Bootleg-Format täuscht Käufer

Filmpiraten nehmen Blu-ray ins Visier

18.11.2008 von Armin Weiler
Die Filmpiraterie hat nun auch den Blu-ray-Markt erfasst. Mithilfe des Bootleg-Formats AVCHD werden billigere und täuschend ähnliche Kopien von den Blu-ray-DVDs angefertigt.

Die Filmpiraterie hat nun auch den Blu-ray-Markt erfasst. Mithilfe des Bootleg-Formats AVCHD werden billigere und täuschend ähnliche Kopien von den Blu-ray-DVDs angefertigt. Die Konsumenten können den Unterschied zu Originalfilmen häufig nicht feststellen. Denn das AVCHD-Format hat zwar eine deutlich geringere Auflösung als Blu-ray, bietet aber trotzdem noch ein viel schärferes Bild als herkömmliche DVDs, berichtet das Wall Street Journal. Der durchschnittliche Nutzer erkennt die Fälschung daher oft gar nicht. Die Filmpiraten sparen sich mit dem Bootleg-Format Kosten ein, weil die Filme aufgrund der geringeren Auflösung auf günstige DVD-Rohlinge kopiert werden können.

"Insbesondere in Asien bieten professionelle Raubkopierer zunehmend illegale Kinofilmkopien auf DVD an, die sie von Blu-Ray-Discs gerippt haben. Die Auswirkungen für den deutschsprachigen Markt sind allerdings bislang kaum wahrnehmbar", sagt Christine Ehlers, Pressesprecherin der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU), gegenüber pressetext. Dies liege zunächst daran, dass hierzulande deutsch-synchronisierte Fassungen den fremdsprachigen vorgezogen, in Asien jedoch ausschließlich englischsprachige Raubkopien angefertigt würden. "Zudem hat sich das Raubkopienproblem hierzulande eindeutig auf das Internet verlagert. Das liegt einerseits an der stetig wachsenden Anzahl von Privathaushalten mit Breitband-Anbindung, andererseits an den immer niedrigeren Mietkosten für Server und den damit verbundenen Zugriffsmöglichkeiten auf Hochleistungsrechner", so Ehlers weiter.

In den USA warnt die Motion Picture Association of America (MPAA) eindringlich vor der Blu-ray-Piraterie. "Wir sind besorgt und geben diesem Problem jetzt Vorrang", sagt Mike Ellis, Managing Director der MPAA für die Region Asien-Pazifik. Auch auf eBay machen einzelne Kleinhändler bereits auf die gefälschten Blu-ray-Discs aufmerksam. Erkennen lasse sich eine Billig-Kopie teilweise daran, dass sie Fingerabdrücke weniger leicht annimmt als echte Blu-ray-DVDs. "Anhaltspunkte liefert in erster Linie der in der Regel auffällig niedrige Preis. Bei Raubkopien aus Asien können zudem Details wie eine niedrige Papier- und Druckqualität des Inlays sowie Schreibfehler Indizien sein", ergänzt Ehlers auf Nachfrage von pressetext.

Nach Schätzungen der MPAA werden Blu-ray-Kopien innerhalb der kommenden sechs Monate zehn Prozent des Gesamtschadens von rund 224 Mio. ausmachen, der den Unternehmen allein aufgrund der Piraterie in China entsteht. Für die Konsumenten sind illegale Kopien wegen des niedrigen Preises sehr attraktiv. Während eine legale Blu-ray-DVD rund 30 Dollar kostet, werden chinesische Kopien meist für nur sieben Dollar verkauft. Alarmiert sind die Rechteinhaber nun vor allem deswegen, weil sie gehofft hatten, gerade über Blu-ray die schwächelnden Verkäufe herkömmlicher DVDs wieder auszugleichen. Bislang machen die hochauflösenden Datenträger aber erst sechs Prozent des gesamten Heimkino-Marktes aus. Vielerorts werden daher die Preise für Blu-ray-Player gesenkt, um die Verbreitung der neuen Technologie schneller voranzutreiben.

Zwar sind die illegalen Blu-ray-Kopien bisher hauptsächlich im asiatischen Raum in Umlauf, die MPAA fürchtet aber, dass sich das Problem künftig weiter ausbreiten und noch mehr Geld kosten wird. So seien vor allem Regionen gefährdet, wo die Breitbandinternet-Penetration gering ist. Denn wo sich das Herunterladen aus dem Netz - legal und illegal - mühsam gestaltet, finden wiederum raubkopierte DVDs höheren Absatz. (pte/go)