Die Informationstechnik und Telekommunikation (ITK) in Europa zeichnet nach Angaben der Europäischen Union (EU) für die Hälfte des europäischen Produktivitätszuwachses verantwortlich. In der Europäischen Union haben Unternehmen, Privatverbraucher und der öffentliche Sektor im Jahr 2006 insgesamt 649 Mrd. Euro für IT und Telekommunikation ausgegeben. Bis zum Jahr 2013 steckt die Europäische Union (EU) über neun Mrd. Euro in die Förderung und Forschung von ITK-Projekten, um den Sektor weiter zu stärken.
Die Initiative Europäische Informationsgesellschaft 2010 (i2010), die die Grundlage für die Forschungsförderung bildet, liegt nach Ansicht von EU-Kommissarin Viviane Reding nach nur zwei Jahren bereits über dem Soll. "Der ITK-Sektor wächst schneller als die Volkswirtschaft der EU insgesamt und erzeugt beachtliche horizontale Wachstumseffekte", sagt die verantwortliche Kommissarin im Gespräch mit der Computerzeitung. "Software und Dienstleistungen sind dabei die am dynamischsten anwachsenden Bereiche, doch auch der Kommunikationssektor holt mit raschen Schritten auf", so Reding.
Insbesondere der Ausbau der Breitbandversorgung spiele eine wichtige Rolle und sei mit verantwortlich für den bisherigen Erfolg der Initiative i2010: "Breitbanddienste liefern eine höhere Lebensqualität, sie sparen uns Zeit sowie Wege und lassen uns im beruflichen wie privaten Alltag mehrere Dinge gleichzeitig oder ohne Ortswechsel machen." Homebanking, E-Learning, E-Government und Home-Healthcare gehören für die Politikerin dazu. "Indirekt dienen natürlich auch breitbandige Forschungsinfrastrukturen einer verbesserten Lebensqualität."
Breitbandverbindungen sind für viele Experten das Eisenbahnnetz des 21. Jahrhunderts, das Voice over IP und vielen darauf basierende Diensten den Weg ebnet. "Wir können heute Services anbieten, die noch vor wenigen Jahren gar nicht darstellbar waren", sagt Axel Schnell, Chief Executive Officer des auf Konvergenzlösungen spezialisierten ITK-Systemintegrators NextiraOne. Die Investition in Softwareanwendungen und deren Installation auf eigenen Unternehmensservern sei nicht mehr notwendig: Anwender mieten lediglich deren Funktionen, die eigentliche Software läuft bei einem Anbieter. Prozesse, die heute über die Anschaffung großer Softwareprogramme für den einmaligen oder kurzzeitigen Einsatz realisiert würden, könnten zukünftig über Breitband und Hosted-Modelle abgewickelt werden, so Schnell.
"Heute können die Anwender über das Web Funktionen einfach an- oder ausschalten, gerade wie sie benötigt werden", beschreibt Schnell die Möglichkeiten. Das erhöhe die Flexibilität jedes Unternehmens und trage außerdem zum Cost Saving bei. Gleichwohl gebe es bei der Durchdringungsrate in Deutschland weiterhin Verbesserungspotenzial. Während die Nachbarn aus den Niederlanden und Dänemark sowie Finnland und Schweden mit rund 30 Prozent Durchdringung die Spitzenpositionen einnehmen, verzeichnet man im EU-Durchschnitt 17 Prozent.
"Das Thema Breitbandversorgung wird zu einem immer wichtigeren Standortfaktor", betonte Gerd Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz. Für den Haushaltsentwurf 2008 sieht das Ministerium zehn Mio. Euro für die Förderung von Breitbandanschlüssen vor, um insbesondere die Durchdringung in ländlichen Regionen zu verbessern. "Gemeinden, die sich um Unternehmensansiedlungen, Arbeitsplätze und familienfreundliche Lebensbedingungen bemühen, sind eindeutig im Vorteil, wenn ihr Infrastrukturangebot auch schnelle Internetzugänge umfasst", betont Müller. (pte)