Durch die schon im Oktober 2015 angekündigte Übernahme von SanDisk hat sich Western Digital als Storage-Anbieter wesentlich breiter aufgestellt. Neben herkömmlichen Festplatten, die uns trotz aller Abgesänge noch viele Jahre als wichtige Massenspeicher erhalten bleiben werden, hat das Unternehmen seitdem auch alle Varianten der auf Flash-Speicher basierenden Produkte im Haus - von der Micro-SD-Karte bis hin zu SSD-Laufwerken und aufgrund der Übernahme von FusionIO durch SanDisk sogar Technologien für die Nutzung von SSDs in Rechenzentren. Damit kann das Unternehmen auch Firmenkunden aus technischer Sicht den Großteil derzeit benötigter Storage-Hardware selbst oder über Technologiepartnerschaften anbieten. Bis das allerdings auch vertrieblich der Fall sein wird, könnte noch ein wenig Zeit vergehen.
Wie Sascha Böhmer, Senior Sales Director Europe bei Western Digital, erklärt, steht 2019 die klare Positionierung der einzelnen Marken im Vordergrund. Dabei soll der Firmenname Western Digital als Dachmarke wieder gestärkt werden. Das vielfach als Synonym verwendete Kürzel WD soll lediglich noch im Zusammenhang mit den einzelnen Produktserien vorkommen. Die von Hitachi bereits 2012 übernommene Festplattensparte HGST wird allmählich verschwinden. Dass sie überhaupt so lange noch Bestand hatte, ist auf die chinesischen Kartellbehörden zurückzuführen, die der Übernahme nur unter bestimmten Auflagen zugestimmt hatten.
Ebenfalls Änderungen wird es bei der Marke G-Technology geben. Bisher wurden darunter ausschließlich Produkte für die Apple-Gemeinde angeboten. Künftig sollen eher die Einsatzszenarien für die unter diesem Namen vertriebenen, besonders schnellen und leistungsfähigen Speicherprodukte im Vordergrund stehen. Der Hersteller denkt diesbezüglich generell an Kreative, etwa an Fotografen oder Video- und Filmproduzenten. Dass er sich nicht mehr nur auf die Mac-Welt beschränken will, unterstreicht er mit einem Formatierungsassistenten für seine Speicherprodukte für Windows-Nutzer.
Wie es mit SanDisk als Marke weitergeht
SanDisk soll dagegen als Marke erhalten bleiben. Alles andere "wäre dumm", wie Böhmer ganz offen erklärt. Die Bekanntheit des Brands gerade im Consumer-Umfeld, aber auch das Vertrauen von Firmenkunden in die Qualität und die Technologie von SanDisk sind so groß, dass es in der Tat sträflich wäre, den Namen aufzugeben. Die Größe und Bekanntheit von SanDisk sind aber nicht nur ein Ass im Wettbewerb, sie sind gerade organisatorisch auch eine Bürde.
Immerhin wurden Anfang 2018 mit etwas Verzögerung gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan die Vertriebsteams der beiden fusionierten Unternehmen zusammengeführt. Dabei habe man "mehr oder weniger alle Leute behalten können", versichert Böhmer - der als ehemaliger SanDisk-Mitarbeiter der lebende Beweis für seine Aussage ist. Seitdem vermarkten die Mitarbeiter das gesamte Produktportfolio und nicht mehr nur ihren angestammten Bereich. Ziel war es, die Vertriebspartner jeweils über lediglich einen Ansprechpartner zu bedienen - und gleichzeitig gut etablierte Beziehungen möglichst beizubehalten.
Allerdings gibt es bis zu einer vollständigen Integration der Firmenbestandteile noch einige Hürden zu überwinden. Beispielsweise werden Verkauf und Belieferung der Distributoren und Partner immer noch über drei unterschiedliche ERP-Systeme abgewickelt.
Auch die Partnerprogramme bestehen nach wie vor parallel, auch wenn es schon gemeinsame Partnerkonferenzen gab. Langfristig strebe man allerdings schon die Vereinheitlichung der Partnerprogramme an, berichtet Böhmer. Das dauere aber mindestens noch anderthalb Jahre - denn vor der Zusammenführung der ERP-System sei daran nicht zu denken.
Ob es danach nur ein einheitliches Channel-Programm geben wird, bleibt fraglich. Denkbar wäre auch, dass verschiedene Absatzkanäle - etwa der Fotofachhandel, Retailer und Online-Händler sowie das Enterprise-Segment - zwar immer Zugriff auf alle für sie relevanten Produkte von Western Digital haben, aber aufgrund der unterschiedlichen Bedürfnisse auch über unterschiedliche Partnerprogramme betreut werden. Wie auch immer: Vor 2021 wird diesbezüglich keine Entscheidung getroffen sein.
Pläne von Western Digital für 2019
Zusammenführen, konsolidieren und Synergien zu nutzen senkt oft Kosten, hilft aber nicht, neue Märkte zu erschließen. Daher hat Böhmer einige Projekte, die unabhängig vom generellen Wachstum im Speichermarkt, für Wachstum in neuen Bereichen sorgen sollen. Eine davon ist Neupositionierung der Produktreihe MyPassport (externe HDDs). Auch die Förderung des Absatzes von SSDs im Bereich portabler und externer Speicherlösungen - aller drei Marken G-Technology, WD und SanDisk - soll für zusätzlichen Umsatz für Western Digital und seine Partner sorgen.
Gaming, einen florierenden aber bisher von Western Digital vernachlässigten Markt, will das Unternehmen 2019 stärker in den Mittelpunkt rücken. Anfang 2019 wurde mit der WD Black SN750 NVMe SSD bereits das erste Produkt auf den Markt gebracht. Unter dem Namen "WD Black" sollen im Lauf des Jahres noch externe SSDs, USB-Sticks und weitere, speziell für die Anforderungen bei Computerspielen ausgelegte Produkt auf den Markt kommen.
Sie werden nicht nur technisch, sondern auch in Bezug auf Design und Verpackung auf die Zielgruppe zugeschnitten sein. Außerdem hat Western Digital gerade im Consumer-Bereich einige Produkte geplant, die Storage-Funktionen mit anderen Eigenschaften verbinden. Ziel ist es, Storage-Produkte mit zusätzlichem Nutzen zu versehen. Details dazu sollen in den kommenden Wochen folgen.