Der Markt für Voice over IP (VoIP) wird erst im Jahr 2008 deutlich an Volumen zulegen - so die Prognose der marktforschenden Experton Group. Dies hängt einerseits mit den hohen Qualitätsanforderungen der deutschen Unternehmen zusammen und andererseits mit den noch nicht ganz abgeschlossenen VoIP-Tests. Ab Mitte des Jahres 2007 erwartet die Experton Group jedoch bereits deutlich zunehmende Investitionen in VoIP-Infrastrukturen und ab dem Jahr 2008 eine deutliche Nutzungssteigerung von Voice over IP und damit auch einen deutlichen Anstieg der Nutzungsentgelte. Gleichzeitig werden die Ausgaben für ISDN-Sprachtelefonie deutlich zurück gehen.
Dass Voice over IP (VoIP) die Zukunft im Bereich der Sprachtelefonie darstellt, bezweifelt kaum noch jemand. Inzwischen haben auch alle großen TK-Operators diesen Trend erkannt und entsprechende Angebote auf dem Markt gebracht. Insbesondere die Deutsche Telekom sieht in der IP-Technologie die Zukunft. Entsprechend soll das Backbone in den nächsten Jahren Schritt für Schritt auf IP umgestellt werden. Analog- und ISDN-Anschlüsse sollen zumindest im Geschäftskundenbereich bis zum Jahr 2011 abgelöst sein.
Anwender üben Zurückhaltung
Auf Anwenderseite wird VoIP allerdings noch zurückhaltend betrachtet. Nur wenige Unternehmen haben bereits größere Bereiche auf Voice over IP umgestellt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Neben dem noch nicht mit ISDN-Anschlüssen vergleichbaren Qualitätsniveau spielen auch Sicherheitsgedanken eine nicht zu unterschätzende Rolle. Darüber hinaus sind mit einer VoIP-Einführung auch gewisse Basisinvestitionen verbunden, die Anwenderunternehmen in den letzten Jahren aufgrund ihrer Höhe eher gescheut haben.
"Nichtsdestotrotz haben bereits 16 Prozent der deutschen Unternehmen VoIP im Einsatz, viele jedoch erst in Testumgebungen beziehungsweise kleineren Unternehmenseinheiten", sagt Wolfgang Schwab, Senior Advisor bei der Experton Group. Entsprechend niedrig seien derzeit noch die Entgelte, die deutsche Unternehmen für Grund- und Nutzungsgebühren bezahlen.
Allerdings dürften die Unternehmen an den Vorteilen von VoIP auf längere Sicht nicht vorbeikommen. Eine einheitliche Infrastruktur für Sprach- und Datenkommunikation birgt massive Kostenvorteile im Bereich der Administration und unterstützt indirekt natürlich auch die fortschreitende IT/TK Konvergenz. Entsprechen steigen die Vorteile mit der Unternehmensgröße überproportional an.
Deutliches Wachstum ab 2008
Entsprechend prognostiziert die Experton Group nach den erfolgreichen VoIP-Tests ein deutliches Wachstum der bezahlten Entgelte in den Jahren 2008 und 2009. Insbesondere Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor und dem Handel, aber auch Banken und Versicherungen und die Industrie werden verstärkt auf VoIP migrieren. Der öffentliche Sektor hingegen hat Voice over IP in den letzten Jahren eher verschlafen, scheint aber in den letzten Monaten auf diesen Trend verstärkt aufmerksam geworden zu sein und führt derzeit zahlreiche Tests durch. Entsprechend dürften die Entgeltumsätze auch in diesem Segment ab 2008 sprunghaft ansteigen.
"Bislang wurde VoIP insbesondere in kleineren Unternehmenseinheiten getestet. Ab dem Jahr 2008 erwarten wir deutliche Migrationsbewegungen von ISDN zu VoIP", so Berater Schwab. "Nach dem Jahr 2007 werden die ISDN-Umsätze mit Geschäftskunden der TK-Operators stetig zurückgehen um bis Anfang des nächsten Jahrzehntes unbedeutend zu werden." (haf)