Ganz im Zeichen der Digitalisierung steht die diesjährige europäische Hausmesse Cisco Live! des US-amerikanischen Netzausrüsters. Dabei sieht Cisco in Sachen Digitalisierung vor allem in zwei Punkten Handlungsbedarf: Security und Innovation.
Ein sichtbar stolzer Oliver Tuszik präsentierte sich im Rahmen der Cisco Live! im Innovation Center openBerlin der Presse: Die Netzwerker brechen mit ihrer diesjährigen technischen Hausmesse alle Besucherrekorde. Über 10.000 Besucher fanden den Weg nach Berlin, um mit dem Hersteller über die Herausforderungen in Sachen Digitalisierung, IoT oder IoE zu diskutieren. Wobei Digitalisierung, wie Cisco-Deutschland-Chef Tuszik in einer Anekdote zum Besten gab, nur die deutsche Version des Internet of Things (IoT) sei. Bundeskanzlerin Merkel hätte sich nämlich einmal vom früheren Cisco-Boss John Chambers auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos das Internet of Things erklären lassen. Dabei sei sie zu dem Schluss, gekommen, dass dies für die Deutschen zu kompliziert sei. "Wir werden künftig von der Digitalisierung sprechen", soll Merkel dann Chambers offenbart haben.
Aber Spaß beiseite, eines zeigte sich auf der Cisco Live! in Berlin deutlich: Die Digitalisierung ist nicht länger ein technisches Thema, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, bei der es darum geht die passenden Use cases zu finden - unter Einbeziehung von Doktoren, Lehrern etc. Im Vergleich zu den USA bietet Europa hier laut Tuszik ein positives Bild: "Die Digitalisierungs-Projekte in Europa haben eine höhere Qualität als in den USA und sind weniger Consumer-orientiert, sondern auf den B2B-Bereich ausgerichtet."
Ein solches Beispiel ist etwa die AOK Nordost. Gemeinsam mit Cisco baute die Kasse das Medical Data Exchange System auf. Über das System sind AOK, Patienten, Ärzte und Krankenhäuser vernetzt. Diese Vernetzung hilft nicht nur Kosten zu sparen, sondern ermöglicht im Notfall eine schnellere und effizienter Behandlung, da die Patientendaten dann im entsprechenden Krankenhaus sofort vorliegen und so langwierige Untersuchungen entfallen. Zudem ermöglicht das System, die medizinische Versorgung in den ländlichen Gebieten sicherzustellen. Über einen Remote Health Service kann der Patient per Videoschaltung den entfernten Spezialisten konsultieren, ohne weit Reisen zu müssen.
Vom Kabelschacht in die Chefetage Vom Infrastruktur-Lieferant für Netzwerke zum Allround-Anbieter. So lässt sich die bewegte Geschichte von Cisco Systems zusammenfassen. In unserer Bildergalerie blicken wir zurück.
2015 - Robbins kommt Das Eigengewächs Chuck Robbins führt von jetzt an Cisco als CEO. Ganz unbeaufsichtigt ist er nicht: Übervater John Chambers zieht als Aufsichtsratschef weiter die Fäden im Hintergrund.
2015 - Chambers geht Mit John Chambers geht eine der Ikonen des Silicon Valley von Bord. Er war 20 Jahre ununterbrochen im Amt und hat 168 Firmen zugekauft. Er übergibt an seinen Zögling Chuck Robbins, der seit 1997 im Unternehmen ist.
2014 - Sourcefire gekauft Den auf Sicherheitsequipment spezialisierten Anbieter lässt sich Cisco 2,7 Milliarden Dollar kosten.
2013 - Tuszik neuer Deutschland-Chef Mit Oliver Tuszik bekommt Cisco einen neuen Deutschland-Chef, der zuvor sein Geld an der Spitze des Systemhauses Computacenter verdiente.
2013 - Unter Verdacht Hat Cisco Backdoors für die amerikanischen Geheimdienste in seine Router eingebaut? Während dies nur ein nicht bestätigter Verdacht ist, ist etwas anderes sicher: Die Geschäftserfolge lassen weiter nach.
2012 - Übernahme NDS Rund fünf Milliarden Dollar lässt sich Cisco NDS kosten, einen Anbieter von TV-Software.
2011 - Gary Moore Chief Operating Officer Gary Moore kündigte 2011 massive Einsparungen mit Massenentlassungen an.
2010 - Carlo Wolf 2010 wird Carlo Wolf neuer Geschäftsführer von Cisco in Deutschland, Vorgänger Michael Ganser wechselt ins „Central Theatre“.
2009 - Flip camcorder Mit den Flip-Camers der 2009 übernommenen Pure Digital Technologies will John Chambers den Endkundenbereich stärken. Doch der Erfolg bleibt aus.
2009 - UCS-Familie Mit Unified Comuting System (UCS) nahm Cisco den Servermarkt ins Visier und propagierte ein völlig neues Design für Rechenzentren.
2009- Cisco UCS Firmenchef Chambers sorgte mit UCS 2009 für einen Paukenschlag: Mit eigenen Rechnern wurden die Platzhirsche IBM, HP und Dell attackiert.
2007 - IP-Traffic Einschätzungen, wie sich der IP-Verkehr von 2007 bis 2011 entwickeln könnte.
2005 - Michael Ganser Er wird 2005 Chef der deutschen Cisco-Niederlassung.
2003 - IP phone 7970G VoIP-Telefonie mit 7970G, das sogar über einen Touch-Screen-Monitor verfügt.
2003 - Phone 7920 Drahtlose Voice- und IP-Kommunikation (VoIP) mit dem „7920“ von 2003.
2003 - Ciscos Expansionspläne 2003 hat Cisco Linksys übernommen und damit den Einstieg in das Geschäft mit privaten Endkunden vorbereitet.
2002 - MDS-Familie Mit der MDS-9000-Familie bediente Cisco den Speichermarkt und griff die damaligen Größen McData und Brocade an
2002 - MDS-9000 Mitte 2002 kündigte Cisco an, in den Markt für Speichernetze einzusteigen.
1999 - Aironet 1200 Mit der Übernahme von Aironet Wireless Communications 1999 begann Cisco. Lösungen für drahtlose Kommunikation anzubieten. Aironet 1200 war die Basisstation für innerbetriebliche Funknetze.
1999 - The 12000 Der Router „Cisco 12000“ entwickelte sich zum Verkaufsschlager. Er konnte innerhalb eines Jahres mehr als 1000mal verkauft werden.
1996 - Andreas von Bechtolsheim Er kreuzte zweimal Ciscos Wege: Zuletzt als Gründer von Granite Systems, das 1996 übernommen wurde. Von Bechtolsheim blieb einige Zeit bei Cisco und entwickelte die Catalyst-4000-Familie weiter.
1996 - Skizze Tag Switching Tag-Switching, eine Neuerung, von der insbesondere die großen Carrier profitieren sollten. Den Nachfolger, Multiprotocol Label Switching (MPLS), nutzten viele für ihr Netzdesign.
1995 - John Chambers Er kam 1991 zu Cisco, wurde 1995 President und CEO von Cisco.
1993 - Cisco 7000 Die „clean machine“ wurde der Router Cisco 7000 genannt, eine Weiterentwicklung der erfolgreichen AGS-Serie.
Catalyst-Familie Die erfolgreichen Swichtes aus der Catalyst-Familie – ein Dauerbrenner für Cisco.
Maria Mazzola Er war Chef von Crescendo Communications, das erste Unternehmen, das von Cisco übernommen wurde. Dessen „Catalyst“-Switche entwickelten sich für Cisco zum Verkaufsschlager. Mazzola blieb viele Jahre als Entwicklungschef bei Cisco.
1988 - John P. Morgridge Er kam 1988 als President und CEO zu Cisco und brachte die Company 1990 an die Börse. Morgridge blieb bis 1995 Firmenchef, bevor er in den Aufsichtsrat wechselte.
1986 - Cisco erstes Produkt AGS Als Advanced Server Gateway (AGS) vermarktete Cisco ab 1986 den ersten Multiprotokoll-Router, der auf den Entwicklungen der Blue Box in Stanford aufbaute.
Stanford University Hier schlug die Geburtsstunde von Cisco: Sandy Lerner und Leonard Bosack arbeiteten beide hier bevor sie Cisco gründeten.
William Yeager Yeager schuf das Herzstück für die Blue Box , das Netzwerkbetriebssystem NOS (Network Operating System), das sogar schon multitaskingfähig war.
Leonard Bosack Mitbegründer von Cisco war an der Entwicklung der „Blue Box“ beteiligt.
Sandra Lerner Mitbegründerin von Cisco, verließ 1990 das Unternehmen.
1985 MEIS Das erste eigene Produkt von Cisco war MEIS, das Massbus Ethernet Interface Subsystem, das DEC-Großrechner verband. Es wurden nur wenige Exemplare geliefert.
Gleichzeitig verdeutlicht das Beispiel auch einen Punkt, bei dem es laut Tuszik in Sachen Digitalisierung noch mangelt: der Sicherheit. Dabei dürfe sich die Diskussion, so Tuszik, nicht nur auf die End-to-End-Security beschränken, sondern müsse auch den Aspekt des Vertrauens einbeziehen. "Grundsätzlich", so Tuszik, "sollten wir bedenken, dass wir jetzt Dinge und Geräte via Internet verbinden, die von ihrem Sicherheitskonstrukt her nie dafür konzipiert waren". Der zweite Punkt, bei dem Tuszik Nachholbedarf sieht, ist das Thema Innovation. Hier würden etwa die asiatischen Mega Cities der Welt zeigen, wo die Reise in Sachen Smart Cities hingeht. (mb)