Die traditionelle IFA-Pressekonferenz von ElectronicPartner (EP) im Palais der Messe Berlin eröffneten die Verbundgruppen-Vorstände Karl Trautmann und Friedrich Sobol mit verhaltenen Tönen. Den bisherigen Verlauf des Jahres hätte man lieber übersprungen, bekannte Trautmann. "Erst in der letzten Zeit haben wir uns ein ganz kleines Bisschen vom negativen Trend der Branche abgehoben." Sein Vorstandskollege Friedrich Sobol stimmte darauf ein, dass sich auch in nächster Zeit keine Wende zum positiven einstellen dürfte, vielmehr werde die CE-Branche seiner Ansicht nach bis 2026 weiter absinken. "Deshalb muss man sich eben etwas einfallen lassen", leitete der Österreicher den Ausblick auf die anstehenden Initiativen der Verbundgruppe ein.
An vorderster Stelle steht dabei die Zusammenarbeit mit dem Großhändler Weltfunk und seiner Elektrofachhandelskooperation Telering: Ab 1.10.2024 öffnet ElectronicPartner sein Lagersortiment für Telering-Mitglieder und im Gegenzug können EP-Fachhändler ab 1.1.2025 auch bei Weltfunk einkaufen. "Im Hinblick auf das, was mit dem Thema Recht auf Reparatur auf uns zukommt, brauchen wir künftig mehr Ware aus dem Bereich Elektro- und Installationsmaterial. Durch die Kooperation mit Telering und Weltfunk schließen wir diese Lücke in unserem Sortiment", erklärte Sobol.
Aufbau von Reparatur-Netzwerk und Schweiz-Expansion
Nicht nur beim Einkauf wollen die beiden Kooperationen künftig kooperieren, auch für den anstehenden Aufbau der EP-Fachgruppe Reparatur setzt die Düsseldorfer Verbundgruppe auf die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Mainz. Um die Nachfragepotenziale, die sich aus dem Recht auf Reparatur ergeben, zu nutzen, will EP gemeinsam mit Telering ein bundesweites Netzwerk an Reparaturbetrieben aufbauen. "Aus unserer Sicht gibt es dafür rund 2.000 potenziell geeignete Betriebe, unser Ziel ist es in den nächsten zwei bis drei Jahren gut 1.000 Touchpoints aufzubauen", kündigte Friedrich Sobol an.
Nicht nur mit der Erschließung des Reparatur-Potenzials will EP seine Stellung in einem schwierigen Markt verbessern, auch im Ausland setzt die Gruppe auf Expansion. Wie EP-Vorstand Karl Trautmann berichtete, nutzt ElectronicPartner den Sachverhalt, dass Euronics International im Frühjahr 2024 der Schweizer Euronics-Lizenznehmerin die Lizenzrechte zur Nutzung der Marke "Euronics" entzogen hat und bindet die rund 150 nun unter dem Namen High-End Company firmierenden Fachhändler an sich. Bereits seit Anfang September wurde das Lagergeschäft der High-End Company von EP übernommen, ab 1.1.2025 gilt das dann auch für das Streckengeschäft.
WendePunkt auf Plan - ProMarkt Outlet mit Schwierigkeiten
Neben diesen neuen Impulsen gab die EP-Führung auf der IFA auch ein Update zur Entwicklung bereits laufender Initiativen. Das betraf zum einen die neue Vertriebslinie für erneuerbare Energie mit dem Namen WendePunkt. Wie Vorstand Friedrich Sobol berichtete, hätten sich bereits mehr als 100 EP-Fachhändler der Energiewende-Marke angeschlossen und befänden sich nun in der dafür nötigen Ausbildungsphase. Zudem starte aktuell der Rollout des POS-Konzepts von WendePunkt mit Modulen von zwei bis vier Laufmetern und auch der Webauftritt unter wendepunkt.eco sei bereits live. Weitere Meilensteine beim Aufbau der neuen Vertriebslinie sind nun das für Q2 2025 geplante Angebot eines eigenen, smarten Stromtarifs und der Start eines eigenen Franchisekonzepts, sobald auch der Vertrieb von Wärmepumpen nach einem Dienstleistermodell möglich ist. "Auch wenn der Wegfall von Förderungen den Hype beseitigt hat, ist erneuerbare Energie kein sinkender Markt", erklärte Sobol. "Der Markt ist stabil und bietet uns ein Potenzial, das größer ist als alles, was wir bisher machen."
Einiges Potenzial hat EP auch in dem 2023 mit ProMarkt Outlet wiederbelebten Discount-Segment gesehen. Von den beim Branchentreff 2024 in Aussicht gestellten zehn Standorten der Kette ist bisher allerdings noch nichts zu sehen, weiter existiert nur in Sangerhausen in Sachsen-Anhalt ein entsprechender Outlet-Markt. "Wir haben uns bei der Einschätzung der Entwicklung der Mietpreise für Gewerbeimmobilien vertan und haben nicht erwartet, dass die Vermieter so beharrlich an zu teuren Mieten festhalten", bekannte EP-Vorstand Friedrich Sobol. "Um das Konzept umsetzen zu können, brauchen wir günstige Mietverträge." Immerhin werde man "in Kürze" einen zweiten Standort für ProMarkt Outlet eröffnen. Günstiger laufe die Entwicklung dagegen bei der Fachmarkt-Franchisekette Medimax, die für die nächsten 14 Monate insgesamt neun Neueröffnungen plane.