Grund für den Aufschwung war die steigende Nachfrage nach Cloud-basierten Diensten, so ISG. Allerdings hat das Marktforschungsinstitut bereits das dritte Quartal in Folge rückläufige Ausgaben für Managed Services detektiert. Besonders stark fielen die Rückgänge im Managed-Service-Geschäft in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) aus. Im dritten Quartal 2021 gingen hier Managed Services-Umsätze um acht Prozent auf 446 Millionen Euro zurück.
Barbara Florschütz, Deutschland-Chefin bei ISG, hat dafür eine Erklärung parat: "Es gibt es eine Reihe von Deals, deren Abschlüsse sich verzögern. Dies betrifft insbesondere den Bereich der Finanzdienstleistungen. Zudem sehen wir eine anhaltende Schwäche in der Fertigungsindustrie, die darunter leidet, dass die wirtschaftliche Erholung in Europa derzeit eher schleppend läuft." Dennoch: In diesen Quartalszahlen sieht Florschütz keinen längerfristigen Trend oder eine grundlegende Schwäche des DACH-Markts.
Die Nachfrage nach Cloud-basierten Diensten stieg aber auch in der DACH-Region stark an - genauso übrigens wie in Gesamteuropa. Im dritten Quartal 2021 lag das gesamte Auftragsvolumen bei europäischen IT-Providern (As-a-Service-Leistungen als auch Managed Services) bei 5,6 Milliarden Euro. Gegenüber dem eher schwachen dritten Quartal 2020 entspricht dies einem Anstieg von 36 Prozent. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2021 lag das Plus bei vier Prozent. Damit bewegt sich der Gesamtmarkt nun das vierte Quartal in Folge oberhalb der Marke von fünf Milliarden Euro. Insgesamt legten die Investitionen im europäischen IT-Service-Umfeld in den vergangenen zwölf Monaten um 1,3 Milliarden Euro zu.
Im Vergleich zum dritten Quartal 2020 stiegen die Ausgaben für Cloud-basierte As-a-Service-Lösungen um 59 Prozent auf einen Rekordwert von 2,8 Milliarden Euro. Die Ausgaben für Infrastructure-as-a-Service (IaaS) legten um 59 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro zu. Die SaaS-Umsätze stiegen auf 800 Millionen Euro zu. Beide Werte stellen ebenfalls neue Quartalsrekorde dar.
Bei Managed Services betrug der europaweite Zuwachs im Jahresvergleich 19 Prozent. In diesem Teilmarkt erfasste ISG Quartalsumsätze in Höhe von insgesamt 2,75 Milliarden Euro. Von diesem Zuwachs waren aber die Regionen DACH (siehe oben) und Großbritannien ausgenommen.
"Europa hat sich aufgrund von Datenschutz- und Sicherheitsbedenken langsamer als andere Regionen auf die Cloud zubewegt. Inzwischen wird jedoch deutlich, dass die Unternehmen ihre digitale Transformation spürbar beschleunigen", so kommentiert Barbara Florschütz die Entwicklung.
Ihr ISG-Kollege Heiko Henkes hat in der Analyse einer anderen Umfrage ein gestiegenes Interesse an Cloud-Native-Lösungen auch in Deutschland festgestellt: "Lediglich drei der Befragten sagen, dass das Thema derzeit nicht auf ihrer Agenda steht", so der Director bei ISG Research.
Diese Entwicklung eröffnet neue Geschäftschance für spezialisierte IT-Dienstleister. Und dass Anwender großes Vertrauen in diese externen IT-Provider setzen, belegen die Antworten auf die Frage, nach welchen Kriterien die Anwender ihre Dienstleister in diesem Bereich auswählen. Für 57 Prozent der Befragten sei es ein wichtiges und für weitere 28 Prozent sogar sehr wichtiges Kriterium, mit spezialisierten Cloud-Native-Anbietern zusammenzuarbeiten.
Dr. Nils Kaufmann, Mitglied bei dem EuroCloud Deutschland_eco e.V., betont in diesem Zusammenhang, dass Anwender sich nicht in Anbieter-Lock-ins begeben sollten. 83 Prozent der von ISG Befragten wünschen sich nämlich, dass sich ihre externen IT-Dienstleister mit einem möglichst breiten Spektrum an Cloud-Plattformen auskennen, um ihnen Aufbau, Betrieb und Weiterentwicklung von Multi-Cloud-Lösungen zu gewährleisten.
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