"Josie" soll Fluggäste beraten

Flughafen München testet humanoiden Service-Roboter

16.02.2018 von Peter Marwan
Der Franz-Josef-Strauß-Flughafen in München experimentiert mit einem für die Interaktion mit Fluggästen konzipierten Service-Roboter. Die Hardware stammt von der japanischen Firma SoftBank, die erforderliche Intelligenz liefert IBM.

Am Flughafen München hat eine mehrwöchige Testphase mit einem "Josie Pepper" genannten, humanoiden Service-Roboter begonnen. Der 1,20 Meter große Roboter wird zunächst im nichtöffentlichen Bereich des Terminals 2 eingesetzt und spricht nur Englisch. Dort begrüßt er Passagiere und beantwortet ihnen auf den Flughafen und den Aufenthalt dort bezogene Fragen.

Josie, deren Namen auf den Namenspatron des Münchner Flughafens, Franz Josef Strauß, anspielt, ist dazu per WLAN mit dem Internet verbunden. Zur Beantwortung der ihr gestellten Fragen wird auf die IBM-Cloud und die dort laufende Watson-Technologie von IBM für künstliche Intelligenz zurückgegriffen.

Am Flughafen München beantwortet der Roboter Josie in einer Testphase im nichtöffentlichen Bereich von Terminal 2 seit 15. Februar 2018 Anfragen von Fluggästen.
Foto: Airport Munich

In der Cloud wird die Spracheingabe verarbeitet, interpretiert, mit den Daten des Flughafens verknüpft und daraus dann eine individuelle Antwort auf die gestellte Frage formuliert. Vorgefertigte Antworten gibt es bei Josie dem Flughafenbetreiber zufolge nicht. Allmählich lerne der Computer jedoch, Fragen und die zu deren Beantwortung relevanten Informationen immer besser miteinander zu verknüpfen. Dadurch könne Josie dann mit der Zeit präzisere Antworten liefern.

Praxiserfahrungen mit humanoiden Service-Robotern

In der Pilotphase soll zunächst herausgefunden werden, wie das sich auf Rollen selbstständig in seinem Tätigkeitsgebiet bewegende System bei den Passagieren ankommt. Zwar ist München der erste Flughafen in Deutschland, der eine derartige Lösung erprobt, aber Erfahrungen aus der Praxis gibt es in vergleichbaren Bereichen inzwischen schon reichlich.

SoftBank hatte 2012 für über 100 Millionen Dollar das französische Unternehmen Aldebaran übernommen. Auf dessen erste Produkte geht die nun unter dem Namen Pepper angebotene Roboterreihe zurück. Sie wird in Japan bereits seit Juni 2015 auch an Privatleute verkauft.

Firmen werden die Pepper-Roboter schon länger für den Dienstleistssektor angeboten. Eines der ersten Anwenderunternehmen war im Frühjahr 2016 die Hotelkette Hilton. Deren Connie genanntes Roboter-Modell nahm damals im Bereich der Rezeption des Hilton McLean im US-Bundesstaat Virginia testweise die Arbeit auf. Es wird ebenfalls von IBMs Watson-Technologie unterstützt.

Saturn hat bereits im Weihnachtsgeschäft 2016 in Ingolstadt mit dem Einsatz von Service-Robotern experimentiert und das Konzept 2017 auf Berlin und Hamburg ausgeweitet.
Foto: Media-Saturn

In Deutschland sorgte 2016 im Weihnachtsgeschäft im Saturn-Markt in Ingolstadt Deutschlands erster Assistenzroboter im CE-Handel für Aufsehen. Er wurde "Paul" genannt und sollte Kunden zu ihrem Wunschprodukt führen. Offensichtlich tat er das trotz der gegenüber den Pepper-Robotern etwas einfacheren Ausstattung und Konzeption erfolgreich: Im Dezember 2017 wurde das Konzept auch in Saturn-Märkten in Berlin und Hamburg eingeführt.

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