
Foto: Peter Marwan mit Dreamshaper XL Lightning
Skype for Business wurde am 31. Juli 2021 eingestellt. Microsoft empfahl Nutzern damals, so bald wie möglich von "Skype for Business" zu "Microsoft Teams" zu wechseln. Bereits vier Jahre zuvor hatte Microsoft das Cloud-Angebot Skype for Business in Teams überführt, die On-Premises-Variante durfte etwas länger überleben.
Jetzt hat Microsoft - inzwischen nicht mehr mit erklärenden Blog-Post auf der eigenen Webseite, sondern nur noch lapidar auf X - angekündigt, dass Skype "ab Mai" nicht mehr verfügbar sein". Nutzer könnten sich "in den nächsten Tagen" mit ihrem Skype-Konto kostenlos bei Microsoft Teams anmelden. Tun sie das nicht, verlieren sie ab Mai 2025 Rufnummern und gegebenenfalls aufgeladenes Guthaben.
Bietet sich dadurch für den Handel noch ein letztes Mal die Option, mit Services rund um Skpye etwas zu verdienen? Oder ist das 2011 für 8,5 Milliarden Dollar gekaufte, einstige Wunder-Start-up in den Mühlen des US-Konzerns, durch konzerninterne Konkurrenz von Teams und während der Pandemiezeit rasant gewachsene externe Mitbewerber wie Zoom, WebEx und im privaten Umfeld auch WhatsApp und bei Apple-Nutzern FaceTime inzwischen so weit in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht, dass sich nicht einmal mehr eine ordentliche Beerdigung lohnt?
Für Alexander Wettjen, Vice President Group Sales bei Nfon, ist die Lage ziemlich eindeutig: "Aus unserer Sicht ist die Abschaltung von Skype für den B2B-Bereich wenig relevant, da wir davon ausgehen, dass die Zahl der aktiven geschäftlichen Nutzer bereits sehr gering ist. Unser Fokus liegt auf professionellen Anwendungen, die speziell für Unternehmen entwickelt wurden." Skype - beziehungsweise, das, was davon noch übrig ist, zählt Wettjen nicht mehr dazu. Eine Ansicht, die einige andere, gut etablierte UCC- und Cloud-PBX-Anbieter durchaus teilen. Sie wollten sich auf Anfrage von ChannelPartner nicht im Detail äußern.
Etwas anders denkt Tarkan Akman, Chief Marketing Officer bei Toplink, darüber: "Diese Abkündigung betrifft insbesondere auch viele Selbständige, Berater, Kleinunternehmer etc., die Kosten sparen wollten und für die sich ein Microsoft Tenant nicht lohnt." In "Teams for Free", dem Alternativangebot von Microsoft seien allerdings keine Telefonie und keine Phone-Lizenz enthalten. Daher sieht Akman doch etwas Potenzial - natürlich auch für die eigenen Angebote.
"Diesbezüglich kann Toplink mit Produkten wie 'SIP Trunks for Teams' weiterhelfen, davon profitieren auch unsere Vertriebspartner. Im Vergleich zu unserem flexiblen Abrechnungs-Service ist der Calling-Plan von Microsoft mit seinem optionalen monatlichen Gesprächsvolumen kostenintensiver", sagt Akman.

Foto: Wildix
Noch deutlicher wird Jason Uslan, VP of Global Sales bei Wildix. Er sagt: "Die Abschaltung von Skype hinterlässt eine Lücke im UCC-Markt, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Teams als Alternative sei für viele Unternehmen nicht die beste Wahl. "Teams kann teuer sein, hohe IT-Anforderungen mit sich bringen und Unternehmen an ein einziges Ökosystem binden", gibt Uslan zu bedenken. "Wer stattdessen Wert auf Flexibilität, Sicherheit und digitale Souveränität legt, sollte Alternativen prüfen - insbesondere Lösungen europäischer Anbieter, die unabhängig von den großen Technologiekonzernen agieren."
Auch für Partner ergebe sich aus der Abkündigung durchaus eine Chance: "Kunden brauchen jetzt Beratung, welche Lösung wirklich zu ihren Anforderungen passt - sei es Teams oder eine unabhängige, sichere und einfach zu implementierende Plattform", sagt der Manager mit Verweis auf die eigenen Angebote.
Aber nicht nur Technik sei wichtig. Uslan betont auch die klare Strategie, den ausschließlichen Channel-Vertrieb und den "langfristigen Fokus auf Partnererfolg" des eigenen Unternehmens." Während andere Anbieter ihre Go-to-Market-Strategien häufig ändern, setzt Wildix konsequent auf Verlässlichkeit, Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie ein starkes Partner-First-Programm. Wer den Wechsel von Microsoft zu Wildix in Betracht zieht, erhält nicht nur eine Secure-by-Design-Lösung, sondern auch die Sicherheit eines Anbieters, der Partnern mit umfassender Unterstützung zur Seite steht", wirbt der Wildix-Manager.
Foto: C4B
C4B wollte sich auf Anfrage nicht direkt zum Skype-Aus äußern. Thomas Pecher-Wagner, Director Product Management bei dem Anbieter, gab aber ein paar generelle Empfehlungen - die sicher nicht nur aktuell, sondern längerfristig Bestand haben: "Unternehmen nutzen heute meist eine Vielzahl von Kommunikationslösungen, wie Teams, Zoom, Webex, Slack oder auch Skype. Doch isolierte Systeme erschweren den Austausch. Um den Abgleich zwischen den verschiedenen Kommunikationssystemen zu bewerkstelligen, ist eine moderne UCC-Lösung erforderlich, denn sie vereint Kommunikationskanäle wie Telefonie, Chat, Video und E-Mail. Und: Sie kennt auch weitere Kommunikationslösungen, die ein Mitarbeiter nutzt."
Damit wäre das Skype-Aus vielleicht auch als Türöffner bei Kunden ein Thema, die es schon nicht mehr nutzen - die aber mit ihrem aktuellen System aus mannigfaltigen Gründen in naher Zukunft vor einer ähnlichen Situation stehen könnten.