Nach Hackerangriff auf die Düsseldorfer Uniklinik

Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung

17.09.2020
Nach einem Hacker-Angriff von Erpressern auf die Düsseldorfer Uniklinik wird nun auch wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.
Laut einem Bericht des NRW-Justizministers starb eine Patientin nach einem Hacker-Angriff auf die Server der Düsseldorfer Uniklinik.
Foto: warut pothikit - shutterstock.com

Der IT-Ausfall an der Düsseldorfer Uni-Klinik beruht nach Angaben der Landesregierung auf einem Hacker-Angriff mit Erpressung. Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) sagte am 17. September 2020 im Landtag, die Täter hätten nach Kontakt zur Polizei die Erpressung zurückgezogen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen auch wegen fahrlässiger Tötung, da eine Patientin in ein Wuppertaler Krankenhaus umgeleitet werden musste - und starb.

Aus einem Bericht des Justizministers ging hervor, dass vergangene Woche 30 Server des Klinikums verschlüsselt wurden. Auf einem Server wurde ein Erpresserschreiben hinterlassen, das allerdings an die Düsseldorfer Heinrich Heine-Uni gerichtet war. In dem Schreiben forderten die Erpresser zur Kontaktaufnahme auf - eine konkrete Summe nannten sie laut Bericht nicht.

Die Düsseldorfer Polizei habe dann tatsächlich Kontakt aufgenommen und den Tätern mitgeteilt, dass sie durch ihren Hackerangriff ein Krankenhaus - und nicht die Uni - betroffen sei. Damit seien Patienten erheblich gefährdet. Die Täter hätten daraufhin die Erpressung zurückgezogen und einen digitalen Schlüssel ausgehändigt, mit dem die Daten wieder entschlüsselt werden können. Die Ermittler haben laut Bericht daher den Verdacht, dass das Uni-Klinikum nur zufällig betroffen war. Inzwischen seien die Täter nicht mehr erreichbar.

Gegen die Unbekannten wird jetzt auch wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, da eine lebensbedrohlich erkrankte Patientin, die in der Nacht vom 11. auf den 12. September in die Uni-Klinik gebracht werden sollte, an ein Krankenhaus in Wuppertal verwiesen wurde. Ihre Behandlung habe erst mit einstündiger Verspätung stattfinden können. Sie starb kurze Zeit später, so der Justizminister in seinem Bericht.

Bei dem Hacker-Angriff sind nach bisherigen Erkenntnissen keine Daten gestohlen oder unwiederbringlich gelöscht worden. Das hätten Untersuchungen von IT-Experten ergeben, teilte die Klinik mit. Die Hacker hätten eine Schwachstelle in einer Anwendung ausgenutzt. "Die Sicherheitslücke befand sich in einer marktüblichen und weltweit verbreiteten kommerziellen Zusatzsoftware. Bis zur endgültigen Schließung dieser Lücke durch die Softwarefirma war ein ausreichendes Zeitfenster gegeben, um in die Systeme einzudringen", teilte die Klinik mit. Die Angreifer hätten dafür gesorgt, dass nach und nach Systeme ausfielen und ein Zugriff auf gespeicherte Daten nicht mehr möglich war.

Die Uniklinik Düsseldorf rechnet nun damit, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis Patienten wieder normal behandelt werden können. "Aufgrund des Umfangs des IT-Systems und der Fülle an Daten können wir noch nicht abschätzen, wann dieser Prozess abgeschlossen sein wird", sagte der Kaufmännische Direktor, Ekkehard Zimmer am 17. September 2020. "Wir sind aber zuversichtlich, dass wir in den nächsten Tagen die Zeitspanne besser abschätzen können und dann auch Schritt für Schritt wieder für unsere Patientinnen da sind."

Am 10. September 2020 war das IT-System des Universitätsklinikums ausgefallen. Rettungswagen fuhren die große Einrichtung in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt daraufhin nicht mehr an, Operationen wurden verschoben und geplante Behandlungstermine abgesagt. (dpa/rw)