Auf dem vorjährigen "HP Openview"-Partner-Treff war nicht etwa der ehemalige Olympiasieger Michael Groß ("Albatros") der Star, sondern ein kleines Systemhaus aus München. Der Net Age GmbH gelang es nämlich, ein Millionenprojekt bei der Commerzbank AG zu ergattern.
Die gerade eine Handvoll Leute zählende Firma wurde von der Bank beauftragt, Ordnung in ihr LAN und WAN zu bringen. Ein in dieser Richtung bis Anfang 1998 fortgeführtes Projekt hatte sich als Flop erwiesen. "Nachdem wir bereits bei anderen Großbanken ähnliche Projekte erfolgreich durchgeführt hatten, empfahl uns der Netzwerkausrüster Cisco auch der Commerzbank", erinnert sich Erwin Buga, Geschäftsführer der Net Age GmbH.
Frühlingserwachen
Anfang Mai 1998 wurde es dann ernst: Als System zur Netzwerküberwachung entschieden sich die Münchner für den "Network Node Manager" (NNM) auf der System-Management-Plattform "HP Openview" - und das obwohl die Commerzbank bis dahin als strate- gischer Kunde von Tivoli galt, einer der ernsthaftesten Wettbewerber von Hewlett-Packard auf diesem Gebiet.
Net Age startete mit der Version 5 des Network Managers und installierte sie auf einem Vier-Prozessor-Sun-Server "E 10000", der mit vier GB Hauptspeicher ausgestattet war. Ende 1998 ging dann die Software in den produktiven Betrieb über. "Bereits zu diesem Zeitpunkt waren wir in der Lage, alle im weltweiten Netz der Commerzbank werkelnden Router und Switches, damals 55.000 an der Zahl, zu überwachen", ruft sich Peter Solmsdorf, der zuständige Projektleiter bei Net Age, die damalige Situation ins Gedächtnis.
Doch damit war das Projekt keinesfalls abgeschlossen, das Netzwerk der Bank wuchs stetig, und auch die Zahl der Netzobjekte nahm andauernd zu. "Schon bald konnten wir mit den uns zur Verfügung stehenden Werkzeugen nicht mehr alle Fehler verfolgen", berichtet Solmsdorf.
Es ergab sich ein Zusatzbedarf an Kontrollmechanismen. Daraufhin nahm Net Age ein neues Projekt in Angriff. Dabei machten sich die Münchner vorhandene Schnittstellen der Software zunutze und konnten so die Signalisierung von Problemfällen entsprechend den Vorgaben des Kunden beschleunigen. "Es ging darum, schneller als bei dem bis dato gültigen Abfragerhythmus ("polling cycle") den Zustand des Netzwerkes jederzeit zu erkunden", schildert der Net-Age-Projektleiter.
Das gelang auch, und die Reaktionszeiten wurden verkürzt: auf zwei Minuten bei allen Core-, Distribution- und Extension-Routern, auf fünf Minuten bei allen Filial- und Access-Routern sowie auf zwei Stunden bei sonstigen IP-gebundenen Netzwerkkomponenten. Der Zustand aller nicht IP-basierenden Objekte wird von nun an einmal am Tag abgefragt. Insgesamt gab es im September 1999, als die neue Version der Netzwerkadministration in Betrieb ging, 97.000 Netzwerkgeräte zu über-wachen.
Versionswechsel zum Browser
Kurz darauf haben die Mannen von Net Age den Versionswechsel auf HP Openview Network Node Manager V6 realisiert. Damit kann das Commerzbank-Netz komplett ü-bers Web administriert werden, das heißt, der Client benötigt nur noch einen herkömmlichen Web-Browser - und natürlich die entsprechende Berechtigung, um ins firmeninterne Netz einzugreifen.
Ebenfalls über das HTTP-Protokoll erreichbar sind die neuen von Net Age zusätzlich implementierten Polling-Funktionen. So wird etwa die Alarmmeldung von einer eigens hierfür entwickelten Programmumgebung COEV ("Correlating Events") gesteuert. "Alle im Netz auftretenden Probleme bekommt so der Operator auf einer dynamisch erzeugten Web-Seite übersichtlich präsentiert", preist Solmsdorf die Lösung an.
"Auf den von Hewlett-Packard mitgelieferten ‚Event Browser‘ haben wir verzichtet", so der Projektleiter weiter. Stattdessen werden nur die tatsächlich ernsthaften Probleme angezeigt: "Mit Hilfe der von uns entworfenen ECS-Regeln ("Event Correlation System") haben wir die Flut an Alarmmeldungen eingedämmt", schildert der Net-Age-Spezialist die momentane Situation.
Seiner Aussage nach werden neu hinzugefügte Netzwerk-Ressourcen automatisch eingepflegt, auch der Backup der dazugehörigen Datenbank innerhalb des Network-Node- Managers erfolge automatisch - inklusive einer Konsistenzprüfung.
Alle Netzwerküberwachungsprozesse, insgesamt elf an der Zahl, laufen als so genannte "cron jobs" - zeitlich festgelegte Unix-Routinen - auf der Solaris-Maschine. Und die aus diesen Cron Jobs resultierenden Daten werden über den "Logfile Monitor" auf einer Web-Seite präsentiert. "Mit Hilfe dieser Ergebnisse ist der Systemadministrator jederzeit auf dem Laufenden, was sein Netzwerk betrifft", so die Aussage des Projektleiters bei Net Age.
Nachfolgeprojekte in Aussicht
Gelohnt hat sich das Projekt für Net Age auf jeden Fall. Mittlerweile bei einem Umfang von einer knappen Million Mark angelangt, geht es immer noch weiter: "Wir testen gerade ein verteiltes Managementsystem", berichtet Solmsdorf. Ziel ist dabei, mehrere voneinander unabhängige Systeme zu installieren, die jeweils nur einen Bereich des Netzwerkes überwachen und anschließend die Ergebnisse der Überprüfung an eine zentrale Station weiterleiten ("dis- tributed management" und "collection station").
Ferner plant Net Age, das eigene COEV-Systeme weiter auszubauen. "Eigens für eine Abteilung, die bei der Commerzbank das IP-basierende Accounting betreibt, haben wir eine Perl-Routine erstellt, welche die hierfür benötigten Daten täglich aus dem internen Data Warehouse extrahiert", so Solmsdorf gegenüber ComputerPartner. Das Ganze soll dann als der zwölfte Cron Job ins System aufgenommen werden.
Und damit noch nicht genug: Das Münchner Systemhaus arbeitet derzeit an neuen Mechanismen zur Überprüfung des Netzstatus; die unterschiedlichen Objekte, derzeit immerhin fast 130.000, sollen nun noch flexibler behandelt werden. Ein Schwerpunkt liegt hier auf dem ATM-Bereich (Asynchronous Transfer Mode) des Netzwerks. Darüber hinaus werden die aus dem Network-Node-Manager heraus erzeugten Reports nochmals umgewandelt und an die Bedürfnisse der Commerzbank angepasst. Auch hierfür hat Net Age einige Perl-Scripts modifizieren müssen.
Nur Gutes zu vermelden
Über die Arbeit des Münchener Systemhauses weiß der bei der Commerzbank für die Netzwerk-Services verantwortliche Gruppen- leiter Rolf Lautenschläger nur Positives zu berichten: "Mit unserem Dienstleister Net Age sind wir vollauf zufrieden. Ich habe selten eine Firma erlebt, die dermaßen geräuschlos und erfolgsorientiert arbeitet." (rw)
www.openview.hp.com
Kundenportrait
Firmenname: Commerzbank AG
Adresse: Mainzer Landstr. 155
60327 Frankfurt
www.commmerzbank.de
Ansprechpartner: Rolf Lautenschläger
Gruppenleiter Netzwerk-Services
Zentraler Servicebereich Information Technology Products (ZIT P 3.24)
E-Mail: Rolf.Lautenschlaeger@commerzbank.com
Tel.: 069/13 62 53 49
Dienstleistungsportfolio: Universalbank; Privat-, Geschäfts- und Großkundenbetreuung; Investment-Banking; Leasing, Fondsmanagement, Immobilienhandel
Gründungsdatum: 26.2.1870
Mitarbeiter: 36.382
Bilanzsumme: 428,4 Milliarden Euro (zum 30.9.2000)
Gewinn: 1.438 Milliarden Euro (zum 30.9.2000)
VARportrait
Firmenname: Net Age Solutions GmbH
Adresse: Dingolfinger Str. 6
81673 München
www.netage.de
Ansprechpartner: Peter Solmsdorf
E-Mail: peter.solmsdorf@netage.de
Tel.: 089/66 65 84-0
Fax: 089/66 65 84-11
Dienstleistungsportfolio: Gestaltung und Umsetzung von Geschäftsabläufen in der Kunden-IT-Infrastruktur innerhalb der Bereiche Telekommunikation, Sicherheit, Netz- und Systemmanagement
Gründungsjahr: 1997
Mitarbeiter: 28
Umsatz: 4,8 Millionen Mark (1999)
Referenzkunden: Commerzbank, Dresdner Bank, Hypovereinsbank, Siemens, Brose, Deutsche Flugsicherung
Solution Snapshot
Kunde: Commerzbank Frankfurt
Problemstellung: Aufbau eines zentralen Netzwerkmanagementsystems für LAN und WAN
Lösung: -Einführung und Anpassung des "HP OpenView Network Node Managers" in einem verteilten Monitoring-System; Entwicklung einer kundenspezifischen Schnittstelle für die Netzwerkbeobachtung
Hardware-Plattform: Server "E 10000" von Sun, vier Prozessoren, vier GB Hauptspeicher
VAR: Net Age Solutions GmbH
Kontaktaufnahme: Anfang 1998 duch Empfehlung von Cisco
Verhandlungsdauer: 3 Monate
Implementierungsdauer: 2 Jahre
Aufwand des VARs: 4.746 Mannstunden
Kostenumfang: 960 TDM
Service-Anteil: 100 Prozent
Service-Verträge: keine, nur Installation der Software
Schulung: Schulung des Projektteams und der Anwender
Benefit für Kunden: -Die derzeit circa 130.000 Objekte im Netzwerk werden je nach Priorität im im 1- bis 10-Minuten-Bereich überwacht; die entsprechenden Alarmmeldungen erscheinen im Web-Front-End
Benefit für VAR: - Ausbau des vorhandenem Know-hows beim Umgang mit den Netzwerkobjekten; Aufbau eines verteilten Monitoring-Systems zur Performance-Steigerung