass Windows 7 im Juni 2009 erscheint. Ein eher wahrscheinliches Szenario: Ende 2009 erhalten Unternehmenskunden Windows 7 und Anfang 2010 erfolgt die Veröffentlichung für Endkunden. Microsoft hätte damit das ursprünglich gesteckte Ziel erreicht.
7. Welche Funktionen wird Windows 7 besitzen?
Vor allem zu diesem Thema hält sich Microsoft bisher äußerst bedeckt. Der Milestone 3 von Windows 7 hat allerdings schon mal die Richtung gezeigt, in der die Windows-Entwicklung geht: Windows wird entrümpelt und nicht notwendige Komponenten werden entfernt und künftig den Anwendern extra zum Download angeboten. Das hat den Vorteil, dass Bugs in diesen Komponenten nicht die Fertigstellung des Betriebssystems verzögern und das Betriebssystem selbst schlanker wird. Zu den populärsten Programmen, die aus Windows herausfliegen, gehören Windows Mail (früher Outlook Express) und Windows Movie Maker.
Im Mai zeigten Gates und CEO Steve Ballmer eine erste Windows-7-Demo, in der Multitouch-Interface zu sehen war, das an die Touchscreen-Bedienung des iPhones erinnert. Vor seinem Rücktritt im Juli erklärte Gates, dass die Synchronisierung zwischen den Live Services und Windows 7 eine große Rolle spielen wird, ebenso wie digitale Tinte und zusätzliche Sprachunterstützung. Es gibt Hinweise, dass Windows 7 modularer aufgebaut sein wird, ähnlich wie Windows Server 2008 Server Core. Auch die Leistung soll gesteigert werden. Aktuelle Screenshots der Milestone-3-Version zeigen, dass die Ribbon-Toolbar auch in Wordpad und Paint auftaucht. Zudem ist von neuen Funktionen für eine schnelle Installation die Rede. IT-Administratoren warten dagegen noch auf Funktionen, die ihnen das Leben leichter machen.
8. Was gibt´s Neues für Gamer?
DirectX 10 bzw. DirectX 10.1 wird durch DirectX 11 abgelöst werden, für das Microsoft noch keinen konkreten Termin genannt hat. Die neue Version wird "Compute Shaders" unterstützen und damit die GPU-Berechnungen vereinheitlichen. GPUs spielen in Systemen eine immer größere Rolle und werden ebenso wie CPUs immer leistungsstärker. Das wird mit der neuen DirectX-Version berücksichtigt. Die gute Nachricht: DirectX 11 wird zu DirectX 10 abwärtskompatibel sein.
Vista-Anwender, die ein Spiel mit "Games for Windows"-Logo installieren, finden das Spiel im Spiele-Explorer wieder, inklusive Angaben darüber, für welche Altersgruppen das Spiel freigegeben ist, einer Information die vom in Vista integrierten Jugenschutzsystem genutzt wird.
In einer Präsentation auf dem Gamefest 2008 (Powerpoint-Download) kündigte Microsofts Kevion Gee an, dass der Spiele-Explorer um die Funktion "Games Update Notifications" erweitert werden wird. Diese Funktion soll in künftigen Version des Spiele-Explorers enthalten sein und Anwender darüber informieren, sobald ein Update für ein Spiel vorliegt. Gamer müssen sich also künftig nicht mehr darauf verlassen, dass die Entwickler eine Autoupdate-Funktion integrieren oder Spiele-Websites nach Updates durchforsten.
Alle Spiele, die den Spiele-Explorer nutzen und damit das "Games for Windows"-Logo tragen, sollen von der neuen Funktion profitieren. Dabei wird der Publisher selbst entscheiden können, über welche Server die Updates an die Spieler ausgeliefert werden. Für Spieler ergibt sich außerdem der Zusatznutzen, dass die Art und Weise, wie sich die Spiele aktualisieren, immer gewohnt gleich ausfällt.
Ebenfalls geplant: Microsoft will die Unterstützung von Windows für Systeme, an denen mehrere Bildschirme angeschlossen sind, verbessern.
9. Was geschieht mit der Benutzerkontosteuerung (UAC)?
Microsoft ist weiterhin der Ansicht, dass die Idee, die hinter der Benutzerkontosteuerung steckt, gut ist und daher diese Funktion auch in Windows 7 enthalten sein wird. Dennoch räumt man auch ein, dass die Funktion für den Vista-Nachfolger verbessert werden muss. So habe man sich zum Ziel gesetzt, die Anzahl zu reduzieren, bei denen die Benutzerkontosteuerung völlig unnötig aktiv wird, so dass der Anwender sicher sein kann, dass wenn die Benutzerkontosteuerung zuschlägt, auch seine volle Aufmerksamkeit notwendig ist.
Die weiteren Ziele: Anwender sollen sich wieder so fühlen, als hätten sie das System völlig unter Kontrolle. Außerdem sollen die Fenster der Benutzerkontosteuerung informativer gestaltet werden, so dass der Anwender genauer entscheiden kann, was er zulassen möchte und was nicht. Zu guter Letzt verspricht Microsoft, dass der Anwender mehr Kontrolle über die Benutzerkontosteuerung erhalten wird.
"Wir haben klar und deutlich gehört, dass ihr frustriert seit. Ihr findet, dass die (UAC-)Mitteilungen zu häufig erscheinen, lästig und verwirrend sind", sagte Windows-7-Entwickler Ben Fathi kürzlich und versprach, dass man bei Windows 7 die Kritikpunkte an der Benutzerkontosteuerung aus der Welt schaffen wolle.
10. Wird es eine Server-Version geben?
Das Betriebssystem für Clients wird als große neue Version beworben (mit kleinen Änderungen des Vista-Codes), eine eigenständige Server-Version wird es dagegen nicht geben. Laut Microsoft-Angaben wird Windows 7 das ursprünglich geplante Windows Server 2008 R2 sein. Vor einigen Wochen bestätigte das Unternehmen, dass R2 eine Live-Migration-Funktion zur Virtualisierungsplattform mitbringen wird. Erscheinen soll Windows 7 als Minor Release für Server Anfang 2010.
11. Müssen Anwender für Windows 7 etwas zahlen?
Die Freigabetermine werden entscheidend sein. Vista-Nutzer mit Software-Assurance-Abo müssen für Windows 7 nichts zahlen, sofern es innerhalb der Vertragslaufzeit ausgeliefert wird. Anwender, die per Downgrade von Vista noch immer auf Windows XP setzen, erhalten den sogenannten Mainstream-Support bis 14. April 2009. Dieser beinhaltet kostenfreien Support, kostenpflichtigen Support von Anfragen oder Abrechnung auf Stundenbasis, Garantieanfragen und Hotfix-Support. Kommt Windows 7 Mitte 2009 auf den Markt, wäre der April ein guter Zeitpunkt, um die Nachfrage nach Upgrades anzukurbeln.
12. Wo halte ich mich über Windows 7 auf dem Laufenden?
Microsoft hat das Entwickler-Blog Engineering Windows 7 gestartet, auf dem Sinofsky und sein Kollege Jon DeVaan die Öffentlichkeit über Entwicklungsschritte auf dem Laufenden halten sollen. Bislang gibt es dort keine Details zu Windows-7-Funktionen zu lesen. Sinofsky sagte jedoch, es sei Ziel des Teams, Versprochenes einzuhalten. Weil das bei Vista nicht gelungen war, wirkte das Betriebssystem ein wenig wie ein Trostpreis. Bislang gehen die Entwickler in dem Blog aber nur so weit, eine tolle Version von Windows 7 in Aussicht zu stellen. (PC-Welt/tö)