Die Verbundgruppe Expert hat auf ihrer Bilanzkonferenz die positive Umsatzmitteilung aus dem Frühjahr bestätigt: Der Innenumsatz zu Industrieabgabepreisen (ohne MwSt.) stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr um 1,9 Prozent auf 2,12 Milliarden Euro. Im Geschäftsjahr 2015/16 kam Expert noch auf ein leichtes Minus von 0,2 Prozent.
"Diesen Erfolg verdanken wir der hervorragenden Absatzleistung unserer Gesellschafter", erklärte der scheidende Expert-Chef Volker Müller. Gleichzeitig belegten die Zahlen, dass die Verbundgruppe mit ihrer strategischen Ausrichtung alles richtig gemacht habe.
Aufgrund des guten Ergebnisses fiel die Gesamtausschüttung an die Expert-Gesellschafter deutlich höher aus als im Vorjahr: Sie stieg auf nunmehr 196,1 Millionen Euro. Das entspricht 6,4 Prozent des jahresbonuspflichtigen Umsatzes. Auf der diesjährigen Hauptversammlung wird den expert-Gesellschaftern eine Dividende von 235,50 Euro pro Aktie vorgeschlagen werden.
Mehr Fläche, weniger Standorte
Im abgelaufenen Geschäftsjahr ging bei Expert die Anzahl der Fachhändler zurück: Sie sank von 210 auf 194 bei gleichzeitigem Rückgang der expert-Standorte von 443 auf 432. Grund für diese Entwicklung waren ruhestandsbedingte Geschäftsaufgaben.
Dennoch erhöhte sich die Gesamtverkaufsfläche von Expert um 7.000 Quadratmeter auf insgesamt 455.000 Quadratmeter - das entspricht einem Wachstum von 1,5 Prozent und liegt damit auf Augenhöhe mit dem in dem Geschäftsjahr erzielten Umsatzplus.
Im zurückliegenden Jahr wurden sechs Telepoint-Fachmärkte mit 130 Arbeitsplätzen in die Verbundgruppe aufgenommen und an Expert-Gesellschafter übertragen. Dadurch konnte expert das Standortnetzwerk im Nordwesten Deutschlands erweitern und rund 12.000 Quadratmeter Verkaufsfläche hinzugewinnen. Darüber hinaus wurden zwei neue Gesellschafter in Nordhorn und Köln erfolgreich in die Expert-Gruppe integriert. Im März 2017 erwarb Expert zudem eine Mehrheitsbeteiligung an der Bening GmbH & Co. KG und regelte damit erfolgreich die Unternehmensnachfolge, die den Verbleib des Unternehmens mit 27 Standorten und rund 1.000 Arbeitsplätzen innerhalb der Expert-Gruppe langfristig gewährleistet.
Dezentrale Onlineshops am Start
Um den Wachstumsimpuls des Vorjahres aufzugreifen, stellte Expert-Chef Müller drei Themen in den Vordergrund: Digitalisierung, Personalentwicklung sowie Ausbau der Service- und Beratungskompetenz. Das Ziel dabei laute: Die Kundenbedürfnisse stärker in den Fokus rücken und dadurch die Kundenzufriedenheit erhöhen.
Zum Thema Digitalisierung gehört zum einen das Innovationspaket, mit dem Expert in die Attraktivitätssteigerung des Point of Sale investieren will. Dazu wurden eigens moderne Ladenbau- und Warenpräsentationsmodule entwickelt. Auch eine leistungsfähige WiFi-Infrastruktur für sicheres und schnelles Kunden-WLAN sowie QR-Preisschilder gehören zum Innovationspaket, das bereits an rund 250 expert-Standorten eingeführt wurde.
Die Expert-Fachberater sollen künftig flächendeckend durch die Tablet-Anwendung Expert NEO im Kundengespräch unterstützt werden. NEO ermöglicht das Abrufen zusätzlicher Produktinformationen und Kundendaten direkt auf der Verkaufsfläche. Bis zum Start der Saison soll das digitale Verkaufsunterstützungs-Tool an rund 200 Standorten einsatzbereit sein.
Zu diesem Zeitpunkt soll auch die Einführung der dezentralen Onlineshops an bundesweit rund 300 Standorten erfolgt sein. Anders als bei dem bisherigen, auf Aktionsartikel begrenzten Onlineangebot der Verbundgruppe wird künftig das gesamte Expert-Sortiment online abgebildet und soll so jedem Expert-Händler die optimale Verknüpfung von stationärem Fachhandel und Online-Geschäft ermöglicht werden. Schon jetzt laufen die dezentralen Onlineshops erfolgreich an 70 Standorten im Pilotbetrieb.
Stärken weiter ausbauen
Im Rahmen einer "Qualifizierungsoffensive" will Expert zudem in diesem Jahr verstärkt in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter investieren. Schwerpunkte bilden dabei Weiterbildungsmaßnahmen speziell für Führungskräfte sowie mit "Next Expert Generation" ein Angebot, das Unternehmerkinder auf eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge vorbereitet.
Auf den Ausbau der Kompetenz der Expert-Händler setzt auch die "Service-Strategie 2020" der Verbundgruppe mit Premium-Services und langfristiger Kundenbindung. Die Umsetzung des siebenteiligen, modular aufgebauten Konzeptes hat bereits begonnen: Im Rahmen des "Kunden-Kompetenz-Moduls" werden rund 70 Service-Annahmestellen von Expert-Standorten bis zum Start der Saison nach DEKRA-Standards geprüft und auditiert. Im zweiten Schritt folgt die Umsetzung des "Logistik-Kompetenz-Moduls" inklusive Liefer- und Montageservice, Altgeräteentsorgung sowie weiteren Dienstleistungen.
Beim Marketing soll das Jubiläum "50 Jahre expert in Europa"auch im dritten und vierten Quartal tonangebend bleiben und Anlass für zahlreiche attraktive Händleraktionen und zielgruppengerechte Werbekampagnen bieten. Darüber hinaus will Expert das Thema "Gaming" noch stärker und direkt am POS für Kunden erlebbar machen: Darauf zielen unter anderem "Beat-the-Pro-Events" mit Profi-Gamern aus dem "Team Expert" oder auch neuartige Ladenbaumodule, die speziell zur Präsentation des Expert-Gaming-Sortiments entwickelt wurden. Expert setzt bereits seit einiger Zeit einen Marketing-Akzent auf das Thema E-Sports.
Vor dem Chefwechsel an den bisherigen Obi-Einkaufschef Jochen Ludwig präsentiert Expert-Vorstandssprecher Volker Müller damit ein gut bestelltes Haus: Ähnlich wie EP befindet sich die Verbundgruppe auf Wachstumskurs und schwenkt im Online-Bereich auf den von Euronics vorgezeichneten E-Commerce-Kurs ein. (rw)