In München

Erster notebooksbilliger.de-Store (mit Bildergalerie)

03.03.2010
ChannelPartner war dabei, als am gestrigen Mittwoch, den 3. März 2010, der Online-Shop notebooksbilliger.de sein erstes Ladengeschäft in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs eröffnet.

Hier und da wird noch geschraubt oder ein Netzwerkkabel eingesteckt. Ein Hubwagen mit einer Pallete voll Druckern steht am Rand des Hauptganges und einige Hängeregale sind noch nicht bestückt. So sieht ein Computerladen am Tag der Neueröffnung aus.

Am gestrigen Mittwoch, den 3. März 2010, hat der Online-Shop notebooksbilliger.de sein erstes Ladengeschäft in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs eröffnet. ChannelPartner-Redakteurin Beate Wöhe war vor Ort, unterhielt sich mit den Kunden und sprach mit dem Firmengründer und heutigen Vorstandsvorsitzenden Arnd von Wedemeyer, der den Versuchsballon "stationärer Fachhandel" persönlich begleitete. Ein Versuchsballon deshalb, weil von Wedemeyer selbst von einem sehr kurzen Zeitraum spricht, wenn man ihn fragt, wie lange das neue Projekt auf dem Prüfstand stehen wird: "Wir haben uns ein viertel Jahr gesetzt und werden dann entscheiden, ob wir eventuell Dinge verändern müssen oder aber auch ob dieses Geschäftsmodell nicht funktioniert." Sollte es weiterhin so funktionieren, wie am Eröffnungstag, braucht sich das Unternehmen keine Sorgen zu machen. In den ersten zwei Stunden betragen über zweihundert Besucher den Laden.

Gleiche Preise im Store und im Web

Einer der ersten Kunden verlässt mit einem Notebook-Karton samt -Tasche unter dem Arm den Laden. Dort wird er von zwei Mitarbeiterinnen abgefangen, die ihm noch eine Leberkässemmel und ein Getränk anbieten. Der Kunde hatte von seinem Sohn den Auftrag bekommen, heute ein bestimmtes Notebook hier zu kaufen. Darum war er, ausgestattet mit einem Ausdruck des Notebooks aus dem Online-Store von notebooksbilliger.de in die Seidlstraße gefahren. "Schließlich gibt es heute drei Prozent Eröffnungsrabatt", rundet er die Begründung für seinen Besuch ab. Künftig wird es für die Kunden jedoch egal sein, ob sie ihre Produkte im Online-Shop oder im Münchner Laden kaufen. Das komplette Angebot soll es bei beiden Verkaufsstellen zum gleichen Preis geben. "Wir können einem Kunden keine nachvollziehbare Begründung liefern, warum ein Produkt im Laden teurer sein soll, als im Online-Shop", führt Wedemeyer aus.

Die persönliche Beratung der 15 Store-Mitarbeiter erhält der Kunde sozusagen on top. Von "guter Beratung" spricht auch einer der Besucher der ersten Stunde, dem zufällig gestern sein Notebook in Rauch aufgegangen ist. So nahm er die Gelegenheit wahr und besuchte aufgrund der Radiowerbung, die in einem Münchner Regionalsender ausgestrahlt wurde, den Shop. "Ich wollte eigentlich wieder ein Gerät des gleichen Herstellers, habe mich dann im Gespräch mit einem Mitarbeiter doch für ein anderes Notebook entschieden - obwohl es etwas mehr gekostet hat", erzählt er.

E-Tail und Store im Parallellauf

Eine andere Möglichkeit, schnell vor Ort ein gewünschtes Produkt zu erhalten, wird es in Zukunft geben. Bestellt ein Kunde im Online-Shop, hat er die Möglichkeit, anzugeben, dass er es am folgenden Tag in der Münchner Filiale selbst abholt. So sei die Lieferfähigkeit garantiert und natürlich entfallen eventuelle Versandkosten. Kunden, die dieses Angebot nutzen, müssen sich auch nicht in einer Kassenschlange anstellen, sondern ziehen eine Nummer und werden, ähnlich den Abläufen in öffentlichen Verwaltungen, aufgerufen und erhalten ihre Bestellung ausgehändigt. Von Wedemeyer rechnet hier aufgrund der bisherigen Erfahrungen in der Hauptzentrale in Sarstedt bei Hannover mit einem guten Ansturm. In ein bis zwei Wochen sollen die Online-Kunden auch sehen können, welche Waren im Münchner Shop verfügbar sind. Bereits heute informieren große Displays über der Verkaufstheke die Kunden über verschiedene Produkte, die im Online-Shop aktuell im Angebot sind und somit auch im Store zu diesem Preis erhältlich sind.

Die in der näheren Umgebung ansässigen IT- und Elektronikhändlern in der Schillerstraße - von den Münchnern oft auch liebevoll als "Schillicon Valley bezeichnet - sieht der nbb-Chef nicht als direkten Wettbewerb an. Als er seinen Streifzug durch die Nachbarschaft gemacht habe, seien die meisten Läden leer gewesen. "Wir werden mit den angrenzenden Händlern friedlich koexistieren", gibt sich Wedemeyer gelassen.

In Zeiten, in denen viele stationäre Fachhändler aufgrund der immer schlechteren Margensituation ihr Geschäft aufgeben müssen, geht einer der erfolgreichsten deutschen E-Tailer genau diesen Weg. "Wir glauben, dass das unsere Kunden wollen. An unserem Hauptsitz hat in den vergangenen beiden Jahren die Zahl der Selbstabholer erheblich zugenommen, und unsere Unternehmen lebt davon, neue Dinge auszuprobieren - das ist unsere Unternehmenskultur", nennt von Wedemeyer die Gründe für die von manchem Marktteilnehmer vielleicht als mutigen Schritt angesehene Entscheidung. Sollte das Projekt Erfolg haben, sind weitere Standorte in deutschen Metropolen geplant. Hier schwebt dem Unternehmenslenker die nächste Station im Rheinland vor. "Allerdings mit einem etwas anderen Konzept", so Wedemeyer. Dort könnte ein weiterer Lagerstandort mit angeschlossenem Lagerverkauf entstehen. Ein zweites Lager sei sinnvoller als das bestehende zu erweitern.

Ausbau des Angebots geplant

Einige Erweiterungen soll es dagegen im Angebot des Münchner Stores geben. Auf den rund 300 Quadratmetern sollen 130 Notebooks und Netbooks sowie PC-Systeme, TFTs, Fernsehgeräte und Zubehör ihren Platz finden. Ein weiteres Angebot, das derzeit noch in den Verhandlungen steckt, sollen Datentarife mit einem zusätzlichen Angebot an mobile Devices, wie Smartphones oder E-Book-Reader werden. Hier kann sich von Wedemeyer vorstellen, entweder einen Mobilfunk-Distributor aufzunehmen oder auch direkt mit Carriern zusammenzuarbeiten. Dann sollen es aber zwei, "in verschiedenen Preissegmenten angesiedelte Anbieter sein", so Wedemeyer.

Im Telko-Segment ist auch ein Shop-in-Shop-System angedacht, wie es bereits drei mit IT-Herstellern existiert. So werden die Kunden in speziellen Verkaufsflächen von Asus, HP und Packard Bell von eigens von den Herstellern zur Verfügung gestellten Mitarbeitern zu deren Produktportfolio beraten. Eine solche Beratung hat eine ältere Kundin, die auf dem Weg zum Ausgang ist, nicht gesucht. Sie wollte nur im Vorbeigehen einen USB-Stick mitnehmen. "Ich habe zwar ein Notebook, aber ich habe lieber mit meinem PC gearbeitet. Viele Kabel, die jetzt auf meinem Schreibtisch herumliegen, steckten früher unsichtbar unter dem Tisch am PC", erzählt sie. Online-Kunde von notebooksbilliger.de sei sie nicht - "wegen meiner Daten, die dann im Internet herumschwirren und für jeden sichtbar sein können." Aber den direkten Weg in den Shop werde sie in Zukunft im Bedarfsfall nutzen. Es scheint ein erfolgreicher Tag für den E-Tailer, oh pardon, Shop-Betreiber zu werden. Am Ende des Tages wird sich entscheiden, ob das stationäre Geschäft am Eröffnungstag die verlorenen Online-Umsätze wettgemacht. Die Website notebooksbilliger.de war für einige Stunden nicht erreichbar. (bw)