Der Windows 7-Test unserer Kollegen der Schwesterredaktion PC-Welt hat gezeigt: Nur knapp 20 Minuten dauert die Installation von Windows 7 RTM (Build 7600). Dabei werden zwei Neustarts fällig. Positiv: Bei der Installation muss man eigentlich gar nicht dabei sein. Gewünschte Partition auswählen oder anlegen und den Rest erledigt die Setup-Routine von Windows 7 automatisch. Erst nach Abschluss der Installation sind wieder Anwender-Eingaben erforderlich, wie beispielsweise die Eingabe des User- und PC-Namens. Frisch installiert nimmt die 32-Bit-Fassung von Windows 7 moderate 7,5 GB in Beschlag.
Bei unserem Windows 7-Test müssen wir zuerst einmal auf den Desktop eingehen. Hier hat Microsoft für die Entwicklung viele tausend Anwender befragt und einen enormen Aufwand betrieben, um eine Oberfläche zu schaffen, die das Arbeiten mit dem Rechner so bequem und angenehm wie möglich gestalten soll. Windows-Vista-Anwender dürften sich sofort wohl fühlen, während es für Windows-XP-Veteranen noch viel mehr zu entdecken gibt.
Der Desktop präsentiert sich nach dem ersten Start extrem aufgeräumt. Ein schickes Wallpaper begrüßt den Anwender, oben links findet sich das Icon für den Papierkorb und auf der Taskleiste sind nur drei Applikationen abgelegt: Internet Explorer, Windows Explorer und Windows Media Player 12. Die Programmsymbole auf der Taskleiste können per Maus so positioniert werden, wie man es haben möchte. Programme lassen sich außerdem per Drag & Drop vom Startmenü in die Taskleiste ziehen. Per Mausklick lassen sich die Elemente von der Taskleiste wieder entfernen, um Platz zu schaffen.
Bezeichnenderweise heißt der Standard-Bildschirmhintergrund "Harmony" und ersetzt den aus den Vorabversionen bekannten "Betta"-Fisch. "Harmony" zeigt auch das neue, verspieltere Windows-Logo. Wie unser Windows 7-Test zeigt, erscheint das aus Vista bekannte "Erste Schritte"-Fenster nicht standardmäßig. Einsteiger sollten die "Erste Schritte"-Funktion allerdings aufrufen, um sich mit den Neuerungen von Windows 7 vertraut zu machen.
Im Detail: Die neue Windows-7-Oberfläche
Die neue Windows-7-Oberfläche enthält ein wichtiges, neues Element, das sofort ins Auge sticht: Von geöffneten Applikationen erscheinen große Icons in der Taskleiste. Es wird also nicht mehr ein kleines Icon inklusive eines Teils des Applikationsnamens angezeigt, was unnötig Platz auf der Taskleiste verschwendet. Sind beispielsweise drei Instanzen des Internet Explorer geöffnet, dann erscheint nur ein Icon des IE in der Taskleiste. Fährt man mit der Maus über das Icon, dann werden die drei Fenster oder die geöffneten Reiter des IE als Thumbnail über der Taskleiste eingeblendet. Ein weiterer Klick und der Anwender kann die Originalgröße der Fenster einblenden, um so einen genaueren Blick darauf zu erhaschen, welche Websites genau geöffnet sind. Nicht mehr benötigte Fenster können aber auch schon in der Thumbnail-Ansicht geschlossen werden.
Praktisch: Will man seine Aufmerksamkeit voll und ganz einem Fenster schenken, dann klickt man mit gedrückt gehaltener linken Maustaste in den Fensterrahmen und "schüttelt" die Maus. Alle anderen Fenster werden nun danke "Aero Shake"-Funktion minimiert. Solche Mausgesten sind überall versteckt und sind vor allem der Touchscreen-Unterstützung von Windows 7 zu verdanken.
Klickt man beispielsweise mit gedrückt gehaltener linker Maustaste auf ein Applikationsicon in der Taskleiste und zieht dann die Maus nach oben, dann öffnet sich die "Jump List" des betreffenden Programms. Diese Jump List öffnet sich auch, wenn man mit der rechten Maustaste auf einen Taskleisten-Icon klickt. Bei der Steuerung über Touchscreen gibt es natürlich keine Unterscheidung zwischen rechter und linken Maustaste, so dass hier die "Drücken, Halten und Finger bewegen"-Methode zum Einsatz kommt.
Auch der seit zig Windows-Versionen überladenen Systray nimmt man sich bei Windows 7 an: Die Elemente in der Systray lassen sich nun anpassen. Programme, die Symbole in der Systray anzeigen wollen, legen diese Icons zunächst in einen Pool/Ablage. Von dort aus kann der Anwender dann selber entscheiden, welche Elemente schließlich in der Systray angezeigt werden. Vorbei also die Zeiten, in der die Systray mit zu vielen Icons überladen war und man mit der Lupe nach dem gerade benötigten Systray-Icon suchen musste.
Personalisieren per Designs & Gadgets
Die schicken Glas-Effekte der Windows-Vista-Oberfläche bleiben auch in Windows 7 erhalten. Microsofts Umfragen haben ergeben, dass Anwender den Glas-Effekt durchaus mögen, sich aber mehr Einstellungsmöglichkeiten wünschen. Das Ergebnis: In Windows 7 können Anwender die Farbe und die Transparenz des Glas-Effekts nach eigenem Belieben anpassen.
Auch sonst wünschen sich Windows-Anwender mehr Möglichkeiten zur Personalisierung des Desktops, dem Windows 7 mit "Designs" Rechnung trägt. Zahlreiche vorgefertigte Designs stehen über "Darstellung und Anpassung -> Anpassung" zur Auswahl. Ob "Landschaften", "Natur", "Cartoons/Animationen" oder "Szenen": Für Abwechslung ist gesorgt. Erstmalig berücksichtigt Windows auch, dass Anwender gerne ihre Wallpaper regelmäßig ändern. So kann automatisch der Wallpaper zu einem vom Anwender vorgegebenen Zeitpunkt geändert werden.
Die Seitenleiste aus Vista hat ausgedient und wird nicht in Windows 7 mehr enthalten sein. Gadgets werden nunmehr direkt auf dem Desktop ablegt und nicht mehr auf einer Seitenleiste. Wenn man ein Gadget per Maus an eine Desktop-Seite zieht, dann haken sie sich automatisch an der Desktop-Seite fest. Bei Touchscreens, die Windows 7 von Haus aus unterstützen wird, kann man die Gadgets per Finger an die gewünschte Stelle ziehen und ablegen.
Microsoft hat sich – unter anderem - dazu entschlossen die Seitenleise aus Windows zu entfernen, weil Laptops immer beliebter werden und jeder Platz auf den immer kleiner werdenden Bildschirmen wertvoll ist. Damit man allerdings auch schnell einen Blick auf die Gadgets werfen kann, die auf dem Desktop abgelegt sind, hat sich Microsoft einen Kniff einfallen lassen. Schließlich werden Gadgets nutzlos, wenn man beispielsweise nicht schnell und bequem die Temperatur ablesen kann, die ein Gadget anzeigt.
Rechts unten auf dem Desktop (rechts neben der Uhrzeit), findet sich ein neuer Bereich. Fährt man mit der Maus darüber, dann werden sofort alle aktuell geöffneten Fenster nur noch als Silhouette angezeigt, wodurch man einen freien Blick auf das Desktop hat. Klickt man mit der Maus auf den Bereich, dann werden alle Fenster minimiert und man kann sich den Gadgets widmen oder den anderen, auf dem Desktop abgelegten Inhalten.
Viele Neuerungen unter und über der Haube
Windows 7 hat im Vergleich zu Windows Vista oder gar Windows XP unzählige Neuerungen zu bieten. Viele davon erwartet man einfach von einem modernen Betriebssystem. Dazu zählen beispielsweise die eingebaute Unterstützung für Blu-Ray, die es nunmehr ermöglicht, nicht nur Blu-Ray-Medien zu lesen, sondern direkt auch zu beschreiben.
Ebenfalls neu ist DirectX 11, das aber auch für Windows Vista erscheinen wird. Von DirectX 11 profitieren auch Besitzer einer DirectX-9- oder DirectX-10-Grafikkarte, denn auch die älteren Grafikkarten legen beim Tempo zu. Außerdem unterstützt DirectX ab dieser Version erstmalig mehrere CPU-Kerne und Multi-Threading. Hinzu kommt die Unterstützung für Compute-Shader-Modelle, einer Schnittstelle, durch die GPUs auch für Berechnungen verwendet werden können. Auch hier werden nicht nur DirectX 11-Karten, sondern auch DirectX 10- und DirectX 10.1-Karten unterstützt. Erstmals werden auch Spiele zu sehen sein, die Tessellation einsetzen, wie es beispielsweie in diesem Video auf Youtube demonstriert wird. Kurzum: DirectX 11 dürfte über kurz oder lang dafür sorgen, dass auch Gamer ihr Windows XP aufgeben und zu Windows 7 wechseln.
Das "Device Stage" bietet Anwendern ausführliche Infos über installierte Hardware und auch die Möglichkeit, mit wenigen Mausklicks an die für die jeweilige Hardware relevanten Aufgaben zu gelangen. "Heimgruppen" richten sich dagegen an Anwender, die ihren Windows-7-PC sowohl daheim als auch bei der Arbeit nutzen und nicht jedes Mal manuell die Einstellungen für beispielsweise Drucker oder das Netzwerk ändern möchten. Der Rechner erkennt einfach automatisch, wo er sich befindet und stellt so auch automatisch eine Verbindung zu Druckern und Netzwerken her.
Die "Bibliotheken" erlauben dem Anwender eine einfachere und nicht vom physikalischen Standort abhängige Organisation von Dateitypen. Windows 7 behandelt Bibliotheken als virtuelle Ordner und berücksichtigt sie auch so bei Suchabfragen.
Eine Auswahl: Weitere Neuerungen und Verbesserungen in Windows 7
Komplett alle neuen und verbesserten Funktionen in Windows 7 aufzulisten, würde viel Platz in Anspruch nehmen und ganze Bücher füllen. Aus diesem Grunde beschränken wir uns an dieser Stelle auf die wichtigsten Neuerungen in Windows 7.
* Problemaufzeichnung (Problem Steps Recorder): Er lässt sich im Startmenü über den Aufruf von "psr.exe" aufrufen und erlaubt den Anwender die bequeme Erstellung eines ausführlichen und mit Screenshots aufgepeppten Problemberichts.
* Applocker: Mit Applocker können Administratoren festlegen, welche Software von Standard-Benutzern verwendet werden darf. Applocker ist eine Weiterentwicklung der bereits seit Windows XP verfügbaren Richtlinien für Softwareeinschränkungen. Allerdings kennt Applocker mehr Optionen und die Abstufungen sind feiner.
* Jugendschutz:
Die Jugendschutzfunktionen wurden im Vergleich zu Windows Vista erweitert.
* Readyboost: Unterstützt in Windows 7 nicht nur (wie in Vista) USB-Laufwerk, sondern auch SD-Karten oder andere Flashspeicher. Außerdem werden Speicherkarten mit über 4 GB Speicher unterstützt.
* Sensoren: Windows 7 unterstützt hardware-basierte Sensoren. Das können beispielsweise Licht- oder GPS-Sensoren sein.
* Benutzerkontosteuerung (UAC): Die Funktion wurde im Vergleich zu Windows Vista grundlegend überarbeitet und sollte nun viel weniger Anwender mit einer Bestätigung der gewünschten Aktion nerven.
* VHD-Unterstützung: Windows 7 kann virtuelle Festplatten (VHDs) mounten und wie physikalische Festplatten nutzen. Auch das Booten von VHDs ist möglich.
* Windows Anytime Upgrade: Bei Windows Vista war die Funktion noch zu komplex. In Windows 7 hat Microsoft das Verfahren deutlich vereinfacht. Wer auf eine höhere Windows-7-Version wechseln möchte, der braucht nur noch maximal 10 bis 15 Minuten dafür.
* Windows Media Player: Wird in der Version 12 mitgeliefert. Windows beherrscht nunmehr von Haus aus die Möglichkeit der DVD-Wiedergabe und unterstützt zahlreiche moderne Codecs, wie etwa AAC und H.264.
* Windows Media Center: Im Vergleich zu Windows Vista wurde die Oberfläche etwas überarbeitet.
* Windows Search: Windows 7 kommt mit einer neuen Version von Windows Search, die nicht nur den lokalen PC schneller durchsucht, sondern auch an den PC angeschlossene Netzwerk-Laufwerke.
* Wartungscenter (Action-Center): Das neue Wartungscenter in der Systemsteuerung von Windows 7 ist der Nachfolger des Sicherheitscenters von XP & Vista mit zusätzlichen Funktionen. Es ist die zentrale Anlaufstelle in Sachen Sicherheit, Wartung und Systemrettung.
* XP Mode: Der XP-Mode (XPM) ist ein vorbildlich in Windows 7 integrierter Virtual PC. Durch das virtuelle Windows XP soll 100-prozentige Kompatibilität zu alten XP-Anwendungen garantiert werden. Der XP-Mode benötigt eine CPU mit Virtualisierungstechnik und wird nur für die Varianten Professional, Enterprise und Ultimate angeboten. Microsoft bietet den XP Mode nur für Windows 7 Professional, Windows 7 Enterprise und Windows 7 Ultimate zum Download an.
Fazit & Mega-Bildergalerie Windows 7 RTM (Build 7600)
Wer alle Vorabversionen von Windows 7 getestet hatte, der erlebt nach der Installation von Windows 7 RTM (Build 7600) keine große Überraschung mehr. Und das ist durchaus im positiven Sinne zu verstehen. Microsoft hat von einer Vorabversion zur nächsten Vorabversion viel Arbeit in die Performance, Stabilität und Bedienbarkeit gesteckt. Windows 7 RTM (Build 7600) präsentiert sich damit dem Anwender wie ein auf Hochglanz getrimmtes neues Windows, bei dem jede neue Funktionalität extrem gut durchdacht und ebenso perfekt integriert wurde. Auf Experimente oder gar halbfertige Funktionen haben sich die Microsoft-Entwickler gar nicht erst eingelassen.
Zwischen dem Release Candidate von Anfang 2009 und der finalen Version von Windows 7 liegen zwar viele Monate, die hat Microsoft aber nicht dafür genutzt, um noch schnell neue Funktionen in Windows 7 zu pressen, sondern dafür genutzt, um wirklich alle letzten Bugs zu beheben und Windows 7 noch weitere auf Tempo zu trimmen. Entsprechend angenehm fühlt sich das Arbeiten mit dieser finalen Windows-7-Version an.
Gab Windows Vista noch viel Angriffsfläche für Kritik, so sieht dies bei Windows 7 schon ganz anders aus. Dabei profitiert Windows 7 von den vielen Verbesserungen, die Microsoft seinerzeit bei Windows Vista einführte und die dafür sorgten, dass ein Windows-Betriebssystem wieder sicherer wurde. Bei Windows 7 hat man sich aber genügend Zeit genommen, um quasi eine "Vista 2.0" oder "Vista Reloaded"-Fassung zu erstellen, die auch den größten Vista-Kritiker überzeugen dürfte.
Dabei dürften letztendlich alle Zielgruppen von Windows 7 zufrieden sein: Die Profis, Admins und Business-Kunden ebenso, wie die Gamer und Durchschnittsanwender. (cm)