Synaxon-Chef Frank Roebers hat mit einsnulleins Ende 2012 ein "Versuchslabor für neue Geschäftsmodelle" gestartet. Im Gespräch erklärt er, wo für ihn die Zukunft des Fachhandels liegt.
Synaxon-Chef Frank Roebers hat nicht nur PC-Spezialist konsequent für die Konkurrenz mit dem Online-Handel ausgerichtet, sondern startete mit einsnulleins Ende 2012 auch ein "Versuchslabor für neue Geschäftsmodelle". Im Gespräch erklärt er, wo für ihn die Zukunft des Fachhandels liegt.
Herr Roebers, wie ist der aktuelle Stand bei Ihrem jüngsten Projekt, dem Hamburger Fachgeschäft einsnulleins?
Frank Roebers: Wir haben einsnulleins im Dezember aufgemacht und befinden uns weiter im Aufbau. Wir haben zum Beispiel für den Laden verschiedene Lösungswelten vorgesehen, von denen erst der Bereich Home Entertainment umgesetzt ist. Auch sonst ist es unser Ziel, noch vieles während der laufenden Entwicklung zu erkunden. Erst Mitte bis Ende des dritten Quartals 2013 wollen wir mit dem Laden einen "fertigen" Zustand erreicht haben.
Gibt es bereits erste Erkenntnisse aus dem Betrieb des Ladens?
Roebers: Ja, es laufen schon einige interessante Lernprozesse. Zum Beispiel haben wir festgestellt, dass die Kunden teilweise andere Dienstleistungen wollen, als wir ursprünglich vorgesehen haben.
Wie läuft bei einsnulleins die Kundenakquise ab?
Roebers: Bisher haben wir ausschließlich Kunden akquiriert, die durch das Vorbeigehen auf den Laden aufmerksam geworden sind. Wir befinden uns im Hamburger Stadtteil Winterhude in einer Seitenstraße der Barmbeker Straße, einer stark frequentierten Einkaufsstraße. Bisher rekrutiert sich unsere Kundschaft vor allem aus einem Einzugsgebiet mit einem Radius von rund 500 Metern.
Welche Rolle spielt Online derzeit im Geschäftsmodell von einnulleins?
Roebers: Unsere Homepage ist zurzeit eine reine Info-Seite. Das werden wir aber noch weiterentwickeln.
Erfolgsfaktoren für Hersteller im Channel
Erfolgsfaktoren für Hersteller im Channel Wie kann ein Hersteller Fachhändler zu einer Zusammenarbeit bewegen? Andreas Franken, FRANKEN-CONSULTING, hat die wichtigsten Punkte zusammengetragen.
Wettbewerbsvorteil Jede(s) zu vermarktende Produkt bzw. Dienstleistung sollte mit Wettbewerbsvorteilen ausgestattet sein.
Zielgruppe Die Angebote des Herstellers müssen definierte Märkte adressieren, welche diese auch nachfragen.
Produkte als "Türöffner" Von gehobenem Interesse sind die Produkte, mit denen sich der einzelne Fachhändler bei seinen Kunden besonders qualifizieren kann, die möglicherweise sogar als "Türöffner" gelten.
Herstellerspezifische Vorteile Der Händler nutzt gerne herstellerspezifische Vorteile für seine eigene Positionierung.
Ausbildung des eigenen Personals Die meisten Fachhändler schätzen die solide Ausbildung ihres Vertriebs- und Technikpersonals als Grundbedingung für eine Zusammenarbeit ein.
Bedürfnisse in Segmenten Ebenso wichtig ist für die meisten Fachhändler die Vermittlung belastbarer Kenntnisse über die Bedürfnisse einzelner Segmente in Verbindung mit möglichst konkreten Angeboten.
Wenig Konkurrenz erwünscht Kein Händler ist interessiert an besonders starkem Wettbewerb. Deshalb besteht der Wunsch, dass der Hersteller seine Produkte mit Augenmaß distribuiert.
Direktvertrieb schadet der Partnerschaft Eine Konkurrenzsituation mit dem Direktvertrieb eines Herstellers ist besonders beziehungsschädlich bei Produkten bzw. Leistungen mit hohem Erklärungsaufwand.
Unterstützung abseits der Produkte Eine möglichst hochkarätige Unterstützung in den Bereichen Verkaufsförderung, Marketing, Finanzierung und Konzeptgestaltung zahlt konsequent auf ein langfristig erfolgreiches Miteinander ein.
Einbezug in künftige Strategien Der Handel wünscht sich aufgrund seiner besonderen Marktnähe auch intensiven Einbezug in zukünftige Produkt- und Servicestrategien wichtiger Hersteller.
Was Händler von einsnulleins halten
Dem Vernehmen nach hat neulich der Beirat von PC-Spezialist dem Ladengeschäft von einsnulleins einen Besuch abgestattet. Wie fiel dabei das Feedback aus?
Roebers: Es gibt bei den Partnern eine erhebliche Aufmerksamkeit für einsnulleins, und deshalb wollte der PC-Spezialist-Beirat den Laden einmal sehen. Im Übrigen besteht auch bei den anderen Kooperationen großes Interesse an unserem Konzept. Die finden das alle gut: einen Laden ganz ohne Hardware, mit einem Fokus auf Dienstleistung - das ist etwas, was sich ein Fachhändler nicht trauen würde.
Gibt es bei den PC-Spezialist-Partnern keine Befürchtungen, dass ihnen durch einsnulleins eine Konkurrenz aus der eigenen Zentrale entstehen könnte?
Roebers: Bisher gab es nur einen Fall, in dem es wegen einsnulleins zu Ärger kam. Das war ein Partner, dem wir mit dem Laden zu nah "auf die Pelle gerückt" sind. Selbst wenn es zu einer Expansion von einsnulleins kommen sollte, würde es hier keine weiteren Probleme geben. Denn uns geht es ja um keine Konkurrenz, sondern darum, dass wir eine Idee, die kein Fachhändler auf eigene Kosten ausprobieren würde, erst einmal mit einem eigenen Laden testen. Unsere Erfahrungen dokumentieren wir ganz transparent im PC-Spezialist-Wiki und stellen die Informationen auch den Microtrend-Partnern zur Verfügung.
Der Strukturwandel im deutschen Einzelhandel beschleunigt sich und sorgt immer öfter für leer werdende Ladenflächen. Hat auch diese Entwicklung dazu beigetragen, dass Sie gerade jetzt mit einsnulleins ein neues Geschäftsmodell erproben?
Roebers: Es sind zwar genug Gewerbeflächen frei, aber dieser Trend scheint bei den Vermietern noch nicht angekommen zu sein. Zurzeit sind die Mietkonditionen noch nicht so, dass Experimente dadurch massiv begünstigt würden.
Schon vor dem dienstleistungszentrierten Konzept von einsnulleins haben Sie bei PC-Spezialist bundesweit einheitliche Servicepauschalen eingeführt. Inzwischen setzen Wettbewerber wie EP und Euronics, aber auch der Online-Händler Cyberport auf ähnliche Modelle. Was halten Sie von diesem Trend?
Roebers: Bis vor ein paar Jahren war die allgemeine Meinung noch, man könne einem privaten Endkunden keine Dienstleistungen verkaufen. Wir haben dann mit PC-Spezialist gezeigt, dass das geht. Dass sich da Wettbewerber dranhängen und auch viele Ideen kopiert haben, ist natürlich. Im Vergleich zu den Verbundgruppen ist PC-Spezialist aber bisher noch eine Etage höher unterwegs und bietet wesentlich komplexere Dienstleistungen an. Dass das nicht ewig so bleiben wird, ist aber auch klar.
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Services online buchen
Es scheint sich herauszukristallisieren, dass die Frage der Online-Buchbarkeit von Dienstleistungen bei der Servicevermarktung zu einem möglichen Differenzierungsmerkmal wird. Hier hat gerade der Vorreiter PC-Spezialist noch einigen Nachholbedarf.
Roebers: Die Online-Buchbarkeit wird auf jeden Fall eine große Rolle spielen. Wo die Dienstleistungen mit einer klaren Preisaussage verbunden sind, ist das grundsätzlich gut und wird sich auch weiter forcieren - gerade bei Dienstleistungen, die an die Hardware gekoppelt sind.
Bei Vor-Ort-Services wird die Online-Buchbarkeit aus unserer Sicht dagegen noch nicht so stark gewichtet. Wenn sich die Kundenpräferenz stärker in diese Richtung entwickelt, werden wir allerdings darauf reagieren.
Während sich die CE-Verbundgruppen zögerlich auf eine Multi-Channel-Strategie ausrichten und vermehrt die Partner in den Online-Warenverkauf miteinbeziehen, setzt PC-Spezialist hier auf ein differenziertes Modell: Das Serviceangebot der Partner wird online vermarktet, der Warenverkauf im Netz bleibt aber Sache der Zentrale beziehungsweise des zentralen PC-Spezialist-Online-Stores. Warum dieser Unterschied?
Roebers: Es ist nicht unsere ursprüngliche Idee, dass wir Online-Händler werden wollten. Uns ging es darum, unsere Partner nach vorne zu bringen, und wir haben beschlossen, das Online-Geschäft zu machen, das dafür nötig ist. Unser Ziel ist es, mit dem Online-Shop die Handelsspanne in den Hauptwarengruppen zu steigern und das Geschäft unserer Partner insgesamt zu fördern. Aus diesem Grund setzen wir auf einen anderen Mechanismus als der Wettbewerb.
Was halten Sie in diesem Zusammenhang von aktuellen "Buy Local"-Initiativen, die nicht den Einzelhandel in der Pflicht sehen, sich stärker online auszurichten, sondern stattdessen an das Moralempfinden der Konsumenten appellieren, den lokalen Handel zu stärken?
Roebers: Das ist aus meiner Sicht alles Quatsch. Eine Online-Komponente ist heute für den Einzelhandel existenziell wichtig. Denn es gibt aktuell zwei große Effekte. Der eine ist das, was als "Showrooming" bezeichnet wird: Der Kunde informiert sich stationär, kauft dann aber online. Der andere, zum Glück stärkere Effekt läuft umgekehrt: Der Kunde informiert sich online und kauft schließlich stationär. Wenn ich lese, dass der Online-Anteil im IT-Bereich mittlerweile bei rund 30 Prozent liegt, ist dieser zweite Effekt noch deutlich stärker. Trotzdem hat derjenige schon heute ein massives Problem, der als stationärer Händler keine oder nur eine sehr schwache Online-Präsenz hat. Genauso werden sich die Händler schwertun, die im Netz keine marktfähigen Preise darstellen.
Mit "Online-Präsenz" meinen Sie aber nicht automatisch gleich einen Online-Shop. Wie Sie mit PC-Spezialist zeigen, kann es sich ja durchaus lohnen, in den verschiedenen Kanälen unterschiedliche Schwerpunkte zu setzen.
Roebers: Ja, während wir online das Servicethema betonen, haben viele PC-Spezialist-Partner offline noch einen viel höheren Hardwareanteil. Das sind zum Teil ganz verschiedene Hebel, die hier wirken. (mh)
Die 100 wichtigsten Köpfe im Channel (2011)
<b>Platz 100:</b> Carsten Böckelmann, Citrix Systems GmbH, Country Manager Deutschland (166 Punkte)
<b>Platz 98:</b> Michael Haubrich, ElectronicPartner GmbH, Geschäftsführender Direktor Finanzen (167 Punkte)
<b>Platz 67:</b> Alexander Neff, Symantec (Deutschland) GmbH, bis Ende 2010 Senior Director Channel Sales EMEA Central (180 Punkte)
<b>Platz 64:</b> Bernd Wagner, Sprecher des Vorstands der Softline AG, bis Ende 2010 Fujitsu Technology Solutions GmbH, Senior Vice President Region Germany und Managing Director Germany (182 Punkte)
<b>Platz 64:</b> Rolf Schwirz, Fujitsu Technology Solutions GmbH, Präsident und CEO (182 Punkte)
<b>Platz 61:</b> Andreas Zeitler, Symantec (Deutschland) GmbH, Geschäftsführer und Vice President EMEA Central (185 Punkte)
<b>Platz 38:</b> Guido Wirtz, ALSO-Actebis GmbH, Business Development (bis Anfang Februar 2011 Bereichsleiter Vertrieb bei der Actebis Peacock GmbH) (200 Punkte)
<b>Platz 38:</b> Isabelle Roux-Buisson, Tech Data GmbH & Co. OHG, Regional Managing Director (200 Punkte)
<b>Platz 22:</b> René Obermann, Deutsche Telekom AG, Vorstandsvorsitzender (217 Punkte)
<b>Platz 22:</b> Martin Kinne, Hewlett-Packard GmbH, bis Ende 2010 Geschäftsführer PSG (217 Punkte)
<b>Platz 21:</b> Oliver Gürtler, Microsoft Deutschland GmbH, Director Partner Strategy & Programs (218 Punkte)
<b>Platz 20:</b> Oliver Tuszik, Computacenter AG & Co. OHG, Vorstandsvorsitzender (219 Punkte)
<b>Platz 19:</b> Stefan Engel, Acer Computer GmbH, Geschäftsführer (220 Punkte)
<b>Platz 17:</b> Roland Franze, bis Anfang Februar 2011 Head of Commercial Distribution II & Member of Management Board bei der ALSO Deutschland GmbH (222 Punkte)
<b>Platz 15:</b> Michael Ganser, Cisco Systems GmbH, Geschäftsführer (226 Punkte)
<b>Platz 14:</b> Doris Albiez, IBM Deutschland GmbH, Vice President Geschäftspartner und Mittelstand (227 Punkte)
<b>Platz 13:</b> Els Demeester, Tech Data GmbH & Co. OHG, Managing Director Benelux & GerAus (230 Punkte)
<b>Platz 10:</b> Marcus Adä, Ingram Micro Distribution GmbH, Vice President Sales (237 Punkte)
<b>Platz 9:</b> Hannes Schwaderer, Intel GmbH, Geschäftsführer (238 Punkte)
<b>Platz 8:</b> Ernesto Schmutter, Ingram Micro Distribution GmbH, Senior Director SMB Sales & Marketing Communication (240 Punkte)
<b>Platz 7:</b> Uwe Neumeier, bis Ende Januar 2011 Geschäftsführer der Actebis Peacock GmbH (242 Punkte); Anmerkung: Hat das Unternehmen zum 31. Januar 2011 verlassen.
<b>Platz 6:</b> Martin Berchtenbreiter, Microsoft Deutschland GmbH, Senior Director Mittelstand & Partner (246 Punkte)
<b>Platz 5:</b> Robert Beck, Ingram Micro Distribution GmbH, Geschäftsführer Produkt Management (248 Punkte)
<b>Platz 4:</b> Ralph Haupter, Microsoft Deutschland GmbH, Vorsitzender der Geschäftsführung (253 Punkte)
<b>Platz 3:</b> Wolfgang Brehm, Microsoft Deutschland GmbH, Direktor Mittelstand, Distribution & DMR (255 Punkte)
<b>Platz 1:</b> Gerhard Schulz, Ingram Micro Distribution GmbH, Vorsitzender der Geschäftsführung (273 Punkte)<br>Weiterblättern - es folgt die Jury...
Die Jury stellt sich vor
Marktforscher Dr. Rudolf Aunkofer ist als Global Director IT Division Manager Germany bei der GfK Retail and Technology GmbH in Nürnberg beschäftigt.
Frank Garrelts ist geschäftsführender Gesellschafter der Provoto GmbH & Co. KG. Weitere Stationen seiner beruflichen Karriere waren unter anderem die Kooperationen Synaxon AG, Akzent AG und Comteam.
Dr. Thomas Hafen ist leitender Redakteur bei ChannelPartner und betreut dort die Themen Telekommunikation, Netzwerke und Storage.
Gerald Holler ist Geschäftsführer der Channel Management-Beratung Compris GmbH in Ludwigsburg.
Ralf Klenk ist Mitbegründer der Bechtle AG. Als CEO hat er das Unternehmen 2008 nach 25 Jahren verlassen. Seit Anfang des Jahres ist Klenk als Generalbevollmächtigter bei Kaco New Energy mit Stammsitz in Neckarsulm tätig. Das Unternehmen ist auf Stromrichter aller Art spezialisiert.
Christian Meyer ist Chefredakteur bei ChannelPartner.
Sigi Pfeffer, Geschäftsführer der VUD GmbH
Armin Weiler ist Chefreporter bei ChannelPartner und betreut unter anderem die Themenbereiche Drucker, Displays und Distribution.
Beate Wöhe ist leitende Redakteurin bei ChannelPartner und dort unter anderem für die Themenfelder Smartphones, Mobile Computing, PCs sowie Distribution verantwortlich.