Die tierischen Bewohner der Ozeane legen auf ihrer Futtersuche und Paarung teils enorme Wegstrecken zurück und folgen dabei wiederkehrenden Routen. Das zeigen Meeresforscher aus fünf Ländern in der Zeitschrift "Nature". Im Rahmen von "Tagging of Pacific Predators" (http://topp.org), der größten jemals durchgeführten Biologging-Studie, konnten sie ein völlig neues Bild der Tierwelt im Pazifik zeigen.
In zehn Jahren versahen die Forscher 23 der wichtigsten Raubtiere des Pazifiks mit insgesamt 4.306 elektronischen Sensoren. Ergänzt wurde der dabei entstandene Datenberg durch Satellitenmessungen. "Sensoren sind heute kleiner denn je und verfügen über Batterien mit drei Jahren Lebensdauer. Das war früher undenkbar", erklärt Jesse Ausubel, Mitbegründer des "Census of Marine Life".
Bisher unvorstellbar war auch das Bild des Ozeans, das sich den Forschern nun bot. "Regelrechte Hauptverkehrsrouten wurden im Meer sichtbar. Ähnlich wie sich der Mensch auf Straßen, Flugrouten oder Gleisen bewegt, gibt es auch im Meer regelrechte Autobahnen für die Tiermigrationen", so Ausubel. Die beiden Hauptverbindungen, die auch Hotspots der Artenvielfalt sind, sind der Kalifornienstrom entlang der Westküste Nordamerikas sowie die Verbindung zwischen West- und Ostpazifik auf halbem Weg zwischen Hawaii und Alaska.
Manche Tiere legen über 2.000 Kilometer zurück - darunter Albatros, Sturmtaucher, Lachshai oder Blauflossen-Thun, wobei letzterer auf seiner Reise sogar den gesamten Pazifik vom japanischen Meer bis nach Kalifornien durchquert. Makohai, Blauwal, Elefantenrobbe oder Lederschildkröte bevorzugen teils Nord-Süd-Strecken, andere bleiben nahe am Ufer oder in geringer Wassertiefe. "Unerklärlich ist uns die hohe Präzision, mit der einige Arten in bestimmten Rhythmen wieder in ihr Ursprungsgebiet zurückkehren", berichtet Ian Johnson von der Dalhousie University.
Relevant sind die Ergebnisse besonders für den Artenschutz. "Wohin sich Tiere bewegen, ist eine wichtige Information. Zudem können wir nun auch besser ausschließen, dass Tiere in Zählungen doppelt aufscheinen", so Ausubel. In der Weiterführung des Projekts, das eines Tages auch auf den Atlantik und Indik ausgeweitet werden könnte, wollen die Forscher auch zeigen, wie der Klimawandel die Rhythmen der Meere verändert. (pte/haf)