Ubuntu, openSUSE, Fedora & Co.

Empfehlenswerte Linux-Distributionen für Desktops

20.07.2015 von Jürgen Donauer
Ob Erstkontakt, Folgeversion oder Systemwechsel - das Angebot an Linux-Distributionen ist vielfältig. Und keineswegs jede Ausführung ist für jeden Anwendungstypus geeignet. Wir haben einige empfehlenswerte Linux-Distributionen unter die Lupe genommen.

Es existieren jede Menge Linux-Variationen für den Desktop in unterschiedlichsten Ausprägungen. Open-Source ist in diesem Zusammenhang gleichermaßen Fluch und Segen. Die Freiheit ein System nach den eigenen Vorlieben zu bauen, sorgt teilweise für einen undurchsichtigen Angebots-Dschungel.

Nicht jede Distribution eignet sich für alle Anwender. Das ist aber auch gut so. Viele Distributionen haben ihre ganz eigenen Stärken und Schwächen. Auf der anderen Seite ist die Suche nach der richtigen Distribution wesentlich komplizierter.

Worüber man sich vor einer Entscheidung Gedanken machen sollte, ist der Einsatzzweck des Systems. Wird die Maschine eher zu Multimedia-Zwecken dienen oder als schlichtes Arbeitsplatzsystem fungieren? Für den Einsatz einer Linux-Distribtion in einem Unternehmen, wird unter Umständen eine kostenpflichtige Variante mit professioneller Unterstützung bevorzugt.

Erfahrene Linux-Nutzer gehen an die Auswahl sicher anders heran als diejenigen, die mehr oder minder den Erstkontakt wagen. Im Folgenden finden Sie detaillierte Informationen zu diversen empfehlenswerten Linux-Distributionen aus ganz unterschiedlichen Bereichen.

Ubuntu Linux - mittlerweile eine feste Größe

Die erste Ubuntu-Version erschien am 20. Oktober 2004 und ist damit 2014 mit Erscheinen der Version 14.10 zum Teenager geworden. Derzeit aktuell ist allerdings die mit Langzeitunterstützung ausgestattete Version Ubuntu 14.04 LTS "Trusty Tahr". Wer ein stabiles System haben möchte, das fünf Jahre Unterstützung erhält, sollte sich an Ubuntus LTS-Versionen halten.

Das Betriebssystem selbst basiert auf Code von Debian GNU/Linux. In den vergangenen Jahren hat sich Ubuntu zu einer der beliebtesten und bekanntesten Linux-Distribution für die Desktop-Benutzung gemausert. Die Philosophie der Entwickler und des Firmen-Chefs von Canonical und Gründer Mark Shuttleworth ist, ein für den Anwender möglichst einfach zu benutzendes Betriebssystem zu schaffen. Außerdem soll dieses immer frei verfügbar sein.

Für die Geschäftswelt ist Ubuntu mit den so genannten LTS-Versionen (Long Term Support / Langzeitunterstützung) ebenfalls interessant. Diese erscheinen jeweils im April der geraden Jahreszahlen. Neben Ubuntu 14.04 LTS "Trusty Tahr" werden derzeit Ubuntu 12.04 "Precise Pangolin" und auch Ubutnu 10.04 "Lucid Lynx" aktiv unterstützt. Bei Letzterem gilt das allerdings nur für die Server-Version.

Nicht-LTS-Versionen wurden früher 18 Monate lang gepflegt. Dies hat sich allerdings auf neun Monate reduziert. Durch diesen Zug hat Canonical mehr Ressourcen für die LTS-Entwicklung und vor allen Dingen für Ubuntu Touch frei geschaufelt. Letzteres ist Canonicals Bestreben, Ubuntu auf mobile Geräte wie Smartphones und Tablets zu bekommen. Im Hinblick auf den Desktop ist das interessant. Denn man arbeitet an einer so genannten Konvergenz. Damit soll sich das Smartphone mithilfe einer Docking-Station zu einem vollwertigen Arbeits-Rechner entpuppen. Das ist allerdigns noch Zukunftsmusik und wird auf keinen Fall vor Ubuntu 14.10 sprachreif sein. 2015 ist in diesem Zusammenhang wohl noch realistischer. Für die LTS-Versionen bietet Canonical auch kommerzielle Unterstützung und Schulungen an.

Die derzeit aktuelle Ausgabe hält an den gewohnt einfachen Installations-Mechanismen fest. Weiterhin lassen sich moderne Ubuntu-Versionen, wie zum Beispiel 14.04, auch auf Rechnern mit aktiviertem UEFI Secure Boot installieren. Anwender können bereits während der Installation schon proprietäre Software von Drittanbietern einspielen. Dazu brauchen Sie lediglich eine aktive Internet-Verbindung. Wählen Sie diese Option, können Sie zum Beispiel MP3, Flash und andere Medien wiedergeben.

Ein weiterer Vorteil von Ubuntu sind die mittlerweilen riesigen weltweiten Communities. Unterstützung und Diskussionsforen gibt es in fast allen Sprachen. Darüber hinaus stellt Ubuntu verschiedene Geschmacksrichtungen zur Verfügung. Wer lieber KDE, Xfce oder GNOME anstelle von Unity als Desktop-Manager einsetzen möchte, installiert eben Kubuntu, Xubuntu oder Ubuntu GNOME. Weitere Ableger sind Mythbuntu, Edubuntu und Lubuntu. Derzeit sieht es außerdem so aus, dass Ubuntu MATE ein offizieller Ableger wird. MATE ist die Weiterentwicklung der GNOME2-Desktop-Umgebung.

Allerdings ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen im Ubuntu-Lager. Bereits früher schon hat man die Open-Source-Gemeinschaft mit proprietären Projekten wie dem hauseigenen Cloud-Service Ubuntu One gespalten. Mit Unity haben sich viele Anwender in der Zwischenzeit angefreundet oder sind auf Alternativen umgestiegen.

Der größte Aufreger ist allerdings die in Ubuntu 12.10 eingeführte Shopping Lense. Hier werden bei einer Suche im Dash passende Produkte von Amazon eingeblendet. Sie können dieses Verhalten deaktivieren, allerdings nicht während, sondern erst nach der Installation. In der Zwischenzeit werden Suchanfragen über Canonicals eigene Server geleitet und gegenüber Dritten somit anonymisiert. Vielen reicht das allerdings nicht; sie würden sich ein Opt-In anstelle eines Opt-Out-Verfahrens wünschen. Richard Stallman von der FSF (Free Software Foundation) ist sogar so weit gegangen, Ubuntu als Spyware zu bezeichnen. Mark Shuttleworth wurde in Österreich im Jahre 2013 mit dem Big Brother Award ausgezeichnet.

Abgesehen von diesen Querelen eignet sich Ubuntu hervorragend für Anfänger um Umsteiger. Die Nutzer werden sofort an die Hand genommen und durch den Installations-Prozess begleitet. Die Distribution bringt außerdem viele nützliche Applikationen mit sich, die fast alle zur Prominenz in der Open-Source-Szene gehören. Wir sprechen hier zum Beispiel von Mozilla Firefox und LibreOffice.

Linux Mint - in der Zwischenzeit mit großer Community

Linux Mint basiert zum Großteil auf Ubuntu. Allerdings bringen die Entwickler einige Eigenentwicklungen mit, die sich speziell an Desktop-Anwender richten und diesen das Leben einfacher machen sollen. Ubuntus Umstieg auf Unity gefiel den Entwicklern nicht. Ebenso konnte man sich nicht mit den Neuerungen und Änderungen in GNOME 3 anfreunden.

Aus diesem Grund hat das Linux-Mint-Lager eine eigene Desktop-Oberfläche mit dem Namen Cinnamon entwickelt. Diese gibt es in der Zwischenzeit als Version 2.2 und an Ausgabe 2.4 wird bereits fleißig gebastelt. Sie hat sich damit weiter unabhängig gemacht. Eine direkte Abhängigkeit zu GNOME ist nicht mehr gegeben. Cinnamon ähnelt mehr dem klassischen Aussehen. Ebenfalls wurde der Dateimanager Nautilus geforkt und daraus ist Nemo entstanden. Mit Nautilus konnte man sich ebenfalls nicht mehr anfreunden. Zu viele essentielle Funktionen sind nach Meinung der Linux-Mint-Entwickler in Nautilus entfernt worden.

Die Oberfläche wirkt für Windows-Umsteiger vertrauter. Das gilt im Speziellen für das Menü und die Haptik des Systems. Die Softwareverwaltung ist intuitiv und übersichtlich gestaltet. Weiterhin gibt es eigene kleine Tools, die dem Nutzer das Leben leichter machen sollen. Mithilfe des Dateisicherungswerkzeugs lassen sich nicht nur persönliche Dateien sichern, sondern auch die Liste der installierten Software. Das eignet sich gut für Masseninstallationen und für Neuinstallationen des Systems.

Bis Version 16 war die Zeit der Unterstützung an Ubuntu angelehnt. Mit jeder Ubuntu-Version gab es auch eine neue Linux-Mint-Ausgabe. Allerdings waren den Entwicklern die neun Monate Support für Nicht-LTS-Versionen zu kurz, da Linux Mint in der Regel zirka einen Monat nach Ubuntu erscheint. Ab Linux Mint 17, die derzeit aktuelle Version, hält man sich nur noch an Ubuntus LTS-Varianten. Bis 2016, wenn Ubuntu eine neue LTS-Version zur Verfügung stellt, werden alle Mint-Ausgaben auf Ubuntu 14.04 LTS basieren. Linux Mint 17 "Qiana" selbst erhält fünf Jahre Unterstützung, also bis ins Jahre 2019. Linux Mint 17.1 "Rebecca" steht zum Download parat.

Neben einer Cinnamon-Version bietet Linux Mint auch eine Ausgabe mit dem GNOME-2-Fork MATE an. Varianten mit KDE und Xfce als Desktop-Umgebungen stehen ebenfalls zur Verfügung. Diese basieren auch auf Ubuntu. Linux Mint Debian Edition (LMDE) ist ein weiteres Kind der Distribution. Sie verwendet allerdings Debian GNU/Linux als Code-Basis und ist Semi-Rolling.

Linux Mint wird als Manko vorgehalten, dass es keine Distributions-Upgrades gibt. Die Entwickler sind der Meinung, dass eine Neuinstallation sauberer ist und verweisen auf den Einsatz des bereits angesprochenen Backup-Tools. Durch die Änderungen können Anwender künftig aber bis zu einem gewissen Grad doch auf die neueste Version aktualisieren.

Die Distribution ist sehr angenehm zu bedienen und eignet sich für einen Geschäftsrechner eigentlich genauso gut wie Ubuntu. Allerdings gibt es für Linux Mint keine kommerzielle Unterstützung. Hier müssten Sie zum Linux-Fachmann Ihres Vertrauens gehen.

In Partnerschaft mit CompuLab bietet Linux Mint die mintBox 2 an. Der kleine Rechner hat zwei GBit-Ehternet-Anschlüsse, eine 500 GByte Festplatte und als Prozessor dient ein Intel i5 "Ivy Bridge". Seit Oktober 2012 pflegt man eine Partnerschaft mit ThinkPenguin. Dadurch gibt es Desktops und Notebooks mit vorinstalliertem Linux Mint.

Red Hat Enterprise Linux (RHEL) 7 und CentOS 7

Red Hat ist zwar in erster Linie für Server-Installationen bekannt, stellt aber auch eine Desktop-Variante zur Verfügung. Das gilt auch für den RHEL-Abkömmling CentOS. Letzteres ist eine Distribution, die aus den freien Quellen von Red Hat Enterprise Linux erstellt wird. Lange Zeit sah es so aus, als wären die beiden Lager nicht die besten Freunde. Das hat sich in der Zwischenzeit geändert. Red Hat und CentOS arbeiten wesentlich enger zusammen. Man hat CentOS sogar mehr oder weniger offiziell als freie Red-Hat-Variante geadelt und beide Communities sollen enger zusammenarbeiten. CentOS ist in der Tat eine hervorragende Möglichkeit, sich mit der Red-Hat-Welt vertraut zu machen. Sie können CentOS 7 natürlich auch als Desktop-Betriebssystem einsetzen.

Red Hat bietet sehr lange Support-Zyklen an. Professionelle Unterstützung gibt es bis zu 13 Jahre lang. Man legt höchsten Wert auf Stabilität. Dafür wirkt Red Hat manchmal in Sachen Software etwas angestaubt. Distributionen mit einem sechs-monatigem Ausgabe-Zyklus bringen natürlich oftmals neuere Software-Pakete mit sich. Im Gegensatz zu CentOS ist RHEL nicht kostenlos. Die Desktop-Edition gibt es ab 49 und die Workstation-Variante ab 179 US-Dollar pro Jahr. Wer ohne Support leben kann, bekommt mit CentOS fast die gleiche Umgebung geliefert.

Wer also ein über viele Jahre unterstütztes System als reine Arbeitsstation haben möchte, ist mit Red Hat Enterprise Linux sicher gut beraten. Möchte man sich in Red hat einarbeiten, kann man mit CentOS ins RHEL-Universum schnuppern und bei Gefallen immer noch zuschlagen. CentOS stellt neben den üblichen ISO-Abbildern übrigens auch Cloud-Images zur Verfügung. Möchten Sie CentOS in einer Public Cloud betreiben, gibt es ein Abbild für Amazon Web Services. Für den Einsatz in einer privaten Cloud, sind Abbilder für OpenNebula, OpenStack, CloudStack und Docker im Angebot.

Die Red-Hat-Spielwiese Fedora

Die Linux-Distribution Fedora wird von Red Hat gesponsert, ist aber im Gegensatz zu RHEL kostenfrei erhältlich. Dafür gibt es relativ kurze Lebenszyklen. In der Regel gibt es alle ungefähr sechs Monate eine neue Ausgabe, die dann ungefähr 13 Monate mit Wartungs-Updates versorgt wird. Sprechen wir von Business-Tauglichkeit, ist das ein Negativ-Punkt. Da Red Hat und CentOS aber nun Freunde sind, hat Fedora nun die Rolle, die der Distribution immer zugedacht war. Fedora ist eine so genannte Bleeding-Edge-Distribution. Hier lassen es die Entwickler in Sachen neuester Technologie krachen und die Community testet diese fleißig. Sind diverse Funktionalitäten reif für die große Bühne und haben die Feuertaufe erfolgreich überstanden, fließen die entsprechenden Software-Pakete in die kommenden Red-Hat- und auch CentOS-Versionen ein.

Fedora 20 "Heisenbug":
Das anfänglich Setup für GNOME können sie in verschiedenen Sprachen durchführen.
Cloud:
GONE lässt sich unter anderem auch sofort an die ownCloud anflanschen.
Aktivitäten:
Hier finden Sie die Favoriten und auch andere Programme.
Weitere Software:
Die Softwareverwaltung ist sehr übersichtlich gestaltet.
Einstellungen:
Hier konfigurieren Sie Fedora 20 "GNOME".

Lange Zeit gab es keinen direkten Upgrade-Pfad für Fedora. Somit musste man im Grunde genommen immer neu installieren. In der Zwischenzeit hat sich das geändert und auch Fedora-Versionen lassen sich auf die neueste Version aktualisieren. Das dafür relevante Tool nennt sich FedUp.

Fedora eignet sich gut als Desktop-Version, da ein sehr großes Repository verfügbar ist. Somit können Anwender unzählige Pakete nachinstallieren. Sollte ein bestimmtes Programm nicht im Softwarelager zu finden sein, können Sie sich in den so genannten 3rd Party Repositories umsehen.

Aktuell ist Fedora 21. Die Standard-Ausgabe bringt als Desktop-Umgebung GNOME 3.14 mit sich. Die Entwickler stellen aber auch andere Desktop-Varianten zur Verfügung. Diese Ableger nennen sich Spins. Sie finden mitunter Variationen mit KDE, LXDE, MATE und Xfce. Es stehen auch andere Spins zur Verfügung, deren Hauptziel aber nicht der Einsatz auf einem Desktop ist.

Fedora ist nicht unbedingt für blutige Linux-Anfänger zu empfehlen. Wollen Sie diverse Funktionalitäten haben, die Sie von einem modernen Desktop erwarten, müssen Sie manuell nachinstallieren. Wer einen Blick in die Zukunft von Red Hat werfen oder sich mit dem RHEL-Universum vertraut machen möchte, für den ist Fedora ein Klasse Produkt.

Klein, schnell und hübsch - Bodhi Linux

Bodhi Linux basiert auf Ubuntu, setzt als Desktop-Umgebung allerdings Enlightenment 17 ein. Als Dateimanager setzte die Linux-Distribution früher auf PCManFM. In Bodhi-Ausgabe 2.1.0 wurde dieser durch Enlightenments nativen EFM ersetzt. Dies ist auch in der aktuellen Version 2.4.0 der Fall. Somit haben Anwender die Möglichkeit, Bilder und Videos anzeigen zu lassen. Nachteil ist, dass es derzeit keine direkte Möglichkeit gibt, Netzwerkfreigaben anzusurfen. PCManFM ist allerdings nicht aus der Welt und lässt sich bequem über die Software-Repositories nachinstallieren.

Bodhi Linux
Basiert auf Ubuntu und setzt Enlightenment 17 als Desktop-Umgebung ein.
Dateimanager:
EFM hat PCManFM abgelöst. Das bringt einige nette Spezialeffekte mit sich.
Einstellungen:
Hier konfigurieren Sie die Desktop-Oberfläche.
Applikationen:
Midori als Browser ist ein Beispiel dafür, dass es auch mit leichtgewichtiger Software geht.
Softwareverwaltung:
Bodhi Linux setzt auf Synaptic. Das ist zwar nicht besonders schick, aber sehr effizient.

In Sachen Installation fährt Bodhi Linux zweigleisig. Zum einen steht Synaptic als Paket-Manager zur Verfügung, mit dem Sie auf die Ubuntu-Repositories zugreifen können. Zum anderen gibt es das App Center. Dies ist eine Sammlung an empfohlenen Programmen auf der Webseite des Projekts und Sie können die Programme mit nur einem Klick installieren. Es dient also der Übersichtlichkeit und Anwenderfreundlichkeit.

Neben Versionen für x86 und x86_64 stellten die Entwickler auch Abbilder für diverse ARM-Geräte zur Verfügung. Allerings wurde die Unterstützung dafür eingestellt. Laut Aussage der Entwickler ist es mehr Arbeit, das ARM-Repositoriy aktuell zu halten als das für die drei Desktop-Abbilder zutrifft. Was an der Distribution ebenfalls gefällt ist die gute Dokumentation, die allerdings nur in Englisch zur Verfügung steht. Auch Anfänger finden hier hilfreiche Tipps und Tricks, die den Umgang mit Bodhi Linux lehren.

Wie es mit Bodhi Linux weitergeht, ist derzeit nicht gewiss. Der Antreiber und Gründer des Projekts, Jeff Hoogland, hat seinen Rücktritt erklärt. Das Projekt ist damit allerdings nicht tot und andere wollen in die Presche springen. In einem weiteren Blog-Eintrag erklärte Hoogland, dass Bodhi Linux 3.0 herauskommen wird. Allerdings müsse man nun zusammen mit den neuen Entwicklern den Zeitplan anpassen. Hoogland stehe außerdem zur Verfügung, sollten Fragen auftreten.

Die Distribution hat ihre Tücken und der Anwender muss sich damit beschäftigen wollen. Dafür ist das Betriebssystem leichtgewichtig und schnell. Auf älterer Hardware und Netbooks kann man wegen der netten E17-Effekte sicherlich den einen oder anderen Betrachter erstaunen. Man braucht nicht immer die neueste Hardware, um ein hübsches und schnelles Betriebssystem zu haben.

Basiert auf Arch Linux - Manjaro

Manjaro Linux setzt als Basis auf Arch Linux und ist somit komplett Rolling. Sie bekommen nach einer Installation relativ schnell die neuesten Pakete und Software-Versionen. Das ist nett, weil Sie eigentlich nie wieder neu installieren müssen. Allerdings sind rollende Distributionen für Anwender mit mehr Erfahrung gedacht.

Arch Linux ist nicht gerade für seine Anwender-Freundlichkeit bekannt. Dafür schätzen Linux-Enthusiasten, dass man hier nicht lange auf das Neueste vom Neuen warten muss. Die Entwickler von Manjaro versuchen eine Brücke zwischen Anwender-Freundlichkeit und dem rollenden Arch-System zu schaffen, was auch ganz gut gelingt.

Aber auch für Manjaro gilt, dass Sie etwas Erfahrung mit Linux-Distributionen brauchen. Bei manchen Updates kann es schon mal klemmen und dann ist ein Gang auf die Konsole notwendig.

Ansonsten ist das Update-System von Manjaro Linux gut gelungen und unterstützt in der Zwischenzeit auch AUR. Diese Abkürzung steht für Arch User Repository. Es ist ein von der Community angetriebenes Softwarelager. In Sachen Software lässt die Distribution nichts vermissen. Was nicht installiert ist, finden Sie in den riesigen Arch-Repositories.

Die derzeit aktuelle Version ist Manjaro 0.8.11. Die Distribution gibt es für die Architekturen x86 und x86_64. Auf der Download-Seite bieten die Entwickler offiziell Varianten mit den Desktop-Umgebungen Xfce, Openbox und KDE an. Mittlerweile ist auch eine Minimal Net Edition hinzugekommen. Damit erhalten Sie eine grundlegende Installation. Display-Manager, Desktop-Umgebungen oder Desktop-Software-Anwendungen sind nicht vorinstalliert.

Ein Link ganz unten führt zu den Community-Editionen. Hier finden Sie Manjaro auch mit GNOME, Cinnamon, Enlightenment 17, LXDE, Fluxbox und MATE, sowie eine Netbook-Variante.

Aus Mandriva entstanden - Mageia

Mageia entstand aus einem Streit der Mandriva-Community und der Firmenleitung. Viele Entwickler der populären Linux-Distribution haben sich zusammengeschlossen und das Mageia-Projekt gegründet.

Wenn Sie das Live-Abbild für einen Schnupperkurs verwenden, können Sie das komplett in deutscher Sprache erledigen. Das ist eine nennenswerte Funktion, die viele andere Distributionen nicht anbieten.

Die Entwickler haben sich in der KDE-Version auch zu einem klassischerem Menü entschieden und verwenden nicht den KDE-Standard Kickoff. Dies dürfte Umsteigern und Neulingen zu Gute kommen. Als Bürosoftware setzt Mageia auf LibreOffice. Über den Software-Manager haben Sie Zugriff auf etliche weitere Software-Pakete. Die Open-Source-Prominenz ist darin natürlich ebenfalls zu finden.

Mageia führt konsequent weiter, was Mandriva so beliebt machte. Schnörkellos, einfach zu bedienen und übersichtlich. Der enthaltene Installations-Assistent ist so geschaffen, dass man nicht zwingend Linux-Profi sein muss, um die Distribution einspielen zu können. Während der Installation von DVD dürfen Sie bereits auswählen, welche Grundfunktion der Rechner enthalten soll. Es stehen unter anderem die Optionen Entwicklung, Firewall/Router und Netzwerk-Server zur Verfügung. Je nach Auswahl werden die entsprechenden Pakete gleich mit installiert.

Die fast vier GByte große DVD enthält außerdem mehrere Desktop-Umgebungen. Während der Installation können Sie unter anderem zwischen GNOME, KDE, Xfce, MATE, Cinnamon und LXDE wählen.

Wer ein solides Betriebssystem sucht, das von einer erfahrenen Community gepflegt wird, ist bei Mageia sicher gut aufgehoben. Ausgaben werden laut eigenen Angaben 18 Monate lang unterstützt. Derzeit ist Mageia 4.1 die aktuellste Ausgabe. Wobei es dabei um Mageia 4 mit aktualisierten Paketen handelt. Die Versionsnummer 4.1 betrifft genau genommen nur die ISO-Abbilder. Derzeit schickt man sich an, Mageia 5 auf den Weg zu bringen. Interessierte können bereits eine Alpha-Version testen.

Phönix aus der Asche - OpenMandriva

Wie bereits erwähnt, gab es in der Mandriva-Community Querelen. Mandriva hat es geschafft, die Kurve zu bekommen, konzentriert sich allerdings in erster Linie auf das Server-Geschäft. Einige Community-Mitglieder wollten die Desktop-Version aber irgendwie auch nicht sterben lassen und haben das OpenMandriva-Projekt ins Leben gerufen. Auch hier handelt es sich wie bei Mageia um einen Fork von Mandriva Linux.

Derzeit aktuell ist OpenMandriva Lx 2014.1. Die Distribution setzt aktuell KDE 4.12.4 als Desktop-Umgebung. Als Starter hat man sich für Homerun entschieden. Das gibt der Distribution einen modernen Touch. Homerun sehen Sie im zweiten Bild der OpenMandriva-Galerie. Wie bei vielen anderen Distributionen auch sind unter anderem Mozilla Firefox und LibreOffice an Bord.

Die Entwickler dieser Linux-Distribution legen ebenfalls viel Wert auf Anwender-Freundlichkeit. In Deutschland dürfte die Anhängerschaft schätzungsweise eher gering ausfallen. Das Projekt ist auch nicht vollständig auf Deutsch übersetzt. Wer Mandriva nachtrauert, kann sich OpenMadriva trotzdem ansehen. Hübsch und flott ist die Distribution allemal.

Die mit dem Chamäleon - openSUSE

Die Linux-Variante openSUSE gehört in Deutschland zu den beliebtesten Distributionen. Kein Wunder, SuSE wurde in Deutschland, genauer gesagt in Erlangen bei Nürnberg geboren. Eine Weile gab es etwas Sorge um die renommierte Linux-Distribution. Es handelte sich um den Zeitraum, nachdem SUSE-Besitzer Novell für 2,2 Milliarden Dollar an Attachmate verkauft wurde. Der Entwicklung von openSUSE hat das allerdings wenig geschadet. Die starke Community hat einfach weitergemacht wie bisher und die Distribution mit dem Chamäleon erfreut sich bester Gesundheit. Fakt ist, dass die Distribution mit jeder Ausgabe einfach nur besser wird.

Evergreen:
openSUSE 13.1 wird mindestes drei Jahre lang mit Updates versorgt.
Einstellungen:
Hier konfigurieren Sie den kompletten KDE-Desktop.
YaST:
Yet another Setup Tool ist openSUSEs Trumpfkarte hinsichtlich Administration.
Softwareverwaltung:
Was nicht installiert ist, finden Sie in den Repositories.

Wenn man von openSUSE spricht, denkt man automatisch an Benutzerfreundlichkeit und YaST. Mit "Yet another Setup Tool" ist dieses Linux-Derivat vielen der Konkurrenten immer noch einen Schritt voraus. Die ganze Systemkonfiguration lässt sich bequem über nur ein Werkzeug steuern. Während andere gerade angefangen haben, ähnliches auszuliefern, gibt es das benutzerfreundliche YaST schon eine gefühlte Ewigkeit. YaST wurde mit openSUSE 13.1 auf Ruby portiert. Somit können erfahrene Entwickler leichter Code beisteuern. OpenSUSEs Schaltzentrale ist außerdem schneller geworden und somit noch attraktiver.

Ansonsten finden Sie bei openSUSE natürlich auch die komplette Prominenz der Open-Source-Szene. Wenn nicht vorinstalliert, dann zumindest in den Online-Repositories. Durch die Unterstützung einer großen Community gibt es eine gewisse Business-Tauglichkeit. Einziges Manko war bisher, dass openSUSE-Ausgaben lediglich zirka 18 Monate Unterstützung erhalten haben. Als Daumenregel gaben die Entwickler an: zwei neue Versionen plus zwei Monate Überlappungszeit. Mit Einführung von Evergreen hat sich das allerdings gebessert.

openSUSE ist auch sehr anfängerfreundlich. Das fängt bei der Installation an und endet bei der schon erwähnten Systemkonfiguration mit YaST. Aber auch Fortgeschrittene und Profis finden alles, was Sie brauchen. openSUSE merkt man einfach die jahrelange Erfahrung im Hintergrund an.

Ubuntus Wiege - Debian GNU/Linux

Debian GNU/Linux ist eine der ältesten Distributionen und bildet die Basis für viele andere Linux-Distributionen, wie zum Beispiel Knoppix oder Ubuntu. Im Prinzip stellt Debian drei Zweige zur Verfügung: Stable, derzeit Debian 7 "Wheezy", Testing und Unstable "Sid".

Wheezy:
Debian GNU/Linux gilt als absolut stabil und bodenständig.
Iceweasel:
Ist eigentlich Firefox, kommt aber ohne eingetragene Markenzeichen aus.
Paket-Manager:
Synaptic bietet alles, was man für eine umfangreiche Softwareverwaltung benötigt.
Xfce:
Damit konfigurieren Sie den Xfce-Desktop.
Hintergründe:
Auch Debian GNU/Linux können Sie hübsch machen.

Mit Debian verbindet man absolute Stabilität, es ist aber auch immer etwas hinterher. Das kommt nicht von ungefähr. Bevor die Entwickler etwas in den stabilen Zweig aufnehmen, wird es wirklich ausführlich getestet.

Für den Desktop-Nutzer hat das normalerweise den Nachteil, dass Debian nicht so "coole" Anwendungen an Bord hat wie andere Distributionen. Wer etwas mehr am Puls der Zeit sein möchte, sollte sich auf das Testing-Repository stützen. Es gibt einige Distributionen, die Debian Testing oder Unstable benutzen. Dazu gehören zum Beispiel aptosid, siduction und LMDE (Linux Mint Debian Edition).

Debian wird ausschließlich von Freiwilligen rund um den Globus entwickelt. Dahinter steht keine große Firma wie Red Hat oder Canonical.

Debian an sich ist als Server-System und bei fortgeschrittenen Linux-Anwendern sehr beliebt. Allerdings hat man manchmal das Gefühl, dass einen die Distribution weniger an die Hand nimmt, als die Großen. Wen das nicht stört und eine grundsolide Desktop-Umgebung sucht, ist bei Debian richtig aufgehoben. Die Software-Repositories bieten über zusätzliche 30.000 Pakete an.

Valve hat mit der Beta-Version von SteamOS die Wichtigkeit von Debian in der Open-Source-Welt untermauert. Das Betriebssystem für Valves kommende Spielekonsole basiert auf Debian GNU/Linux 7 "Wheezy".

Fazit

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Dieser Spruch trifft in Sachen Linux-Distributionen wie die Faust aufs Auge. Der Fluch und Segen von Open-Source ist diese Freiheit, ein System nach eigenem Gusto herzustellen.

Linux-Neulinge sind mit Ubuntu, Linux Mint, Mageia oder openSUSE sicher gut beraten. Wer etwas tiefer in der Materie ist, möchte sich vielleicht ein Gentoo-Derivat oder Fedora zu Gemüte führen. Für optimale Performance sorgen die minimalistischen Distributionen. Allerdings sind hier gute Linux-Kenntnisse ein klarer Vorteil.

Interessant wird der Einfluss von SteamOS werden. Das gilt zunächst weniger für Desktop-Umgebungen. Allerdings haben Spiele-Hersteller bereits angefangen, Unterstützung für Valves Betriebssystem zu kommunizieren. Derzeit befinden sich bereits über 700 Spiele mit Linux-Unterstützung in Steam. Darunter sind neben vielen Indie-Titeln in der Zwischenzeit auch so genannte AAA-Titel zu finden. Es gibt doch den einen oder anderen Anwender, der seine Windows-Installation nur wegen Spielen pflegt. Sollte SteamOS einschlagen, ist Linux plötzlich nicht nur eine Arbeits- sondern auch eine Spiele-Plattform. (mje)