Wer ein Produkt oder eine Dienstleistung benötigt, fahndet zuerst im Internet nach passenden Angeboten sowie nach Informationen zu Verfügbarkeit, Qualität und Preis. Doch um aus einem Interessenten auch einen Käufer zu machen, muss der Anbieter mehr leisten, als nur einen funktionierenden Webshop zu betreiben.
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Kunden im Rahmen einer Multi- Channel-Strategie dort zu bedienen, wo sie sich gerade aufhalten - ob im Laden oder unterwegs auf dem Smartphone -, entwickelt sich deshalb für Anbieter zu einem entscheidenden Faktor. Auf der "Best in eCommerce Konferenz" am 16. und 17. Juni 2015 in Berlin präsentierten Unternehmen erfolgreich umgesetzte E-Commerce-Projekte und zeigten, wie die Modelle in der Praxis funktionieren. Wir stellen Ihnen hier die Projekte vor.
Leckereien von Lieferello.de
Exklusive Lebensmittel, Spirituosen, Feinkost und Süßwaren wollte Lieferello.de künftig online anbieten - es sollte ein internationaler Schlemmermarkt entstehen. Auf Basis des "ManagedeCommerce"- Konzepts des auf ERP-Software spezialisierten Herstellers Actindo realisierte Lieferello binnen zwölf Wochen eine integrierte Komplettlösung aus Webshop, Point-of-Sale und Marktplatzanbindungen.
Um den reibungslosen Datenaustausch zwischen all diesen verschiedenen Kanälen zu gewährleisten, wurde Actindos ERP-System an den Oxid eShop gekoppelt. Auf diese Weise lassen sich alle internen Prozesse von Artikelpflege über Buchhaltung bis zu Logistikabläufen zentral steuern. Über das ERP-System sind außerdem auch Verkaufsplattformen wie Ebay und Amazon direkt an Lieferello angebunden.
Arendicom verknüpft Vertriebswege
Kingsland AS, ein norwegischer Spezialist für Reitbekleidung, wendete sich bislang über seinen Online-Shop ausschließlich an den Fachhandel.
Der Haken: Kunden wünschten sich, die Markenprodukte auch direkt bei Kingsland bestellen zu können. Obendrein bot kein Händler das gesamte Sortiment des Herstellers online an. Mit der von Arendicom entwickelten Cloud-basierten Plattform gelang es Kingsland, einen Online-Markenshop aufzusetzen, der heute alle Vertriebskanäle verknüpft und im Backend synchronisiert. Aktuell erweitert Kingsland auch sein Mobile-Shopping-Angebot mit Hilfe von Apps und mobilen Sites im Responsive Design. Die Einbindung von Social Media und externen Affiliates ermöglicht dabei die Verknüpfung der Marketing-Kanäle:
Der Fachhandel übernimmt beispielsweise die Auslieferung der Ware, oder der Kunde holt die Ware beim Händler ab (Click & Collect). Über die Verzahnung aller Absatzkanäle gelang Kingsland damit ein Umsatzplus von 270 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Best in eCommerce Award 2015 | Gewinner |
Beste ERP-Integration, Platz 1 | Actindo / CITTI Unternehmensgruppe (Lieferello ) |
Beste ERP-Integration, Platz 1 | Softengine / Office Partner |
Beste Händlerintegration im Marken-Shop, Platz 1 | gaxsys / Tao Sportswear |
Beste Händlerintegration im Marken-Shop, Platz 2 | Arendicom /Kingsland AS |
Beste Innovation, Platz 1 | Phizzard / Shoepassion.com und Bodycheck |
Beste Innovation, Platz 2 | bitbakers / flour.io |
Beste Logistik-Optimierung, Platz 1 | BorderGuru / Venus Fashion |
Beste Performance-Verbesserung, Platz 1 | Nexinto / Otto.de |
Beste Performance-Verbesserung, Platz 2 | Claranet / OutletCity Metzingen |
Bester B2B-Shop, Platz 1 | ElectronicSales / Wiedenmann |
Bester B2B-Shop, Platz 2 | Dixeno / Unilever Food Solutions |
Bester Relaunch B2B, Platz 1 | Kienbaum / Heidelberger Druckmaschinen |
Bester Relaunch B2B, Platz 2 | ElectronicSales / Layer-Grosshandel |
Bester Relaunch B2B, Platz 3 | atlantis media / imcopex office supplies |
Beste E-Payment-Integration, Finalist | gotomaxx / Sunny Cars |
Beste Performance-Verbesserung, Finalist | Lengow SAS / design4living |
Imcopex zeigt interaktives Shoppen
Imcopex Office Supplies will sich als Distributor für Büromaschinen, Verbrauchsmaterial und Ersatzteile neu positionieren und sowohl das Portfolio als auch die Services für Kunden erweitern. Eines der zentralen Projektziele des Imcopex-B2B-Shops war es, die Bedürfnisse der Wiederverkäufer, Groß- und Fachhändler gezielter abzubilden
Der neue Shop, den Imcopex gemeinsam mit der Agentur Atlantis Media entwickelte, bietet den B2B-Handelskunden mehr Funktionen: Das System umfasst einen Preis- und Verfügbarkeitsalarm, der automatisiert über das Erreichen eines zuvor definierten Zielpreises oder die Wiederverfügbarkeit des Produkts informiert. Dabei erleichtert ein Kompatibilitätsfinder die Zuordnung des Produkts zur passenden Hardware.
Kassensystem wandert in die Cloud
Ein Weinhändler gab bei Bitbakers vor einigen Jahren den Anstoß zur Entwicklung einer Cloud-basierten, mobilen Kassenlösung. Flour.io kann Stammdaten einfach aus einem vorhandenen Shopware-Shop übernehmen und ist sofort betriebsbereit. Sollte kein Shop vorhanden sein, lassen sich die Daten aus üblichen Tabellenformaten (CSV, Excel) importieren. Händler können ihren Point of Sale einrichten, ohne von der bestehenden IT-Infrastruktur abhängig zu sein - egal, an welchem Ort sie sind. Sie können also von einem Store, auf der Messe, auf dem Wochenmarkt oder in einer Filiale ihren Geschäften nachgehen.
Grenzübergreifender Service
BorderGuru bietet Marktplätzen und OnlineShops wie Venus Fashion einen Rundum-Service, so dass die Händler über Zollgrenzen hinweg international verkaufen und ausliefern können. Pluspunkte sind eine einfache Softwareintegration in den Webshop und die Übernahme aller Liefer- und Zollabwicklungsprozesse: Die Endkunden sehen die internationalen Lieferkosten und Importzölle in Echtzeit und können sie in ihrer präferierten Zahlungsmethode und Währung begleichen. Mit diesem Service erleichtert es BorderGuru den OnlineHändlern, ihren Markt zu erweitern.
Performance-Sprung in Outletcity Metzingen
Seit 2012 bietet die Outletcity Metzingen einen Online-Shop und zählt somit zu den ersten Multi-Channel-Outlets weltweit. Das Geschäftsmodell basiert darauf, Markenartikel zu einem festen Mindestrabatt in einem Closed-Shop-Modell an registrierte Kunden zu verkaufen. Damit können Markenhersteller ihre Waren über das Internet vertreiben, ohne sich den für offene Plattformen typischen Preisvergleichen aussetzen zu müssen.
Bereits 2012 wurde das Projekt vom Managed-Service-Provider Claranet als Cloud-basierte Lösung realisiert und war darauf ausgelegt, auch mit Peaks von bis zu 5.000 Page Impressions pro Minute fertig zu werden. Der Online-Shop entwickelte sich so erfolgreich, dass die Outletcity Metzingen deutlich mehr Zugriffe und signifikant gestiegene Volumina verarbeiten musste.
Um weiteres Wachstum problemlos abbilden zu können und die Performance zu erhöhen, begann die Outletcity im November 2014 gemeinsam mit Claranet ein Projekt zur Migration des Online-Shops - von einer klassischen Virtualisierungs-Umgebung auf eine Nutanix-basierte, hoch performante Converged-Infrastructure-Plattform.
Ausgekochter Webshop
Um die Frage, wie kulinarische Produkte zielsicher einen breiteren Kundenkreis erreichen, drehte sich das Projekt bei Unilever Food Solutions (UFS). Bislang besuchten Unliver-Außendienstler die Endkunden, nahmen vor Ort Bestellungen ohne konkrete Preise auf Papierformularen auf und faxten sie an den Großhändler. Dieser tippte die Bestellungen ab und belieferte in festem Turnus ein Restaurant. Erst am Tag der Auslieferung erfuhr der Kunde den Preis. Aktionen oder Artikel mit tagesaktuellen Preisen auszuliefern, war nicht möglich.
Die von der Internet-Agentur Dixeno realisierte Shop-Software löst diese Probleme: Jeder Großhändler ist heute mit einer individuellen Schnittstelle an den Webshop angebunden, sodass er in Echtzeit seine Preise oder Lieblingsartikel beim regionalen Großhändler seiner Wahl im Webshop angezeigt bekommt. Ist der Großhändler nicht angebunden, kann der Kunde über die Gastbestellfunktion ordern. Die Verknüpfung von Website, Online-Shop und Standard-Verkaufskanälen erlaubt es zudem, Bonussysteme umzusetzen.
Online-Shop renovieren
Der Online-Shop von Layer Grosshandel für Handwerksbedarf war in die Jahre gekommen. Im Zuge des Relaunchs erhielt er ein moderneres Design und wurde für die Bedienung auf mobilen Endgeräten optimiert.
Dabei hat der Händler gemeinsam mit ElectronicSales eine umfangreiche Echtzeitsuche mit Gewichtungsregeln und Eigenschaftsfilter eingeführt. Geboten sind zudem branchenindividuelle Zusatzfunktionen wie Anbruch, Anschnitt und Einheitenumrechnung, die das Bestellen erleichtern. Zudem lassen sich komplexe Liefer- und Zahlungsarten abbilden. Die vielleicht größte Neuerung besteht darin, dass Vertriebsmitarbeiter die Shop-Ansicht eines Kunden einnehmen können. Der Online-Shop ist dank responsive Design für den Einsatz auf Tablets und Smartphones optimiert. Dazu bietet der Shop jeweils eigene Templates.
Kopplung von Shop und Firmen-Homepage
Die Wiedenmann GmbH bietet in ihrem Online-Shop professionelle Maschinen, beispielsweise für Rasenpflege, Winterdienst und Schmutzbeseitigung, an - von der kompletten Maschine bis zum kleinsten Ersatzteil. Um die steigenden Marktanforderungen nach Transparenz, Aktualität sowie einer zeitlich nicht begrenzten Online-Bestellmöglichkeit zu erfüllen, wurde auf Basis von es:shop von ElectronicSales ein neuer B2B-Shop aufgesetzt.
Das System ist so angelegt, dass es durch Design/Customizing auf Basis von Template-Programmierungen schnell individuell an die Bedürfnisse des Kunden angepasst werden kann. Die Inhalte von Shop und Firmen-Homepage wurden zusammengeführt und durch ein integriertes, lösungsorientiertes Kundenportal ersetzt. Neben der zentralen Pflege hat dies den Vorteil einer starken Koppelung von Marketing-Produkt-Content und Shop.
Gaxsys trimmt Tao Sports Commerce
Das bislang bestehende Shopsystem von Tao Sportswear wurde vom Gaxsys-Partner Jankowfsky AG auf die Webshop-Software Oxid migriert. Im Rahmen des Projekts wurde zudem eine Schnittstelle zur Integration von Oxid und der Gaxsys-Händlerbörse entwickelt.
Zusätzlich hat das Unternehmen Polytouch-Kiosksysteme des Herstellers Pyramid Computersysteme mit einer Produktberatungslösung von Stilbezirk integriert. Die Gaxsys Händlerbörse dient zur Steuerung des Versands aus einer dezentralen Struktur heraus.
Das g.a.x.-System gewährleistet dabei das Routing der im Webshop generierten Bestellungen an den passenden Händler oder das entsprechende Fulfillment-Center. Tao ist damit aktuell einer der wenigen Brands, die Terminals in ihren stationären Ladenketten einsetzen und die Läden im Backend mit einem hochintegrierten Multichannel-Vertrieb vernetzen.
Vom Closed zum Open Shop
Die Heidelberger Druckmaschinen AG hat 21 länderspezifische Shops mit lokal angepasstem Angebot und zirka 75.000 Artikeln zu pflegen. Da jedoch die bisherige Plattform die funktionalen Anforderungen der Fachbereiche nicht mehr erfüllen konnte und auch das Look and Feel nicht mehr State of the Art war, musste ein neuer Shop her. Das gemeinsam mit Kienbaum Management Consultants entwickelte neue Shop-Konzept soll B2C-Elemente in Design und Usability mit B2B-Spezifika wie Rollenkonzepten für die Kunden und kundenindividuellen Preisen vereinen.
Jeder Interessierte soll sich zudem über die Produkte informieren und per Gastbestellung auch direkt Ware ordern können. Mit dem neuen System wurde die Verwaltung der Login-Daten mit den Kunden-Accounts anderer Web-Services zusammengeführt und die aktuelle Preisfindungslogik für Vertragskunden sowie Steuer- und Frachtkostenkalkulation aus dem ERP-System übernommen. Im Juli 2015 soll ein erstes Pilotprojekt online gehen.
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Mit Feed-Management zu mehr Kunden
Die Design4Living GmbH konnte mit Hilfe der Feed-Management-Lösung von Lengow Traffic den Umsatz für ihren Online-Shop Traumambiente.de deutlich steigern. Damit eröffnete sich die Möglichkeit, im Netz auf 1300 Marketing-Kanälen und etwa 500 Marktplatzanbindungen sichtbar zu sein. Zudem wurden die Datenfeeds personalisiert.
Mit der neuen Lösung ließ sich die Geschäftsstrategie eins zu eins auf das Datenfeed-Marketing übertragen. Monat für Monat konnte analysiert werden, welche Kanäle rentabel sind beziehungsweise welche Produkte zu hohe Kosten verursachen. Traumambiente.de ist nun in der Lage, Produktfeeds anhand von automatisierten Regeln geschickter auszuspielen.
Otto macht eCommerce agiler und flexibler
Der Fachbereich eCommerce bei Otto.de hat sich für eine strategische Neuausrichtung entschieden. Ziel war es unter anderem, die Online-Plattform vor allem auch für mobile User zu verbessern. Dabei wurde der Shop hinsichtlich der Softwarearchitektur sowie mit Unterstützung der Nexinto GmbH hinsichtlich des IT-Betriebs (Systemarchitektur und IT-Services) neu aufgestellt.
Erstmals lagerte Otto.de damit den Infrastrukturbetrieb an einen externen IT-Dienstleister aus. Der neue Shop bietet eine lose gekoppelte Java-basierte Softwarearchitektur unter Nutzung von agilen Software-Entwicklungsmethoden. Die Basis bildet eine dedizierte Private-Cloud-Lösung, die für die nötige Flexibilität in der Bereitstellung von Ressourcen sorgt. Zuletzt wurde das Webdesign um eine Responsive-Komponente erweitert, mit deren Hilfe Content spezifisch angepasst für unterschiedliche Endgeräte ausgeliefert wird.
Die digitale Umkleidekabine
Phizzard hat eine Big-Data-Lösung kombiniert mit einem Touchscreen-System für Ladengeschäfte entwickelt. Die Point-of-Sale-Lösung unterstützt Kunden im Store bei der Anprobe und Auswahl von Bekleidung und Schuhen.
Die potenziellen Käufer sehen auf Touchscreens in der Kabine während der Anprobe, in welchen Größen und Farben der Artikel noch verfügbar ist und mit welchen Accessoires er sich kombinieren lässt. Hat der Kunde die ersten Artikel anprobiert, erkennt die Lösung, welche weiteren Artikel mit hoher Wahrscheinlichkeit passen werden.
Der Verkäufer bringt die gewählten Artikel, ohne dass der Kunde die Kabine verlassen muss. So finden mehr Kunden schneller die passende Ware. Der Prototyp der Phizzard-Lösung wurde Mitte Juni 2014 im Bodycheck-Store im Berliner Alexa-Shopping-Centre in Betrieb genommen. Bodycheck konnte mit dieser Lösung seinen Umsatz um acht Prozent steigern.
ERP wächst mit Online-Shop zusammen
Der Büroartikelhändler OfficePartner hat schon früh auf Online-Handel gesetzt. Doch die eingesetzte Software konnte mangels Erweiterungsmöglichkeiten mit den steigenden Anforderungen nicht Schritt halten. Ein Wechsel war unvermeidlich: Office Partner entschied sich für BüroWARE von Softengine.
Bis heute kommt der Händler ohne Zusatzmodule aus. Die vorhandenen individuellen Anpassungen ließen sich mit Bordmitteln umsetzen. Die Unternehmenssoftware in der Version 5.5 steuert zudem unter anderem Warenwirtschaft, Auftragsbearbeitung und Logistik.
Mietwagen einfach bezahlen
Kunden können bei Sunny Cars online ein Auto mieten und an über 8000 Stationen in mehr als 120 Ländern abholen. Das Unternehmen erkannte jedoch, dass die angebotenen Zahlungsmethoden das Kaufverhalten der Kunden direkt beeinflussen: Komplizierte Zahlverfahren schreckten potenzielle Mietkunden ab.
Deshalb suchte Sunny Cars nach einem einfachen Weg, sein Angebot um elektronische Online-Zahlungsmethoden zu erweitern. Das gotomaxx-PDF-Payment ermöglicht Kunden, direkt aus dem PDF-Dokument heraus zu bezahlen. Die PDF-Rechnungen werden mit einem elektronischen Zahlschein versehen, der sich per Mausklick über die Website des bevorzugten Zahlungsanbieters einreichen lässt.
Digital Commerce ausbauen
"Auch die zweite Ausgabe des "Best in eCommerce"-Wettbewerbs hatte einen klaren Fokus auf B2B-Projekte. Und das ist auch gut so. Denn das Potential für die digitale Transformation im B2B-Handel ist noch weitgehend unerschlossen." zieht Dr. Ronald Wiltscheck, Chefredakteur von ChannelPartner und Mit-Initiator von Best in eCommerce, Bilanz. Der nächste Kongress will das Bewusstsein dafür noch weiter schärfen: "Viele Geschäftsprozesse in der Interaktion zwischen Unternehmen sind noch nicht automatisiert. Mit der Ausweitung des Wettbewerbs auf Digital Commerce wollen wir mit Best-Practice-Beispielen der IT-Branche den Weg in den komplett digitalisierten B2B-Handel aufzeigen."