Die Imaging Channel Conference ist mit großem organisatorischem und logistischem Aufwand verbunden. Warum nimmt Fujitsu/PFU diese Mühe auf sich?
Klaus Schulz: Wir sind der einzige Scanner-Hersteller, der ausschließlich über den mehrstufigen Handelskanal verkauft. Entsprechend hoch ist unser Investment vor allem in den Fachhandel. Unser Verhältnis zu unseren Partnern ist von hohem Vertrauen und großer Loyalität geprägt. Um unsere guten Beziehungen dauerhaft zu pflegen und auszubauen, sind persönliche Begegnungen und der direkte Austausch wichtig - gerade auch im Zeitalter von Videokonferenzen und Social Media. Die ICC ist natürlich das Highlight unserer Channel-Veranstaltungen, doch es ist beileibe nicht unser einziges Event für den Fachhandel.
Welche Vorteile bietet die Teilnahme für Ihre Fachhandelspartner?
Schulz: Sie bietet ihnen die Gelegenheit, ihre Kenntnisse und ihre Expertise in Sachen Dokumentenerfassung zu erweitern und so ihr Geschäft weiter auszubauen, mit uns und unseren ISV-Partnern sowie durch eine enge Zusammenarbeit innerhalb der Fachhandels-Community. Konkret geht es bei der Veranstaltung aber auch darum, neue Projekte anzustoßen
Mit Teilnehmern von Afrika über den Nahen Osten bis zu Skandinavien bietet die ICC eine bunte Mischung. Wie können diese Teilnehmer, die aus grundverschiedenen Märkten kommen, voneinander profitieren?
Schulz: Genau deshalb. Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich immer. Welche Geschäftsmodelle haben Fachhändler in anderen Regionen entwickelt? Welche spezifischen Lösungen bieten sie basierend auf welchen Softwareplattformen welcher ISVs ihren Kunden an? Kann ich diese eventuell replizieren und auch in meiner Region vertreiben? Das gilt ganz besonders für vertikale Applikationen, zum Beispiel im öffentlichen Sektor, im Finanz- und Gesundheitswesen und für Versorgungs- und Telekommunikationsunternehmen. Durch diesen Austausch profitiert der Fachhandel immens.
Welche Anregungen und welches Feedback von Fachhandelseite nehmen Sie von der ICC mit?
Schulz: Wir haben von den Teilnehmern immer wieder gehört, wie wichtig und Gewinn bringend für sie das Netzwerken mit anderen Resellern, Software-Integratoren und ISVs ist. Unsere Fachhändler schätzen insbesondere auch die Möglichkeit, sich einen Überblick über die Einsatzmöglichkeiten von Dokumentenscannern in ihrer ganzen Bandbreite zu verschaffen. Und sie lassen uns teilhaben an Ihren Ideen, Anforderungen und Wünschen, die so letztlich auch in die stetige Weiterentwicklung unseres Lösungsportfolios einfließen.
Den reinen Dokumentenscannern erwächst Konkurrenz in Form von Druckern mit Scanfunktion sowie von mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets, deren Kameras zur Dokumetenerfassung genutzt werden. Hat der Dokumentenscanner ausgedient?
Schulz: Solche Produkte ermöglichen durchaus das grundsätzliche Digitalisieren von Papierdokumenten. Damit stellen sie Alternativen zur Nutzung professioneller Dokumentenscanner dar. Ob es wirklich Konkurrenz ist, das muss sich erst noch aus Anwendersicht zeigen. Die regelmäßige, auch höhervolumige Dokumentenerfassung durch Multifunktionsgeräte oder durch Smartphones steht nicht im Fokus der Nutzer solcher Geräte. Ebenso wenig würden sie bei erkanntem Digitalisierungsbedarf regelmäßig zur digitalen Spiegelreflexkamera greifen - obwohl sie dies aus technischer Sicht grundsätzlich könnten.
Als Hersteller der Fujitsu Dokumentenscanner arbeiten wir intensiv an neuen Erfassungstechnologien und der Vereinfachung sowie Beschleunigung von Erfassungsprozessen für Geschäftsdokumente, mit dem Vorteil, dass wir uns eben genau darauf vollständig konzentrieren können. Dies zu tun wäre wenig sinnvoll, wenn es nicht einen weiterhin deutlich wachsenden Markt für die Dokumenterfassung gäbe.
Heißt das auch, dass die Qualität der mobilen Erfassungsmöglichkeiten nicht ausreicht?
Schulz: Das kann man pauschal nicht so sagen, weil aus technischer Sicht jedes Ablichtungssystem den spezifischen Erfassungserfordernissen genügen kann. Ob die dabei erzielte Qualität den Darstellungserfordernissen sowie den Ansprüchen an die Prozessabläufe genügt, entscheidet letztendlich der Anwender. Wenn es aber um die Standardisierung von Arbeitsabläufen geht, stellt sich schon die Frage, was ist wirklich praktikabel und effizient.
Es spielt aber nicht nur die Erfassung mittels mobiler Geräte eine Rolle. Viele wollen auch mobil auf Dokumente zugreifen.
Schulz: Das ist richtig. Was ich zentral und von einer stationären Basis aus zur Verfügung habe, auf das möchte ich auch mobil Zugriff haben. Und umgekehrt: was ich in wechselnden Einsatzumgebungen erfasse, möchte ich auch sicher mit meiner zentral organisierten und kontrollierten Wissensbasis verschmelzen. Ein Schritt zur Unterstützung dieses Bestrebens sind die von uns in jüngerer Vergangenheit eingeführten ScanSnap-Apps. Weitere Schritte müssen natürlich noch folgen um dem Anwender z.B. auch dann die Synchronisation von Information zu ermöglichen, wenn er nicht oder nicht ausschließlich auf Public Cloud-Dienste vertrauen möchte.
Auf der Fujitsu Imaging Channel Conference wurde besonders die Bedeutung des SMB-Marktes betont. Warum haben Sie gerade jetzt dieses Marktsegment entdeckt?
Schulz: Wir haben einen Fokus auf das SMB-Geschäft gelegt, weil es auf Kundenseite ein neues Bewusstsein für den Einsatz von Dokumentenscannern gibt. Wir haben zudem für die Durchgängigkeit unserer Plattformen gesorgt. Ausgehend von unseren ScanSnap-Modellen, die vor allem den einzelnen Unternehmensmitarbeiter bei der Erfüllung seiner Aufgaben unterstützen, haben wir die Produktfamilien der fi-Series, die in prozessführende Anwendungen integriert werden, um die Möglichkeit erweitert, wie ein Hochgeschwindigkeits-ScanSnap zu arbeiten. Natürlich bleibt die Hauptverwendung die der Zulieferung digitalisierter Papierdokumente zu Archiv- und DMS-Systemen. Die Einbindung in solche Systeme gelingt dank der im eigenen Hause vollständig neu entwickelten PaperStream-Technologie besonders einfach und mit höchster Qualität.
Welche vertikalen Märkte werden durch den SMB-Fokus interessant?
Schulz: Das sind eigentlich klassische Sparten, bei denen man annehmen könnte, dass deren Digitalisierungsbedarf längst gedeckt wäre: Behörden, der Finanzsektor, Gesundheitswesen oder Bildung. Besondere Aufmerksamkeit wird unserem Thema im Rechtswesen entgegengebracht, über alle Bereiche und Größenklassen hinweg. Fallstudien zeigen, wie wichtig die Erfassung, Strukturierung und Zusammenführung von Dokumenten ist. Es ist nun möglich, aber auch nötig, jeweils passende Lösungen für die spezifischen Problemstellungen der Kunden bereitzustellen.