Facebook nur bedingt geeignet

Firmen suchen auf den falschen Portalen nach Nachwuchs

02.09.2024 von Armin Weiler
Unternehmen tun sich mitunter schwer, Bewerber und Bewerberinnen für ihre Ausbildungsplätze zu gewinnen. Dies könnte auch an einer falschen Social-Media-Strategie liegen, vermutet die Bertelsmann Stiftung.

Spricht man Menschen unter 30 auf Facebook an, erntet man oft nur ein müdes Lächeln. Die Social-Media-Plattform wurde längst in der Gunst der Jüngeren von TikTok oder Instagram überholt.

Jeder vierte junge Mensch meint, dass es in Deutschland zu wenig Ausbildungsplätze gibt. Trotzdem blieben zuletzt über 70.000 Lehrstellen unbesetzt.
Foto: New Africa - shutterstock.com

In Unternehmen halten viele Personalverantwortliche hingegen Facebook immer noch für das Nonplusultra der Social-Media-Kommunikation. Dass junge Menschen und Betriebe häufig nicht zueinander finden, könnte auch daran liegen, dass die Suche nach Nachwuchskräften schlicht und einfach auf den falschen Plattformen stattfindet.

Bei der Nutzung von sozialen Netzwerken gibt es laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung auffällige Abweichungen: Instagram ist jeweils am beliebtesten, doch während 71 Prozent der Unternehmen auf Facebook über ihre Ausbildungsplätze informieren, sucht hier nur ein Viertel der jungen Menschen nach Ausbildungsangeboten. Umgekehrt nutzen junge Menschen häufig YouTube (47 Prozent), WhatsApp (38 Prozent) und TikTok (30 Prozent) - diese Kanäle werden von Unternehmen aber deutlich seltener bespielt, bei YouTube beispielsweise nur von 18 Prozent.

Die Nutzung von Social-Media-Kanälen unterscheidet sich stark seitens der Anbieter von
Foto: Bertelsmann Stiftung

Stärker am Medianverhalten orientieren

Die Studienautoren sprechen von "Verbesserungspotenzial" beim Ausbildungsplatz-Marketing über Social Media. "Unternehmen sollten ihre Kommunikation stärker an das Medienverhalten der jungen Menschen anpassen, um mehr potenzielle Bewerberinnen und Bewerber zu erreichen", empfehlen die Autoren. Auch bei der analogen Kommunikation lohnt ein genauerer Blick: So nutzen vor allem Jugendliche mit niedriger Schulbildung Stellenanzeigen in Zeitungen oder den Aushang an schwarzen Brettern in Schulen häufiger, als Unternehmen es tun.

Die Studie zeigt noch eine weitere interessante Abweichung: Während knapp drei Viertel der Unternehmen angeben, dass für die Besetzung einer Ausbildungsstelle persönliche Kompetenzen gegenüber formalen Abschlüssen immer bedeutender werden, glaubt das nur etwas mehr als die Hälfte der jungen Menschen. Für Clemens Wieland, Experte für berufliche Bildung bei der Bertelsmann Stiftung, liegt hierin eine große Chance: "Junge Menschen sollten selbst bei schwächeren Noten nicht auf eine Bewerbung verzichten, sondern auf ihre Stärken vertrauen. Unternehmen können Kandidatinnen und Kandidaten gezielt zur Bewerbung motivieren, indem sie den Stellenwert persönlicher Kompetenzen in Ausschreibungen herausstellen", meint Wieland.

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