Nach dem Flaggschiff "Radeon HD 7970" schickt AMD die leistungsreduzierte Version "Radeon HD 7950" ins Rennen. Die Technik der 7950er-Karte unterscheidet sich dabei von den Spezifikationen her nur marginal von der 7970, da das neue Modell den gleichen 28-Nanometer-Grafikchip nutzt.
AMD hat lediglich die Taktrate der GPU von 925 MHz auf 800 MHz heruntergeregelt. Doch wie schon bei der 7970 soll es nach Herstellerangaben wieder möglich sein, die Karte auf über 1 GHz zu übertakten. Außerdem befinden sich auf der Tahiti-GPU etwas weniger Shader-Einheiten: 1.792 statt 2.048.Die restlichen Einheiten des Shader-Clusters, die Textur- und Rasteroperations-Einheiten, bleiben jedoch gleich. Genau wie die gewaltige Anzahl an Transistoren – 4,3 Milliarden.
Das 384 Bit breite Speicherinterface steuert aber wie gewohnt 3 GB GDDR5-Videospeicher an, welcher jedoch über einen etwas geringeren Werkstakt von 1.250 MHz (effektiv 5.000 MHz) verfügt. Die aktuellen Techniken, die der Hersteller mit der Radeon HD 7970 eingeführt hat, wie AMD Eyefinity, HD3D, PowerTune und ZeroCore Power gehören auch weiterhin zu den Funktionen der kleineren DirectX 11.1-Grafikkarte. Die Anschlüsse für die Ausgabe sind ebenfalls gleich geblieben: zwei Mal Mini-Displayports, einmal HDMI und einmal DVI.
Spiele-Leistung und Benchmarks
Getestet wurde mit drei Spielen: dem aktuellen Grafikknaller Battlefield 3, die anspruchsvolle Rennsimulation Dirt 3 und das ebenfalls fordernde Aufbau-Strategiespiel Anno 2070. Die Games testen wir unter den höchsten Voreinstellungen und mit einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel (Full-HD). Lediglich den anisoptropischen Filter und die Kantenglättung (Anti Aliasing) setzen wir beide auf vierfache Berechnung. Diese drei unterschiedlichen Spiele fordern Grafikkarten alles ab und belegen zweifelsfrei, ob die Grafikkarte mit aktuellen Spieletiteln zurecht kommt.
Unter Battlefield 3 ergibt die Messung ruckelfreie 41 Bilder pro Sekunde – die aktuelle Grafikreferenz in der Games-Welt können Sie also in maximalen Details optimal genießen. Jedoch liegt die AMD Radeon HD 7950 damit etwas hinter der Radeon HD 7970 und dem Konkurrenten aus dem Hause Nvidia, der Geforce GTX 580. Deren Ergebnisse beim performancelastigen Shooter waren 48 respektive 46 Bilder pro Sekunde.
Im internen Benchmark des Rennspiels Dirt 3 ergeben sich flotte 76 Bilder pro Sekunde. Im Vergleich zur 7970er hinkt dieses eigentlich sehr gute Messergebnis hinterher, denn das derzeitige AMD-Flaggschiff erreicht beachtliche 92 Bilder in der Sekunde. Zusätzlich muss sich die Radeon HD 7950 auch der Nvidia Geforce GTX 580 geschlagen geben: mit 79 Bildern pro Sekunde ist die Leistung des Erzrivalen nämlich minimal besser. Dennoch ist ein ruckelfreies Autorennen uneingeschränkt möglich.
Bei Anno 2070 muss sich der hartnäckige Konkurrent Nvidia dem AMD-Gespann vollends geschlagen geben. Die Radeon HD 7950 erreicht schnelle 59 Bilder pro Sekunde, der große Bruder Radeon HD 7970 etwas bessere 60 Bilder pro Sekunde. Die Geforce GTX 580 muss sich mit nur 43 Bildern pro Sekunde hinten anstellen. Zwar ist das Spielen mit der aktuellen Nvidia-Vorzeigekarte immer noch angenehm ruckelfrei, aber die Grafikkarten von AMD machen bei Anno 2070 einen besseren Job.
Synthetische Benchmarks
3D Mark 11 ist ein fordernder Benchmark, der auch die aktuellen Techniken von DirectX 11 misst. Hier liefert das Programm eine Punktzahl, mit dem es sich gut vergleichen lässt. Für die AMD Radeon HD 7950 liefert der Benchmark im Extreme-Modus einen respektablen Score von 2.284 Punkten ab. Zum Vergleich: Die Nvidia Geforce GTX 580 erreicht nur 2.132 Punkte, die Radeon HD 7970 punktet mit einem Score von 2.748. Auch hier muss sich also der ewige Rivale Nvidia die Blöße geben lassen.
Im OpenGL-Test von Cinebench 11.5 ergeben sich 78,09 Bilder pro Sekunde. Doch mit diesem Ergebnis ist sie praktisch kaum langsamer als die teurere Radeon HD 7970, denn diese leistet 78,32 Bilder pro Sekunde. Hier tut sich ein großes Leistungsdefizit der Nvidia Geforce GTX 580 auf, da sie im Schnitt nur 53,83 Bilder pro Sekunde leistet.
In den Multimedia-Benchmarks scheint das AMD-Königspaar gegenüber dem einsamen Konkurrenten Nvidia Geforce GTX 580 ausgeglichen zu sein. Beim Umwandeln von HD-Videos in das iPad-Format mit dem Videobearbeitungsprogramm Power Director 10 von Cyberlink benötigt die AMD Radeon HD 7950 bei der Konvertierung von WMV ins iPad-Format 29 Sekunden. Die 580er kontert hier mit schnelleren 26 Sekunden. Bei der Konvertierung vom H.264 (MKV)-Format ins iPad-Format lässt sich die Geforce-Grafikkarte fast eine Minute Zeit: 57 Sekunden haben wir gemessen. Die Radeon HD 7950 schafft die Umwandlung in besseren 49 Sekunden.
Stromverbrauch, Hitzeentwicklung und Lautstärke
Laut AMD ist die maximale Leistungsaufnahme der Radeon HD 7950 auf 200 Watt ausgelegt. Der Anschluss erfolgt über zwei sechspolige PCI-Express-Stromanschlüsse. Beim Stromverbrauch hält sich die AMD Radeon HD 7950 jedoch angenehm zurück, da sie im Leerlauf nur maximal 81 Watt aufnimmt. Unter Volllast sind es zwar dann schon 265 Watt, doch im Hinblick auf die Leistung ist das durchaus zu vertreten. Die 7970 verbraucht etwas mehr: 83 Watt im Leerlauf und 271 unter Last. Die Nvidia Geforce GTX 580 hingegen schöpft im Vergleich gern aus dem Vollen mit 98 Watt im Idle-Betrieb und 320 Watt im fordernden 3D-Betrieb. Somit hat die AMD Radeon HD 7950 wieder einmal die Nase vorn und bietet einen moderaten Stromverbrauch bei sehr guter Leistung.
Temperaturmessung
Wo Leistung produziert wird, da kommt auch viel Abwärme zusammen. Viele Gamer übertakten zusätzlich noch ihren Prozessor und/oder haben noch eine zweite Karte im Verbund in ihrem Gehäuse stecken – auf diese Weise können sich gefährliche Temperaturen entwickeln, die im schlimmsten Fall zum Überhitzen und zum Kollaps des gesamten Systems führen können. Deswegen messen wir im neuen Testverfahren nun auch die Temperaturen im Leerlauf und unter Volllast.
Im Leerlauf entwickeln sich bei der AMD Radeon HD 7950 geringe 36 Grad Celsius. Unter Volllast sind es dann schon 68 Grad Celsius, doch das ist ein recht guter Wert. Hier fruchtet AMDs neues Kühlerdesign. Die Hitzentwicklung der größeren 7970 ist ähnlich: im Leerlauf sind es 39 Grad Celsius, unter Last 71 Grad Celsius. Die Nvidia Geforce GTX 580 heizt etwas mehr ein, denn im Leerlauf sind es schon 40 Grad Celsius. Unter 3D-Volllast klettert die Temperatur dann schon auf 84 Grad Celsius – hier ist AMD auch wieder klarer Sieger.
Lautstärke
Wenn mal nichts am PC zu tun ist, dann dreht die AMD Radeon HD 7950 auf ruhigen und kaum hörbaren 1,0 Sone. Fordert das System jedoch mehr Leistung, beispielsweise beim Spielen oder Transkodieren, dann dreht auch der Lüfter hörbar hoch, und zwar auf ganze 3,7 Sone. Das ist zwar viel besser als 5 Sone bei der Radeon HD 7970, aber immer noch kein Leisetreter.
Fazit
Die AMD Radeon HD 7950 ist nicht der kleine Bruder, sondern eher der Zwilling der Radeon HD 7970. Denn wie die Tests zeigen, ähnelt sie stark der aktuellen Top-Grafikkarte in Leistung und Verbrauch: Die Performance ist top und der Stromverbrauch hält sich angenehm in Grenzen. Auch an der Lautstärke hat AMD nachgebessert. Nvidia überlässt das Feld nun AMD, die Geforce GTX 580 muss größtenteils zurückstecken. Jedoch ist zu betonen, dass es sich bei den AMD-GPUs um 28-Nanometer Chips handelt, bei der 580er handelt es sich noch um das ältere Fertigunsgverfahren, nämlich 40-Nanometer.
Der Hersteller gibt für die Radeon HD 7950 eine unverbindliche Preisempfehlung von stattlichen 449 Euro an. Für die 7970 lag die Preisempfehlung noch bei 499 Euro. Klar ist, dass neue Technik ihren Preis kostet, doch mit diesem geringen Leistungsunterschied macht AMD sein aktuelles Flaggschiff unattraktiv: alle Features der 7970 erhalten Sie auch mit der 7950, die Leistung ist fast gleich, doch der Stromverbrauch, der Preis und die Lautstärke sind geringer.
Doch AMD darf mit Sicherheit eins: sich die 3D-Krone aufsetzen. Nvidia überlässt dem Konkurrenten bereitwillig das Feld. Die Nvidia Geforce GTX 580 bietet zwar Paroli, doch muss im Bezug auf Stromverbrauch, Hitzeentwicklung und in einigen Leistungs-Benchmarks oft zurückstecken. Doch lang kann sich AMD wohl nicht auf den Loorbeeren ausruhen: Kepler von Nvidia ist bereits in den Startlöchern und schickt sich an, den 3D-Grafikthron wieder zu besetzen. (PC-Welt/tö)
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