Auf der diesjährigen IFA in Berlin war das vernetzte Heim, auch gerne auf neudeutsch "Smart Home" genannt, eines der beherrschenden Trendthemen. Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Brigitte Zypries, hat die Bedeutung dieser Entwicklung für die ITK-Branche erkannt: "Die lang gehegte Idee des vernetzten Heims wird auf der diesjährigen IFA greifbar", meinte die Politikerin anlässlich ihres Rundgangs auf der CE-Messe. Die intelligente Heimvernetzung besitze ein enormes Potenzial für deutsche Unternehmen und biete dem Verbraucher zahlreiche neue Möglichkeiten und Dienstleistungen.
Aufbruchsstimmung bei der Heimautomatisierung
Die Anforderungen an das Netzwerk im privaten Heim sind heutzutage vielfältig. Wurde früher gerade einmal der PC an die weite Welt des Internets angebunden, ist es heute eine Vielfalt an Geräten, vom Smartphone über den Fernseher bis zur Haustechnik. "Insbesondere die Verlässlichkeit und die einfache Einrichtung und Erweiterung des Heimnetzwerkes hat in den vergangenen Jahren massiv an Bedeutung gewonnen", erläutert Heiko Harbers, Vorstand bei Devolo. Zudem sei überall verfügbares Internet zur Selbstverständlichkeit geworden. "Bei der Heimautomatisierung sehen wir derzeit eine erfreuliche Aufbruchsstimmung, sowohl auf Hersteller, als auch auf Kundenseite. Nachdem bisherige Lösungen sich noch nicht im Markt durchsetzen konnten, sind die Kunden jetzt gespannt auf die nächste Generation und hoffen, dass die Fehler der Vergangenheit in diesem Bereich nicht wiederholt werden", mahnt Harbers. Dieser Vertrauensvorschuss, dürfe nicht enttäuscht werden.
Dabei spielt auch die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur zuhause eine Rolle: "Neueste Technologien am Internetanschluss sowie bei WLAN und Powerline bringen einen Geschwindigkeitsschub im Heimnetz. Hier steigt auch der Einsatz von Smartphone, Tablets und netzwerkfähigen Geräten", weiß Elmar Woltering, Leiter Channel Marketing beim Fritz-Box-Hersteller AVM. Mit den neuesten Gigabit-Technologien wie WLAN AC oder HomePlug AV2, dem neuen Powerline-Standard, seien schnellere Produkte fürs Heimnetz verfügbar. "Heimnetzwerke sind ein Geschäftsfeld, das an Bedeutung zunimmt und im Fachhandel für gute Umsatzzahlen sorgen wird", prognostiziert er. "Die Heimnetzwerke sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich schneller geworden, so dass wir mit unserer aktuellen dLAN Powerline-Generation Geschwindigkeiten von bis zu 1.200 Mbit/s erreichen", bestätigt Devolo-Vorstand Harbers.
Trendthema Heimautomatisierung
Thomas Jell, Sales Director Consumer bei TP-Link hat dabei ebenfalls die Automatisierung im vernetzen Heim im Visier: "Ein ganz wichtiger Trend in den nächsten Jahren wird die Heimautomatisierung sein, also die Fernsteuerung von Heizungen, die Heimüberwachung mit IP-Kameras, der Einsatz von Licht- und Rollladen-Sensoren und vieles mehr", meint Jell. Dafür sei es aber auch erforderlich, dass ein in alle Winkel des Hauses reichendes WLAN-Netz zur Verfügung stehe.
Auch Heiko Harbers unterstreicht die Bedeutung der drahtlosen Anbindung: So seien die meistverkauften Devolo-Powerline-Adapter jene mit einer zusätzlichen WLAN-Funktion. "Leistungsfähige WLAN-Router werden immer stark nachgefragt. Wir sehen aber auch einen wachsenden Bedarf an schnelleren Heimnetz-Produkten, die datenintensiven Anwendungen und der Zunahme an mobilen Geräten im Heimnetz gerecht werden. Und nicht zuletzt fragen die Verbraucher verstärkt nach Möglichkeiten, elektrische Geräte automatisiert zu schalten und energieeffizient zu verwalten", ergänzt AVM-Manager Woltering.
Doch gerade die Heimautomatisierung greift in sicherheitsrelevante Bereiche ein, bei den der Laie durchaus Schaden anrichten kann. Hier sind Experten gefragt. Zudem ist das Angebot unübersichtlich. "Heimautomatisierung ist ein komplexes und auch differenziert zu betrachtendes Thema, vor allem weil es derzeit noch eine Vielzahl unterschiedlicher Standards gibt", erklärt Jell. Hier könne der Fachhändler mit umfangreichen Beratungs- und Installationsleistungen punkten. "Denn viele Hersteller bieten zwar Lösungen an, aber meistens keine für alle Problemstellungen", sagt der TP-Link-Manager.
Beratungsbedarf als Chance für den Handel
So sieht auch Heiko Harbers von Devolo gutes Potenzial beim vernetzten Heim für den Fachhandel: "Auch wenn die aktuellen Lösungen für die Heimautomation gegenüber vorherigen Generationen um ein vielfaches einfacher geworden sind, besteht hier sicher immer noch ein gewisser Erklärungs- und vor allem Beratungsbedarf", konstatiert er. Manche Kunden seien sich möglicherweise gar nicht der vielfältigen Möglichkeiten bewusst, die eine aktuelle Heimautomationslösung zu einem erschwinglichen Preis bieten kann. Der Fachhandel habe seit jeher durch seine Beratungskompetenz punkten und überzeugen können, auch mit dem Bereich Heimnetzwerke und Heimautomatisierung lasse sich Geld verdienen. "Das vernetzte Heim ist zwar inzwischen weitestgehend sehr einfach und intuitiv zu bedienen, gleichzeitig steigt aber auch die Gesamt-Komplexität der Installationen", macht Harbers Mut.
Als Grundvorrausetzung sieht er dabei die fundierte Beratung bei der Auswahl für den jeweiligen Kunden. "Wer darüber hinaus auch wertvolle Tipps zu Installation und Einrichtung parat hat und im Problemfall schnelle und nachhaltige Hilfe bietet, fördert die Kundenbindung sicherlich ungemein. Gerade im Bereich Heimautomatisierung schadet hier eine gute Portion Fantasie nicht, um den Kunden weitere Möglichkeiten der bestehenden Installation aufzuzeigen", glaubt Harbers. Der Experte führt dafür zahlreiche Beispiele an: "Das beginnt beim Medienserver, der über die Spielekonsole gespeicherte Videos, Musik oder Fotos an den Fernseher schickt und endet momentan beim vernetzten Heim, das über eine automatische Heizungsteuerung mit Anbindung an einen Online-Wetterdienst, vernetzte Bewegungsmelder und Kameras sowie zahlreiche weitere Features verfügt", beschreibt er die Chancen. "Hier kann der Fachhändler als zusätzliche Dienstleistung zum 'Smart-Home-Architekten' werden und den Kunden umfassend beraten - von der Planung der optimalen Platzierung der einzelnen Komponenten über deren Installation bis hin zur individuellen Einrichtung nach Kundenwunsch. Wahrscheinlich ergeben sich hier oft schon in der gemeinsamen Planungsphase Ideen für spätere oder sofortige Erweiterungen der jeweiligen Smart-Home-Installation", sagt Harbers.
Dabei ist jedes Kundenszenario unterschiedlich: "So individuell wie jedes Heimnetz ist, sollte auch die Beratung sein. Generell geht es beim Thema Heimvernetzung nicht nur um eine singuläre Produktvermarktung, sondern es geht ums Gesamtkonzept", gibt AVM-Spezialist Woltering zu Bedenken.
Schulungen sind notwendig
Um diese Beratungsleistungen erbringen zu können, ist ein entsprechendes Schulungsangebot notwendig. So bieten sowohl Hersteller als auch Distributoren entsprechende Fortbildungen an. "Mit dLAN Partner bieten wir jetzt seit mehreren Jahren ein seitens des Fachhandels intensiv genutztes Partner- und Schulungsprogramm an. Das beginnt mit der Möglichkeit, die entsprechenden Produkte kostenfrei über einen bestimmten Zeitraum zu testen, setzt sich fort über ein breites Portfolio an PoS- und Infomaterialien, bis hin zu regelmäßigen kostenfreien Webinaren, bei denen Fachhändler die Möglichkeit haben, sich intensiv über Devolo-Produkte fortzubilden und in den direkten Dialog mit den Produktverantwortlichen zu treten", beschreibt Devolo-Vorstand Harbers das Leistungsspektrum. Dabei fallen die Mitgliedschaft weder Gebühren an, noch ist ein Mindestumsatz Vorrausetzung.
Zudem haben sich die Interessenverbände des Themas angenommen. So zeigten VDE, ZVEH und ZVEI auf der diesjährigen IFA in einem E-Haus auf 100 Quadratmetern spannende Einblicke in vernetzte, intelligente Gebäudetechnik. Die Besucher konnten sich in dem Modellhaus live ein Bild davon machen, wie beispielsweise die Steigerung der Energieeffizienz mit einer Verbesserung von Komfort und Sicherheit einhergehen kann. Modernes Home-Entertainment stand dabei ebenso im Blickpunkt wie die Themen Energiemanagement und -erzeugung sowie LED-Lichttechnik und Lösungen für altersgerechtes Wohnen.