Das hätte sich Entrance-Computer-Chef Dirk Sidowski auch nicht träumen lassen: Seit gestern stehen bei seiner Firma im westfälischen Hiddenhausen die Telefone nicht mehr still. Der Grund: Sidowski und seine Kollegen hatten in der lokalen Ausgabe der Neuen Westfälischen eine Todesanzeige zu Windows XP geschaltet.
"Wir nehmen Abschied von einem langjährigen Begleiter, der uns im Arbeitsalltag und zu Hause immer treu zu Diensten war", heißt es dort, gefolgt vom Release-Datum 25.10.2001 bis zum Support-Ende am 08.04.2014.
Eine erste Tagesszeitung, so erzählt Sidowski, habe die Anzeige abgelehnt. Beim zweiten angefragten Blatt wurde sie im normalen Anzeigenteil platziert: "Unter den Traueranzeigen wäre das pietätlos, das hätte ich nicht gewollt", betont der Entrance-Chef. Trotzdem waren unter den vielen Anrufern auch einige, die die Aktion für nicht besonders geglückt hielten. "Zwei Anruferinnen störten sich an dem Kreuz. Bei denen habe ich mich entschuldigt", berichtet Sidowski. Im Nachhinein hätte man auch über ein anderes Symbol nachdenken können, gibt er sich selbstkritisch. "Alle anderen fanden es aber klasse, das war einmal eine Werbung, die wirklich funktioniert hat!", freut sich der IT-Händler.
Beileidsbekundungen per Telefon und Mail
Sidowski bereichtet von einigen Higlights: "Wilfried aus Erfurt wollte auch sein Beileid bekunden. Er ist 75 Jahre und hat so manche Windows Versionen schon sterben sehen. Er selbst möchte aber nicht mehr auf neue Windows Versionen umsteigen möchte aber in diesem Sinne aus sein Beileid an uns Aussprechen und mit uns trauern". Weitere Beileidsbekundungen landen im Postfach:
"Sehr geehrte Herren von Entrance Computer,
mit Bedauern las ich ihre Anzeige in der NW vom 8.April. Ich bedaure sehr, dass ein guter, langjähriger Begleiter ihres Hauses für immer verschwinden musste.
Mir war er auch immer ein guter Freund gewesen, der mir immer stabil und ohne Mucken treu zur Seite gestanden hat.
Nun heißt es nach vorn blicken und sich mit den neuen Ablegern anfreunden. Ein schwieriges Unterfangen, da sich der Neue in einem total anderen und für alte Menschen gewöhnungsbedürftigen Outfit präsentiert. Ob sich dieser junge Ableger auch 13 Jahre in unserer schnelllebigen Compiwelt aufhalten darf, muss ich doch stark bezweifeln.
Herzliche Anteilnahme von einem mitfühlenden Windowsfreund.", lautet eine weitere Zuschrift.
Geschäft generiert
Doch nicht nur am Telefon und im Mail-Eingang war die Resonanz groß. Innerhalb kurzer Zeit hat sich die Anzeige über Facebook verbreitet. "Nun spüre ich am eigenen Leib einmal diesen viralen Effekt", sagt Sidowski. Damit habe er nicht gerechnet. Sogar ein Radio-Interview zur XP-Abkündigung habe ein Kollege schon gegeben.
Mitschnitt des Interviews mit Radio Herford
So schlägt sich diese Aktion tatsächlich auch im Geschäft nieder. "Es gibt noch viele unwissende Kunden", hat Sidowski erkannt, der neben dem eher Consumer-lastigen PC-Laden auch die KPS Systemhaus GmbH & Co.KG betreibt. Durch den Bekanntheitsschub kann er nun einem größeren Kundenkreis Windows Updates oder gleich neue Hardware anbieten. "Wir haben schon einiges verkauft", verrät er.
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