IT-Arbeitsmarkt

Firmen befürchten noch mehr offene IT-Stellen

12.12.2019 von Hans Königes
Die Zahl offener Jobs für IT-Fachkräfte hat in Deutschland eine neue Rekordmarke erreicht. Zurzeit sind 124.000 Jobs nicht besetzt – Tendenz steigend.

Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Zahl der unbesetzten IT-Stellen hierzulande mehr als verdoppelt. Während 2017 noch 55.000 und 2018 rund 88.000 IT-Jobs unbesetzt bleiben, stieg die Quote heuer auf 124.000. Das ist das Ergebnis einer Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte, die der Digitalverband Bitkom vorgestellt hat. Dazu wurden rund 850 Geschäftsführer und Personalverantwortliche aus Unternehmen aller Branchen mit mindestens drei Mitarbeitern befragt.

IT-Jobs sind für die Unternehmen deutlich schwerer zu besetzen als andere Stellen.
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83 Prozent der Teilnehmer geben an, dass sie einen Mangel an IT-Spezialisten auf dem Arbeitsmarkt erleben, vor zwei Jahren waren es noch 67 Prozent. Zugleich erwarten fast zwei Drittel (65 Prozent), dass sich die Situation in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird. "Der Mangel an IT-Experten betrifft längst nicht mehr nur die IT-Branche, sondern die gesamte Wirtschaft und auch Verwaltung, Behörden und Wissenschaft", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Das bedrohe die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Wirtschaft.

Softwareentwickler sind besonders begehrt

IT-Jobs sind für die Unternehmen deutlich schwerer zu besetzen als andere Stellen. So geben vier von zehn Unternehmen (40 Prozent) an, dass die Besetzung von IT-Stellen länger dauert als die anderer Positionen, vor einem Jahr waren es mit 31 Prozent noch deutlich weniger. Auch die Zeit, wie lange eine offene IT-Stelle im Schnitt unbesetzt bleibt, ist von fünf auf sechs Monate gestiegen. In 18 Prozent der Unternehmen bleiben sie in der Regel länger als ein halbes Jahr unbesetzt, vor einem Jahr war das nur in zehn Prozent der Unternehmen der Fall.

Besonders begehrt sind Softwareentwickler. Jedes dritte Unternehmen mit mindestens einer offenen IT-Stelle (32 Prozent) sucht Programmierer. Dahinter folgen IT-Anwendungsbetreuer (18 Prozent), Data Scientists (13 Prozent), IT-Projektmanager (zwölf Prozent) sowie IT-Berater und IT-Service-Manager (jeweils zehn Prozent).

Die Schwierigkeiten, die Unternehmen bei der Besetzung von IT-Stellen haben, sind vielfältig. Am häufigsten werden zu hohe (72 Prozent) und nicht den Qualifikationen entsprechende (52 Prozent) Gehaltsforderungen der Bewerber beklagt. Vier von zehn Unternehmen (41 Prozent) berichten von allgemein fehlender fachlicher Qualifikation der Kandidaten und mangelhaften Testergebnissen im Auswahlverfahren (27 Prozent), oder aber es fehlt an notwendigen Kenntnissen neuer Technologien wie KI oder Blockchain (neun Prozent).

Ansprache auf falschen Kanälen

Arbeitgeber wären aus Sicht des Bitkom-Präsidenten gut beraten, die Ansprache von Bewerbern zu verändern. So gibt eine breite Mehrheit an, dass Kandidaten sich bei ihnen per E-Mail (97 Prozent) oder schriftlich per Bewerbungsmappe (83 Prozent) bewerben können. Nur eine Minderheit setzt dagegen auf Online-Bewerbungs-Tools (26 Prozent) oder ermöglicht die Bewerbung mit einem Mausklick aus Business-Netzwerken heraus (sechs Prozent). Nur ein Prozent nutzt Bewerbungs-Apps. "Die Unternehmen müssen ihre Bewerbungsverfahren dringend an die digitale Welt anpassen. Eine knappe Mail mit Links zu erfolgreichen Projekten und deren Quellcode auf entsprechenden Plattformen ist da viel aussagekräftiger", so Berg.

Active Sourcing gewinnt an Bedeutung

Die Personalsuche wird sich in den kommenden Jahren stark verändern. So gehen sieben von zehn Unternehmen (70 Prozent) davon aus, dass das sogenannte Active Sourcing in den nächsten fünf Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen wird. Dabei suchen die Unternehmen zum Beispiel gezielt in Business-Netzwerken oder auf Online-Plattformen nach geeigneten Kandidaten und schreiben diese an. Ebenfalls wichtiger werden Kooperationen mit Hochschulen (59 Prozent), Headhunter und Personalvermittlungen (58 Prozent), Karrieremessen (54 Prozent), Online-Stellenbörsen (52 Prozent) sowie Business-Netzwerke (51 Prozent). Dagegen werden klassische Kanäle zur Mitarbeitersuche wie die Printausgabe von Zeitungen (84 Prozent) oder Fachmagazinen (76 Prozent) ebenso an Bedeutung verlieren wie die Arbeitsagentur (42 Prozent) und die Online-Ausgaben von Tages- und Wochenzeitungen (36 Prozent).