Auf Grundlage einer aktuellen Umfrage durch OnePoll hat GoTo eine Studie zu Strategien von Unternehmen zum Stand der Vorbereitungen auf eine mögliche Rezession und den dafür getroffenen Maßnahmen vorgestellt. Für die Studie befragte OnePoll zwischen 25. August und 2. September 2022 rund 3.700 Führungskräfte und IT-Entscheider in Deutschland, USA, Großbritannien, Frankreich, Australien, Indien, Malaysia, den Philippinen und Singapur.
Die aktuelle Studie ergänzt den von GoTo schon früher vorgelegten Bericht "State of Worklife 2022", der sich mit den Entwicklungen bei flexiblen Arbeitsplatzmodellen in einer von Unsicherheit geprägten Zeit beschäftigt. Wie viele andere Erhebungen zu den Veränderungen kommt auch der State-of-Worklife-Bericht zu der Erkenntnis, dass sich im dritten Jahr des "Lebens mit COVID" Remote Work und Hybrid Work fest etabliert haben. Untermauert wird das durch Zahlen aus einer vom Hersteller im ersten Quartal 2022 zusammen mit Frost & Sullivan durchgeführten Umfrage. Demnach arbeiteten 27 Prozent Remote, 54 in einem Hybrid-Modell und nur 19 dauerhaft im Büro.
Büro, Homeoffice oder Hybrid-Modelle - nix ist fix
Allerdings deutete die Mehrheit der Befragten auch an, dass die damals gängige Praxis immer noch in einer Probephase sei: Ein Drittel wollten es in den kommenden vier bis sechs Monaten einer Prüfung unterziehen, ein Viertel wollten sich sieben bis zwölf Monate Zeit lassen und gut ein Fünftel hoffte, sich bereits in weniger als drei Monaten eine abschließende Meinung gebildet zu haben.
Die Autoren des GoTo-Berichts stellen aber auch fest: "Es gibt keinen klaren Konsens darüber, 'wie man Hybrid Work macht' oder wie der Alltag nach der Pandemie aussehen wird. Es bleibt ein klares Gefühl, dass der neue Status quo - wie immer er aussehen wird - sich erst noch herauskristallisieren muss."
Der andauernde Wandel und die Ungewissheit, was eigentlich erforderlich ist, belastet auch die IT-Abteilungen. 37 Prozent von ihnen sagen, sie haben deutlich mehr zu tun, 39 Prozent immerhin noch etwas mehr. Und die Arbeit ist nicht immer angenehmer geworden: Weil es um Themen wie Arbeitsplatz, Kommunikations- und Kollaborations-Tools geht, bei denen jeder glaubt mitreden zu können und die jeden betreffen, ist bei der Beschaffung oft der Auswahlprozess komplexer geworden. Außerdem sind die Erwartungen an das Funktionieren von IT gestiegen - denn in den neuen Hybrid-Szenarien geht ohne IT nichts mehr.
Bei IT-Abteilungen mit gestiegener Arbeitsbelastung sind der am häufigsten genannte Grund die zusätzlichen Aufgaben durch Remote und Hybrid Work. Generell mehr Aufgaben und höhere Erwartungen folgen. Aber auch die anhaltende Zuname an Cyber-Bedrohungen und unzureichende oder falsche Software sorgen für eine Mehrbelastung der IT.
Arbeit wird anders bewertet als früher
In anderen Bereich erweist sich die neue Flexibilität aus Sicht der Firmen dagegen als Segen. Nachdem sich die Belegschaft einmal an die neuen Umstände gewöhnt hat, tragen die bei Büroangestellten zu deutlich höherer Produktivität bei. 39 Prozent der Befragten berichten für 2021 von einer "deutlich höheren Produktivität" als 2020, von einer "höheren" Leistung 40 Prozent.
Das liegt vielleicht auch daran, dass anders gemessen wird: Arbeitsstunden sind nur noch bei 39 Prozent Teil der Leistungsbewertung. Zufriedenheit der Kunden, Anzahl der erledigten Aufgaben, Umsatz oder Verkaufserlöse haben höhere Anteile. Arbeit aus dem Homeoffice sehen 29 Prozent der Befragten als das Modell, dass die größten Produktivitätssteigerungen bringt. 50 Prozent halten jedoch Hybrid-Work-Modelle für den besten Weg. Interessantes Detail: In Firmen mit 50 bis 99 sogenannten "Knowledge-Workern" waren die Produktivitätszuwächse am höchsten.
Vor diesem Hintergrund war in der aktuell von GoTo vorgestellten Studie jetzt die Frage: Halten die noch jungen Strukturen den nächsten Schlag aus? Neben der noch immer nicht komplett überwundenen Pandemie drohen schließlich Inflation und Rezession. Das befürchten zumindest 70 Prozent aller befragten Entscheider. In Deutschland liegt deren Anteil mit 62 Prozent etwas niedriger, aber deutlich über dem europäischen Durchschnitt (50 Prozent).
Am zuversichtlichsten, wirtschaftliche Turbulenzen überstehen zu können, sind der Umfrage zufolge Unternehmen im APAC-Raum (je nach Land 76 bis 97 Prozent der Befragten). Deutschland liegt mit 68 Prozent in diesem Aspekt im guten Mittelfeld, dicht gefolgt von Frankreich mit 66 Prozent. IT-Entscheidungsträger sind in diesem Punkt in Deutschland sogar zuversichtlicher (81 Prozent) als Nicht-IT-Entscheidungsträger (58 Prozent). Das könnte den Autoren der Studie zufolge daran liegen, dass sie in der Vergangenheit bereits Abschwünge erlebt haben (60 Prozent von ihnen), verglichen mit Nicht-IT-Entscheidern (35 Prozent).
Wie Firmen eine Durststrecke überstehen wollen
67 Prozent der deutschen Führungskräfte halten es für wichtig, sich auf eine mögliche Rezession vorzubereiten. 22 Prozent haben entsprechende Vorkehrungen bereits beschlossen oder planen diese. Weitere 33 Prozent befinden sich bereits in der Umsetzung. Allerdings wird auch in 34 Prozent nicht über Vorbereitungen auf eine mögliche Rezession gesprochen.
Mögliche Maßnahmen, um eine Durststrecke erfolgreich durchzustehen, sind allen weltweit befragten zufolge Know-how, wie Unternehmen wirtschaftliche Unterstützung erhalten können (39 Prozent der Nennungen), Konsolidierung und Bewertung der eingesetzten Technologien (37 Prozent), Katastrophenpläne (36 Prozent) sowie Rücklagen für mindestens drei Monate (35 Prozent).
In Deutschland haben für Unternehmen Rücklagen in Form von Barmitteln für drei Monate bei ihrer Bank hohe Priorität (24 Prozent). Interne Risikobewertungen sowie Kenntnisse, wie Unternehmen wirtschaftliche Hilfen beantragen nannten jeweils 23 Prozent als wichtig. Konsolidierung und Bewertung von Technologien gehört in Deutschland für 21 Prozent zu den erforderlichen Strategien. Jeweils 20 Prozent der in Deutschland Befragten finden zudem auch wichtig, digitale Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern und die Pläne für mögliche Katastrophen zu erstellen.
Bei wirtschaftlichen Unsicherheiten widerstandsfähig bleiben
Für 76 Prozent der Befragten weltweit ist es wichtig, Mitarbeiter während der Wirtschaftskrise zu schützen. Für 77 Prozent ist es von Bedeutung, dass die Moral der Beschäftigten hoch bleibt. Und drei von vier aller befragten Führungskräfte gaben an, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun würden, um ihre Mitarbeiter auch im Falle einer Rezession zu halten.
Für die deutschen Unternehmen ist es ebenfalls sehr wichtig, die Mitarbeiter während des wirtschaftlichen Abschwungs zu schützen. 76 Prozent der Befragten sind dieser Ansicht und ihre Arbeitsmoral in diesen Zeiten des Abschwungs hoch zu halten (70 Prozent). Alles in ihrer Macht Stehende, um die Mitarbeiter während einer möglichen Rezession zu halten wollen hierzulande dennoch nur 51 Prozent tun.
43 Prozent der in Deutschland befragten Führungskräfte sehen zudem die Moral der Beschäftigten als einen der wichtigsten Faktoren, um die Resilienz ihres Unternehmens zu erhöhen. Der Aspekt liegt damit noch vor der Erstellung eines detaillierten Business-Continuity-Plans (34 Prozent). Er dürfte in seiner Bedeutung dennoch unterschätzt werden.
"Durch relativ einfache Schritte - etwa das Konsolidieren von Technologiepaketen, um Geld einzusparen, die Erstellung von Plänen für verschiedene Szenarien und die Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen - können Unternehmen aller Größenordnungen auch bei potenziellen wirtschaftlichen Unsicherheiten widerstandsfähig bleiben", erklärt Paddy Srinivasan, CEO von GoTo in Hinblick auf Ergebnisse der Umfrage. In der nannten die Befragten vor allem fünf Punkte, mit denen sie ihr Unternehmen vor Auswirkungen einer Rezession schützen und die Produktivität der Belegschaft bewahren wollen:
• Regelmäßige Instandhaltung von Arbeitsmitteln wie Computern und anderen Bürogeräten (49 Prozent)
• Möglichkeiten zu finden, ein Produkt kosteneffektiv zu produzieren (44 Prozent)
• Ausstattung der Mitarbeiter mit benötigten Technologien (42 Prozent)
• Einrichtung eines unternehmensweiten Notfallfonds (41 Prozent)
• Die Moral der Mitarbeiter hoch zu halten (41 Prozent)
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