Wie für alle Elektronik-Retailer war auch für Expert das Corona-Jahr 2020 ein Ausnahmeereignis: Um 6,5 Prozent konnte die Verbundgruppe ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2020/21 steigern. Umso spannender war, welche Zwischenmeldung Expert an der - wegen der Pandemie erneut virtuell durchgeführten - Frühjahrstagung 2022 für den Zeitraum von April bis Ende Dezember 2021 abgeben würde: Es ist ein Umsatzrückgang von zwei Prozent auf 1,75 Milliarden Euro, den die Verbundgruppe kurz vor Abschluss des laufenden Geschäftsjahres meldet. Nach dem außergewöhnlichen Vorjahr und nach Lockdown und Corona-Beschränkungen für den stationären Handel handelt es sich dabei dennoch um ein sehr respektables Ergebnis. Der positive Trend zeigt sich auch an der Entwicklung des Standortnetzes von Expert. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Fachmärkte um fünf Standorte auf 281 gestiegen - in einer Zeit, in der vor allem Saturn und Medimax ihr Filialnetz deutlich zurückbauten und auch Media Markt und Euronics einige Fachmärkte verloren.
"2020 und 2021 waren Ausnahmejahre", stellte Expert-Chef Stefan Müller bei der digitalen Pressekonferenz zur Frühjahrstagung klar. Der Maßstab für 2022 müsse das Vor-Pandemie-Jahr 2019 sein. "Unser Ziel für dieses Jahr ist es, auf einem höheren Niveau abzuschneiden als 2019." Da auch das kein Selbstläufer ist, hat die Expert-Zentrale eine Strategie entwickelt, mit der die weitere Geschäftsentwicklung nach regionalen Abstufungen vorangetrieben werden soll. Die Deutschlandkarte der Verbundgruppe listet 320 "Parzellen" auf, die von Expert-Gesellschaftern mit stationären Geschäften besetzt sind, denen 414 Expert-freie "Parzellen" gegenüberstehen. In den bereits von Expert besetzten Regionen erkennt die Verbundgruppe noch erschließbare Umsatzpotenziale von knapp einer Milliarde Euro im stationären Geschäft sowie von mehr als 150 Millionen Euro Online. Online-Zugewinne in ähnlicher Höhe sollen zudem in den von Expert stationär nicht bedienten Regionen möglich sein. "Diese Umsatzpotenziale von mehr als einer Milliarde Euro wollen wir gemeinsam mit unseren Gesellschaftern erschließen, beziehungsweise dort, wo Expert stationär nicht vertreten ist, Online durch unsere Zentrale", erklärte dazu Frank Harder, Vorstand für Vertrieb, Marketing und E-Commerce.
60-jähriges Jubiläum als Chance
Der geeignete Anlass, um diese Potenziale anzugehen, ist für die Verbundgruppe das 60-jährige Jubiläum in diesem Jahr. Zum einen will Expert endkundenseitig unter dem Motto "60 Jahre beste Empfehlungen, beste Beratung, beste Angebote, beste Nachbarschaft und beste Partnerschaft" mit Aktionen für sich werben. Wie Expert-Chef Müller betonte, sei dafür aber auch die Unterstützung der Industrie nötig. Zunehmende Preiserhöhungen setzten Händler unter Druck, entweder auf Marge zu verzichten oder diese an die Kunden weiterzugeben. Zudem werde das Direct-to-Consumer (D2C) Geschäft der Hersteller mit eigenen Onlineshops und stationären Flagshipstores immer stärker als Konkurrenz spürbar. "Wir glauben, dass jeder seine Kompetenz hat - der eine beim Produzieren, der anderen beim Verkaufen. Wir wollen den Herstellern sagen, dass wir weiterhin der erste Anlaufpunkt für die Kunden sind und dass sich nur gemeinschaftlich optimale Ergebnisse erzielen lassen", so Müller.
Weiter will Expert sein Jubiläum auch zu einer Forcierung der Mitarbeiterqualifikation nutzen. Unter dem Schlagwort "Expert Mitarbeiter 6.0" soll dabei die nachhaltige Bindung, Förderung und Weiterentwicklung der Fachberater, aber auch das Herausstellen der Attraktivität von Expert als Arbeitgeber im Mittelpunkt stehen. Im Rahmen des standortübergreifenden Contests "Experten Performance Cup" sollen die Fachberater durch Best Practice Beispiele voneinander lernen, sich weiterentwickeln und so die Kundenzufriedenheit noch weiter steigern. "Eine gute Ausbildung und vielfältige Weiterentwicklungsmöglichkeiten sind wichtig, um Fachkräfte dauerhaft im Unternehmen zu halten. Doch in Zeiten des Fachkräftemangels ist es eine ebenso große Herausforderung, kompetente und motivierte Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt zu finden", sagt Gerd-Christian Hesse, Vorstand für Finanzen, Personal und Versicherung der Expert SE." Um dieser Aufgabe entgegenzutreten, habe Expert eine neue Recruiting-Kampagne entwickelt, die die Vorzüge von Expert als attraktiven Arbeitgeber verstärkt in den Mittelpunkt rücken soll. Angelehnt an die Nachbarschaftskampagne zielt sie dabei auf Regionalität und ein persönliches Nachbarschafts-Verhältnis ab und setzt auf situationsbezogene Bilder, auf denen Expert-Mitarbeiter bei der Arbeit zu sehen sind.
Frühjahrstagung als Teil der virtuellen KOOP 2022
Die Frühjahrstagung von Expert findet auch 2022 wieder als Teil der virtuellen KOOP, der gemeinsamen Kooperaitonsmesse mit Euronics, statt. Über 1.000 Experten nahmen dabei virtuell an der Veranstaltung teil und haben Informationen zu Markttrends, Branchenentwicklungen sowie der Expert-Strategie im Jubiläumsjahr erhalten - das entspricht einer Teilnahmequote von über 90 Prozent der Gesellschafterbetriebe. Doch ganz auf den persönlichen Kontakt will die Expert-Führung nicht verzichten: Um rund um die gesetzten Schwerpunktthemen noch intensiver auf die individuellen Bedürfnisse der Gesellschafter eingehen zu können, ist ein Roadtrip des Expert-Vorstandes im März geplant. "An sechs Standorten in ganz Deutschland möchten wir dabei in den direkten Dialog mit unseren Gesellschaftern treten. So soll unser offener Austausch weiterhin gelebt, eine stetige Weiterentwicklung am Puls der Zeit gewährleistet und das Versprechen, die beste Kooperation in der Branche zu sein, verstärkt werden", erläutert Expert-Chef Müller.
Rückenwind erhalten die Pläne des Expert-Vorstands durch die Inbetriebnahme des neuen Fulfillment Centers der Verbundgruppe. Seit Jahresbeginn ist das "expert Fulfillment Center" (eFC) in Betrieb, aktuell auf rund 50 Prozent Kapazität, ab April dann vollumfänglich. Mit dem 13.000 qm umfassendes Logistikzentrum am Firmensitz in Langenhagen investiere Expert in die Zukunftsfähigkeit der Verbundgruppe, sichere sich Wettbewerbsvorteile und setze ein starkes Signal in die Standortsicherung, heißt es dazu. Das neue eFC schaffe flexible Wachstumsmöglichkeiten hinsichtlich Bestellverhalten und Produktinnovation sowie Raum für Filialzuwachs und eine höhere Onlineverfügbarkeit. Gleichzeitig sei durch das moderne Logistikzentrum die vom Großteil der Kunden erwartete on time delivery und Full Service möglich - bei gleichbleibender Wirtschaftlichkeit.