Es ist ein schnelllebiges Geschäft: Alle paar Wochen kündigen Facebook, Google+ und Twitter neue, möglichst coole Features an, damit ihre Mitglieder noch mehr Zeit auf der Plattform verbringen - oder zumindest nicht zur Konkurrenz wechseln. Doch die jüngste Runde des Dreikampfs zeigt, dass sich die Dienste Schritt für Schritt ähnlicher werden. Den Auftakt machte Facebook. Der Marktführer hat eine Funktion entwickelt, mit der Nutzer Inhalte von anderen Websites ihr Profil einfließen lassen können. Voraussetzung: Die Web-Portale müssen das "Abonnieren"-Knöpfchen einbauen, ähnlich wie das schon beim "Gefällt mir"-Button geschieht. Nachrichten, Blogeinträge oder Videos könnten bald direkt auf der Plattform zu sehen sein.
Damit hat Facebook ein Prinzip kopiert, das andere bereits seit längerem nutzen. Zum Beispiel Twitter: Nutzer des Zwitscher-Dienstes schließen keine gegenseitigen Freundschaften, sondern folgen ganz einseitig den Tweets von Personen, für die sie sich interessieren. Auch Google+ ermöglicht dies neben klassischen virtuellen Freundschaften. Und dann gibt es noch RSS-Feeds: Nachrichtenticker, die Nutzer in einem Leseprogramm wie Netvibes oder Google Reader sammeln.
"Das ist eine Veränderung der sozialen Architektur von Facebook und ganz klar eine Antwort auf den Wettbewerb sowohl durch Google+ als auch durch Twitter", sagte der Gartner-Analyst Ray Valdes der "Computerworld". Allerdings müsse man sehen, ob sich die Nutzer an ein solches Prinzip gewöhnten, Facebook sei bislang eher ein Treffpunkt für Freunde und Familie.
Auch Twitter lässt sich von den anderen inspirieren. Der Micro-Blogging-Dienst ist mit seinem spartanischen Design längst nicht so eingängig wie Facebook und Google+. "Die Leute müssen bislang zu viel Arbeit leisten, damit Twitter für sie nützlich ist", sagte Mitgründer Jack Dorsey der "Financial Times Deutschland".
Jetzt soll die Bedienung leichter werden: Fotos und Videos, die über Links in die 140-Zeichen-Häppchen eingebunden sind, werden direkt eingebettet. Dialoge mehrerer Twitterer über das @-Zeichen werden übersichtlicher. Und nicht zuletzt soll der oft lahmende Dienst schneller werden. Gerade auf mobilen Geräten sieht Twitter jetzt deutlich aufgeräumter aus.
Fürs Geschäft mindestens ebenso bedeutend sind die aufgehübschten Profilseiten. "Bei der Kommunikation mit Nutzern geht es nicht nur darum, was man sagt, sondern auch wie", schreibt Twitter in seinem Firmenblog. Unternehmen können sich ansprechender präsentieren und den Austausch mit Kunden und Fans bündeln. "Die Profile wirken in der Tat viel mehr, wie wir es von Facebook und Google+ gewohnt sind", schreibt der Social-Media-Experte Nico Lumma von der Werbeagentur Scholz & Friends in seinem Blog.
Die Frage nach dem Geschäftsmodell beantwortet Twitter damit allerdings nicht, die Profile sind kostenlos. Umsatz könnte über einen Umweg entstehen: Wenn die Unternehmen sich stärker engagieren, investieren sie vielleicht auch mehr in kostenpflichtige Werbetweets. Beobachter taxieren solche Erlöse von Twitter im laufenden Jahr auf rund 140 Millionen US-Dollar.
Mit einem neuen Feature lockt schließlich Google+: Nutzer sollen es dank einer Gesichtserkennung leichter haben, im Fotoalbum ihre Freunde zu markieren. Die neue Funktion mit dem Namen "Find my face" sei aber anders als bei Facebook standardmäßig ausgestellt, betonte das Unternehmen. Im Wettbewerb der Netzwerke versucht Google, den datenschutzfreundlichen Gegenentwurf zum Marktführer zu geben.
(Von Christof Kerkmann/dpa/kv)