Der europaweit größte Softwarehersteller SAP hat seine Gewinnprognose bis Jahresende zusammengestrichen. Wie der Dax-Konzern bekanntgab, ist dies eine Reaktion auf das schwächelnde Umsatzwachstum im dritten Quartal. Obwohl SAP wegen des "unsicheren wirtschaftlichen Umfelds" keinen Ausblick auf die künftige Lage der Geschäftsentwicklung geben will, rechnet man für das Gesamtjahr 2008 mit einer operativen Gewinnmarge von 28 Prozent.
Zuvor hatte man noch 28,5 bis 29 Prozent prognostiziert. 2007 lag die vergleichbare Renditekennzahl bei 27,3 Prozent. Analysten gehen angesichts des weltweiten Abschwungs und einer drohenden Rezession in Deutschland davon aus, dass die Gewinnmarge in den kommenden Monaten zurückgeht. Zu stark dürfte die Finanzkrise auf Kundenseite zu einem Einbruch bei Neubestellungen führen, so die Branchenbefürchtungen.
"Die Finanzmarktkrise zeigt ihre Schleifspuren in der Realwirtschaft immer deutlicher. Die Senkung der Gewinnmarge SAPs ist nicht überraschend, da angekündigt war, eine neue Guidance herauszubringen", sagt Merck-Finck-Analyst Theo Kitz.
Laut dem Experten zeige vor allem der Aktienkurs des Unternehmens die Unruhe im Markt. "Es weiß noch keiner, ob die Rezession kommt und wenn ja, ob sie das kommende Geschäftsjahr anhalten wird", gibt Kitz zu bedenken. Die Gewinnwarnung SAPs wurde an der Frankfurter Börse negativ quittiert. Obwohl das Papier zu Beginn des Handels noch mit zwei Prozent im Plus lag und zwischenzeitlich knapp acht Prozent verlor, notiert die Aktie bei Redaktionsschluss dieser Meldung (12:18 Uhr) mit 1,53 Prozent im Plus bei 24,82 Euro. Bereits am Montagabend hatten die Walldorfer ihre vorläufigen Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt. Demnach sank die operative Marge für die Monate Juli bis September von 25,12 auf 22,2 Prozent - 2007 lag diese noch bei 25,8 Prozent.
Grund für die Gewinnwarnung ist, dass viele Kunden im September Verträge über den Kauf neuer Software-Lizenzen auf Eis gelegt haben und darüber hinaus mit dem Abschluss von künftigen Wartungsvereinbarungen zögern. Hinzu kommen aber auch die Probleme bei der Umsetzung der sich in der Entwicklung befindlichen Mittelstandssoftware "Business by Design". So sei das Umsatzziel bis 2010 mit diesem Programm von einer Mrd. Dollar nicht einzuhalten.
Ob SAP sein moderates Umsatzwachstum bis Ende 2008 erreichen wird, ist unklar. Laut dem Unternehmen sei dies davon abhängig, ob das Sparprogramm zum gewünschten Erfolg führen wird. Durch die bereits Anfang Oktober beschlossenen Einsparungen könnten bis zu zehn Prozent der laufenden Kosten, rund 200 Mio. Euro, gekappt werden, heißt es vonseiten SAPs. Zudem hatte man die Mitarbeiter aufgerufen, auf Urlaub zu verzichten und Dienstreisen einzuschränken.
"Es wird entscheidend für SAP sein, welche Einsparungsvorhaben man 2009 beschließen und auch umsetzen wird. Dass sich der Konzern derzeit mit einem Ausblick noch bedeckt hält, ist nachzuvollziehen. Schließlich weiß man noch nicht, wie die Auftragspipeline aussehen wird", ergänzt Kitz. Damit das neue Gewinnziel erreicht wird, hat der SAP-Vorstand erst vor kurzem klargestellt, dass die neue Guidance nur dann erreichbar sei, wenn die Erlöse aus dem Verkauf der Software und Wartungsdiensten in diesem Jahr um 20 bis 22 Prozent (ohne Berücksichtigung der Wechselkurseinflüsse) steigen.
Die Erlöse aus dem Software-Geschäft erhöhten sich im dritten Quartal um sieben Prozent auf 763 Mio. Euro. Software- und servicebezogene Umsätze konnten um 15 Prozent auf 1,99 Mrd. Euro zulegen. Obwohl SAP noch im Juli davon ausgegangen war, die Umsätze um 24 bis 27 Prozent zu steigern, ist die Lage nach der Lehman-Brothers-Pleite kritisch. (pte/cm)