Mit Neueröffnungen und organischem Wachstum will die Verbundgruppe Expert in ihrem Jubiläumsjahr 2012 weiter zulegen. „Wir setzen alles daran, dass 2012 und damit das Jubiläum ein großer Erfolg für Expert wird. Dabei gehen wir von einer Marktentwicklung von plus fünf Prozent aus“, erklärt Expert-Vorstandschef Volker Müller gegenüber Channelpartner. Noch im Frühjahr erwartet der Chef der Verbundgruppe spürbare positive Effekte durch das Ende der analogen TV-Ausstrahlung und die Digital-Umstellung zum 30. April. „Wir registrieren bereits erste Effekte im Satellitenanlagenbereich. Den großen Ausschlag erwarten wir im Monat März“, berichtet Müller. Die andernorts spürbaren negativen Auswirkungen durch das Hochwasser in Südost-Asien und die folgende Verknappung auf dem Festplattenmarkt befürchtet Expert nicht: „Wir konnten negative Effekte dadurch vermeiden, dass wir in unserem Lager sofort große Mengen bevorratet haben und so ausreichend Ware zur Verfügung steht.“
Das Jubiläumsjahr will Müller auch zu einem entschlossenen Ausbau der Verkaufsflächen nutzen. Während sich die Gesamtfläche der Expert Standorte aktuell auf 383.400 qm belaufe – darin enthalten 222 Fachmärkte – wolle die Verbundgruppe ihre Kapazitäten im Geschäftsjahr 2012/2013 um 27.900 qm erweitern und insgesamt 22 Fachmärkte eröffnen. Zumindest was die Anzahl der Flächenmärkte betrifft, setzt Expert damit ganz offen zum Sprung auf den Marktführer Media Markt an: Während sich die Anzahl der Standorte dort aktuell auf 245 beläuft, wird Expert – wenn alles planmäßig läuft – zum Jahresende bei 244 Fachmärkten liegen. Von der Konkurrenz setzt sich Expert damit jedenfalls deutlich ab: Nummer drei auf dem deutschen Retail-Markt ist Saturn mit 145 Märkten, auf dem vierten Platz folgt Medimax mit 116 Standorten. Spannend ist die starke Expansion von Expert auch deshalb, weil Media-Saturn im vergangenen Jahr im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung die Eröffnung neuer Märkte in kleineren und mittleren Städten ankündigte – bisher eine Domäne der Verbundgruppen. Mit der Umsetzung der MSH-Strategie scheint es bisher allerdings noch nicht besonders weit zu sein. Auf die Frage, ob es bereits spürbare Auswirkungen der MSH-Initiative gebe, gibt es von Expert-Chef Müller ein knappes „Nein“ zu hören.
Meinungswandel beim Thema Online
Nicht nur was die Verkaufsflächen betrifft, misst sich Expert mit seinen Rivalen. Auch beim Thema Onlinehandel sieht man sich im Wettbewerb. Während sich Media-Saturn bekanntlich zu einer ebenso mühsamen wie mutlosen Multichannel-Strategie durchgerungen hat, setzt auch die Verbundgruppe Euronics auf die Verbindung von stationärem Geschäft und Onlinehandel. Expert lag dagegen bisher auf einer Linie mit EP und lehnte ein eigenes E-Commerce Engagement der Zentrale rundum ab. Die Kehrtwende kam erst im vergangenen Oktober, als auf der Expert-Hauptversammlung die Eröffnung eines eigenen Onlinestores angekündigt wurde. „Das genaue Timing steht zur Zeit noch nicht fest“, so Expert-Chef Müller zur Umsetzung der Initiative. Zunächst werde der bestehende Internettauftritt von Expert überarbeitet und eine Reihe von Content-Modulen geschaffen. In dieses Rahmenwerk werde dann später ein zentraler Onlinestore integriert. „Beim Start des Online-Shops stehen wir unter keinem Zeitdruck“, erklärt Müller. „Wir müssen nicht unbedingt die Ersten sein, aber besser als die Ersten.“
Ohnehin handelt es sich für Müller bei der Entscheidung für den E-Commerce um keine Herzensangelegenheit: „Der intelligente Handeltreibende musste sich schon immer neuen Situationen anpassen, wie beispielsweise dem Wandel von einer Fachhandelsstruktur zur Großfläche“, so der Expert Vorstandschef. „Aktuell gilt es gemeinsam mit unseren Gesellschaftern neue Online-Vertriebswege zu erschließen und im Sinne der Gesellschafter das Internet als vernünftige Ergänzung und nicht als Alternative zum stationären Handel zu etablieren.“ Einen Vorbildcharakter will Müller dabei weder den Multichannel-Auftritten von MSH noch der Euronics-Strategie zubilligen. Klar ist jedoch, dass auch Expert an der Quadratur des Kreises arbeitet: Die Einpassung eines zentralen Onlineshops in eine dezentrale Filialstruktur. Passionierte Online-Käufer sollen damit wohl kaum gewonnen werden, vielmehr gilt es, die Abwanderung der Stammkunden zur Etail-Konkurrenz zu verhindern. (mh)