embedded SIM

eSIM erklärt: Vorteile, Nachteile, Sicherheit, Kompatibilität

21.02.2018 von Andreas Hitzig
Seit 2016 gibt es die eSIM auf dem Markt. Schafft sie im Jahr 2018 endlich den Durchbruch? Erste Anzeichen sind erkennbar.
Kommt bald das Ende für die klassische SIM-Karte?

Aktuell existieren in Deutschland drei Formate von SIM-Karten: die etwas in die Jahre gekommene Mini-SIM, die Micro- SIM sowie die Nano-SIM. Steht ein Wechsel des Smartphones bevor, geht damit auch oftmals die bange Frage mit einher, ob die aktuelle SIM-Karte noch passt. Glücklicherweise liefern die meisten Anbieter ihre Karte inzwischen als Triple- SIM aus. Damit müssen Sie nur das überflüssige Plastik um die Karte wegbrechen, um zum richtigen Format zu gelangen.

eSIM-Grundlagen

Seit 2017 gibt es die Huawei Watch 2 als LTE-Variante.

Mit der embedded SIM – kurz eSIM – soll dies in Zukunft alles deutlich einfacher werden. Es handelt sich dabei um eine etwa 5 x 6 Millimeter große SIM-Karte, die fest in das Mobilgerät eingebaut ist. Das Fach für die SIM-Karte, wie Sie es heute kennen, entfällt somit komplett. Zum Einbuchen in ein Mobilfunknetz wird Ihr mobiles Endgerät nur noch mit dem Profil des Mobilfunkanbieters versehen. Dies geschieht entweder durch das Einscannen eines QR-Codes oder durch einen eSIM-Aktivierungscode, der verschlüsselt per Bluetooth übertragen wird.

Der Wechsel des Smartphones ist dagegen mit eSIM nicht so einfach: Sie benötigen dann einen neuen Aktivierungscode, den Ihnen Ihr Mobilfunkanbieter zur Verfügung stellen muss. Wie aufwendig sich dies gestaltet, wird die Zukunft zeigen. Zumindest haben alle Netzbetreiber der Welt sich inzwischen auf einen einheitlichen eSIM-Standard geeinigt. Bei einer Reise ins Ausland können Sie künftig – so die Theorie – bei einem lokalen Anbieter einen befristeten Vertrag abschließen, diesen aktivieren und für den Zeitraum Ihres Auslandsaufenthaltes nutzen. Währenddessen wird Ihr heimisches Profil im eSIM-Manager deaktiviert, steht aber mit wenigen Klicks nach der Rückkehr in die Heimat wieder zur Verfügung.

Der aktuelle Markt

Die erste Smartwatch auf dem deutschen Markt mit integrierter eSIM war die Samsung Gear S2.

Das erste Mal, dass die eSIM größere Beachtung gefunden hat, war im Herbst 2017 bei der Einführung der Apple Watch 3 LTE. Diese Smartwatch kann dank eSIM auch ohne Smartphone telefonieren und das Internet nutzen. Apple ist jedoch nicht der Vorreiter in diesem Bereich: Samsung hat bereits 2015 auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin eine Variante der Samsung Gear S2 vorgestellt, die eine eSIM integriert hat. Ein Paketangebot mit Mobilfunk-Vertrag wurde sowohl von Vodafone als auch von O2 angeboten. Ein durchschlagender Erfolg wurde die Uhr allerdings nicht.

Seit 2017 ist die Huawei Watch 2 im Handel und wird ebenfalls mit integrierter eSIM angeboten. Hierfür bietet allerdings nur die Telekom einen Vertrag an. Andere Modelle wie die Samsung Gear S3 LTE werden aktuell in Deutschland nicht angeboten. Hier ist die Unterstützung in anderen Ländern – allen voran die USA und einige asiatische Länder – deutlich weiter vorangeschritten.

eSIM-Karten sind allerdings nicht nur in Smartwatches zu finden. Auch eine ganze Reihe aktueller Smartphones bringen die integrierte SIM-Karte als Alternative zur klassischen SIM-Karte mit – allen voran die beiden aktuellen Spitzenmodelle von Google, das Pixel 2 und der große Bruder Pixel 2 XL. Diese werden aber noch von keinem deutschen Mobilfunkanbieter unterstützt. Nachfragen von Anwendern in den Foren haben immer die gleiche Antwort hervorgebracht: Aktuell unterstützen wir die eSIM im Google Pixel 2 (XL) leider nicht.

Android-Geräte mit eSIM

In den USA bietet Google für seine Smartphones einen Mobilfunkvertrag an.

Hinsichtlich eSIM hat Apple aktuell klar die Nase vorne: Die meisten aktuellen iPad-Pro-Modelle wie das 12,9-Zoll-Gerät, aber auch die beiden kleineren Tablets mit 9,7 und 10,5 Zoll werden mit einer integrierten SIM-Karte ausgeliefert. Die Auswahl eines entsprechenden Datentarifs lässt sich anschließend direkt über die Einstellungen vornehmen.

Leider gibt es im Android-Bereich aus Mangel an Geräten bis jetzt noch keine derartige Lösung. Neben den ersten Smartwatches und den neuen Pixel-Geräten findet sich eine gewisse Durchdringung am ehesten noch im asiatischen Raum. So hat der Hersteller Xiaomi bereits einige Modelle mit einer integrierten eSIM veröffentlicht, unter anderem das Xiaomi Mi 5.

Mobilfunkverträge in Deutschland

Eine eSIM nützt natürlich nur im Zusammenhang mit einem entsprechenden Mobilfunkvertrag. O2 hat aktuell keine eSIM-Tarife im Angebot. Bei Vodafone kann nach eigener Auskunft eine eSIM zu verschiedenen Verträgen kostenlos dazugebucht werden, allerdings nur für die Samsung Gear S2. Die Telekom setzt für die Bestellung einer eSIM einen bestehenden Mobilfunkvertrag voraus. Die neu hinzugekommene Karte wird als Multi-SIM gehandhabt und schlägt mit Zusatzkosten von knapp 5 Euro zu Buche. Neues Datenvolumen gibt es hierfür nicht – die Multi-SIM nutzt das Datenvolumen des Mobilfunkvertrages mit.

Googles Project FI

Wie eine gut funktionierende eSIM-Lösung aussehen kann, zeigt Google in den USA mit Project FI im Zusammenspiel mit den Pixel- 2-Geräten. Google operiert dort als Mobilfunkanbieter und bietet einen netzübergreifenden Tarif an, der sich immer das beste verfügbare Mobilfunknetz aussucht. Die Preise können sich – zumindest für den amerikanischen Markt – sehen lassen: Sie zahlen als Grundgebühr 20 US-Dollar und bekommen dafür eine Flatrate für Gespräche und Textnachrichten innerhalb der USA. Jedes GB an Daten kostet noch einmal 10 US-Dollar, wobei Sie das Datenvolumen zum gleichen Preis auch in über 135 anderen Ländern verwenden können. Nicht genutztes Datenvolumen bekommen Sie auf Ihrer Rechnung wieder gutgeschrieben. Eine gravierende Einschränkung besitzt das Angebot aber auch in den USA: Project FI ist nur für einige wenige ausgewählte Smartphones verfügbar. Für die Pixel-Modelle der zweiten Generation wird die integrierte eSIM genutzt, für die ersten Pixel-Smartphones, das Android One Moto X4, das Nexus 6P, das Nexus 5X sowie das Nexus 6 wird eine zusätzliche SIM-Karte benötigt.

Turbo durch Windows 10

Unter Umständen könnte jedoch auch der klassische PC-Markt die Verbreitung von eSIM spürbar beschleunigen. Microsoft hat neue mobile Computer mit integrierten LTE-Modems und eSIM angekündigt. Die entsprechende native Unterstützung für die eSIM folgt in der kommenden Windows-10-Version namens „Redstone 4“, die im Frühjahr 2018 erscheinen soll. Zahlreiche Hersteller wie Asus, HP, Huawei, Lenovo, Vaio und Xiaomi haben bereits erste Geräte mit integrierter eSIM angekündigt. Auf der CES (Computer Electronics Show) in Las Vegas im Januar 2018 waren die ersten dieser Geräte zu sehen. Dies könnte vor allem für jene Anwender interessant sein, die gerne ein Gerät mit langer Laufzeit hätten, viel mobil arbeiten und sich bis noch nicht das passende Gerät gefunden haben.

Ausblick

Microsoft könnte mit den Always-Connected- PCs – hier ein HP Envy x2 – für einen Boom der eSIM sorgen.
Foto: HP

Das Thema eSIM in Deutschland hat zumindest im Android-Umfeld noch nicht den Durchbruch geschafft. Ob dies 2018 gelingen wird, ist stark davon abhängig, welche Hardware vor allem im Bereich der Smartwatches in den Startlöchern steht. So lange bleibt uns nichts anderes übrig, als weiterhin bei jedem Providerwechsel eine neue SIM-Karte einzubauen und außerhalb Europas eine passende Prepaid-SIM zu suchen.

Anders sieht es für die Apple-Nutzer aus: Nach den jüngsten Daten aus Bilanzergebnissen hat sich die Apple Watch 3 mit der LTE-Option prima verkauft, so konnte Apple in den wichtigsten Märkten Partner für eSIM-Lösungen gewinnen. Der erste Schritt Richtung eSIM-iPhone ist also bereits getan. (Macwelt)