Die Sonne wusste noch nichts von dem zögerlichen Besuch am Eröffnungstag der größten IT-Messe der Welt und strahlte wie selten bei einer CeBIT zuvor. Keine Staus: weder bei der Zufahrt noch im Parkhaus noch an der Kasse. Dank der vorab registrierten Fachbesucherkarte, die sich kurz vor Messebeginn in fast jeder Händler-Mailbox fand, war der Eintritt in knapp fünf Sekunden erledigt. Sehr angenehm.
Auffällig waren einige leere oder teilbenutzte Hallen, die mit Stellwänden abgetrennt waren. Trotz zugelassener Consumer-Elektronik, Lautsprecher und Spielkonsolen, die ja lange als böse galten und der Messeleitung nicht seriös genug waren. Inzwischen ist wieder alles gut, was Publikum, Standgeld und PR bringt, und als ich den Tipp erhielt, dass Gouverneur Schwarzenegger mit unser aller Bundeskanzlerin kurz nach 11 Uhr auf dem Telekom-Stand eintreffen soll, hieß es nur noch: "Hasta la vista" zur Halle 26.
Bodyguards und Einsamkeit
Und siehe da, keine große, aber immerhin eine Menschenmenge drängte sich am Stand A 01. Die Einzigen, die von Arnie und Angela etwas sahen, waren deren Bodyguards, die Ordner der Telekom, Presseleute und die Jungs und Mädels von der ehemaligen Postbehörde. Dem gemeinen Volk blieben nur Leinwand und Lautsprecher, um den beiden Hoffnungsbringern zu lauschen - und tatsächlich glaubte ich kurz, "I`ll be back" zu verstehen. Schade nur, dass unsere Kanzlerin nicht Sarah Connor heißt. Doch immerhin bewies der Kalifornier, dass, wenn etwas attraktiv genug ist, die Leute auch strömen.
So auch in den Hallen für Komponenten, die traditionell in asiatischer Hand sind. Gehäuse in allen Geschmacksrichtungen, Grafikkarten, Netzteile, Hauptplatinen und was sonst noch so alles in und um einen PC passt. Bunt, laut und stylish, so auch das Publikum, das sich auch diesmal dank Tüten und Rucksack vom Fachbesucher unterscheiden ließ.
Wer Einsamkeit suchte, konnte sie in den südlichen Hallen finden. Dort stand noch einiges an Standfläche zur Verfügung. Wer es richtig bequem haben wollte konnte sich in Halle 8 in einen der vielen freien Stühle platzieren. Das Überthema Green IT war eigentlich keines. Der übliche Strom-Smart, ein grünes Öko-Dreirad sowie ein angeblicher Null-Watt-PC teilten sich die Aufmerksamkeit der wenigen Gäste.
Fachhandelsbereich hat sich gelohnt
Ganz anders im Fachhandelsbereich. Dort dauerte das Zugangsprocedere ob der Fragebogen schon ein wenig länger. Dass sich das Warten lohnte, zeigte sich an der Gesprächsbereitschaft des Standpersonals. Die anwesenden Vertreter der Hersteller und Distributionen nahmen sich gerne Zeit für die zahlreich erschienenen Wiederverkäufer. Bei früheren Messen war kaum jemand ohne Terminvereinbarung zu sprechen.
Überhaupt war es eine CeBIT der einge-sparten Zeit. AVM - sofort den Gebietsleiter getroffen und Coke bekommen, Cherry - Superberatung über die neue Tastaturlinie, Fröhlich + Walter - keine zwei Minuten gewartet, Brother - alle Fragen geklärt. Bei Asus und MSI war es etwas schwieriger, da stand die Tütenfraktion Schlange. Und die IT-Superstars Intel, AMD, Adobe oder Microsoft standen ohnehin nicht auf meiner Route.
Sensationen Mangelware
Mit Apple hätte ich gerne ein paar Takte über Margen geplaudert, aber die waren erst gar nicht erschienen. Auch Hewlett-Packard habe ich vermisst. Überhaupt waren Sensationen Mangelware, nichts Auffälliges im Hardwarebereich, was nicht schon durch die Fachblätter gegangen wäre. Ist das die Krise der IT - oder die Krise der CeBIT? Zeigt die globalisierte Massenfertigung der Innovationen ihre Grenze auf?
Im Gegensatz dazu überraschte die Menüvielfalt im Reseller-Bistro angenehm. Tortellini in Basilikumsoße mit Parmesanspänen und Rucola, das hatte schon was. Die CeBIT kulinarisch - ein ganz neuer Aspekt, Grüne Woche statt Green IT? Wer wollte, konnte sich dort auch mit einem Wodka Red Bull von der Masse abheben. Aber ernsthaft: Flügel benötigte man an diesem ersten CeBIT-Tag mit Sicherheit nicht.
Mein Fazit:
Ob ein Messebesuch lohnt, hängt auch von den Erwartungen der Besucher ab. Hat der Veranstalter zu hoch gepokert, oder war es "nur" das Krisengerede?
Bis demnächst, Euer Querschläger!
(Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.)