Nach nur acht Monaten

Expert-Chef Jochen Ludwig schmeißt hin

10.12.2018 von Matthias Hell
Anfang April war Jochen Ludwig als Vorstandsvorsitzender an die Spitze von Expert getreten, nun verlässt der Manager die Verbundgruppe mit sofortiger Wirkung. Die Nachfolge des langjährigen Expert-Chefs Müller ist damit fürs erste gescheitert.
Kaum da, jetzt schon wieder weg: Jochen Ludwig war nur acht Monate Vorstandschef von Expert
Foto: Expert

Ohne Vorwarnung hat der Aufsichtsrat der Expert SE mitgeteilt, dass der erst Anfang April in das Amt gewechselte Vorstandsvorsitzende Jochen Ludwig auf eigenen Wunsch um vorzeitige Auflösung seines Vertrages gebeten hat. Der Aufsichtsrat habe dem Wunsch entsprochen und der sofortigen einvernehmlichen Trennung zugestimmt. Als Nachfolger in der Funktion des Vorstandsvorsitzenden der Expert SE und der Expert Wachstums- und Beteiligungs SE wurde der langjährige Vorstand der Verbundgruppe Stefan Müller ernannt.

Müller ist seit 17 Jahren im Expert-Vorstand für die Bereiche IT und Logistik sowie in den letzten Jahren für den zögerlichen Aufbau des Online-Geschäftes verantwortlich. Weiterer Vorstand neben Müller ist weiterhin Gerd-Christian Hesse, der als Finanzvorstand den Kaufmännischen sowie den Finanzbereich verantwortet.

Gescheiterter Führungswechsel setzt Expert unter Druck

"Mit der Ernennung von Herrn Dr. Stefan Müller setzen wir ein deutliches Signal, um die bei Expert bewährte Kontinuität sicherzustellen und gleichzeitig auf die notwendige Dynamik in der Anpassung unserer Handelsprozesse zu setzen", erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Friedrich Wilhelm Ruf. "Über die Besetzung des Vorstandsressorts Vertrieb und Marketing werden wir zeitnah informieren", so Ruf weiter.

Damit bemüht sich Expert zwar um Gelassenheit, doch ist unbestreitbar, dass der Weggang von Jochen Ludwig nach nur acht Monaten im Amt - und mitten im Weihnachtsgeschäft - ein schwerer Schlag für die Verbundgruppe ist. Um nach der 12-jährigen Ära des Vorstandsvorsitzenden Volker Müller einen guten Übergang zu bewerkstelligen, war Ludwig bereits sechs Monate vor Amtsantritt in das Unternehmen eingetreten.

Im Interview mit channelpartner.de Ende Mai machte Ludwig deutlich, dass er große Ambitionen in der neuen Rolle hegte, allerdings als branchenfremder Quereinsteiger auch großen Einarbeitungsbedarf hatte. Im Online-Bereich wollte Ludwig der Verbundgruppe eine Abkehr von der bisherigen zögerlichen Strategie verordnen. Warum der Manager nun so plötzlich das Amt hingeworfen hat, ist unbekannt. Klar ist, dass die Nachfolge von Volker Müller damit erst einmal gescheitert ist und Expert nun unter Druck steht, im zweiten Anlauf eine überzeugende Lösung zu finden.