In den nächsten zehn Jahre wir wird sich der Online-Anteil am gesamten Einzelhandelsumsatz in Deutschland verdoppeln. Der Lebensmitteleinkauf via Web wird überdurchschnittlich zulegen, das sind die wichigsten Ergebnisse einer GfK-Analyse zum deutschen eCommerce-Markt vom Juli 2015.
"Mit unserer Prognose zeigen wir, dass der Online-Handel nicht das Ende des stationären Handels bedeutet. Auch im eCommerce ist ein natürlicher Sättigungsverlauf zu erkennen", erläutert GfK-Handelsimmobilienexperte und Studienleiter Dr. Gerold Doplbauer die Ergebnisse der Analyse.
Online-Anteil am Handel 2014
2014 wurden 8,5 Prozent des gesamten deutschen Einzelhandelsumsatzes über das Internet abgewickelt. Dabei wird dieser Wert durch den niedrigen Online-Anteil im Lebensmittel-Einzelhandel (inklusive Drogerieartikel) von 1,2 Prozent gedrückt. Bezogen auf den reinen Nonfood-Umsatz betrug der Online-Anteil 2014 bereits 15,3 Prozent.
eCommerce-Anteile nach Warengruppe
Die Bedeutung des Online-Handels war 2014 in den Sortimenten "Technik und Medien", "Sport und Freizeit" sowie im Bereich"Fashion und Lifestyle" am höchsten. In diesen drei Segmenten werden aktuell rund ein Fünftel der Einzelhandelsausgaben online getätigt.
Relative Bedeutung der Umsatzvolumina
Die Notwendigkeit, beide Dimensionen - den Anteil der Warengruppe am Einzelhandel und den Online-Anteil nerhalb der Warengruppe - gegenüberzustellen, wird am Beispiel des Lebensmittel-Einzelhandels deutlich: Obwohl der Online-Anteil mit 1,2 Prozent auf einem sehr niedrigen Niveau liegt, ist die Bedeutung des Online-Handels mit 2,6 Milliarden Euro Umsatz 2014 nicht zu vernachlässigen.
Damit bleibt der Verdrängungsdruck auf den stationären Handel noch gering, doch für Branchen wie Logistikdienstleister, die mit dem Online-Handel eng verbunden sind, ist der steigende eCommerce-Anteil von immenser Bedeutung.
Frauen oder Männer? Singles oder Familien?
Die Familienstruktur hat ebenfalls einen wichtigen Einfluss darauf, wie online-affin ein Haushalt ist: Mit wachsender Größe des Haushalts sinkt der Anteil der Online-Ausgaben. Und auch das Geschlecht spielt eine Rolle: Männer in Einpersonenhaushalten haben mit 17,8 Prozent beispielsweise einen doppelt so hohen Online-Ausgabenanteil wie alleinlebende Frauen (8,8 Prozent).
Grenzen des eCommerce-Wachstums
Selbstverständlich wird der Online-Handel irgendwann eine natürliche Wachstumsgrenze erreichen. Wann es so weit sein wird, hängt stark vom Reifegrad der Online-Erschließung der unterschiedlichen Warengruppen. Bei Online-Sortimenten erster Stunde sind bereits Sättigungstendenzen erkennbar. So konnte etwa der Online-Anteil für Bücher und Medien von 2013 bis 2014 nur noch marginal wachsen.
Auch das Segment "Technik und Medien" wuchs 2014 mit nur knapp acht Prozent im Vergleich zu den Vorjahren deutlich weniger. Bis 2013 konnete der Online-Handel pro-anno-Steigerungsrate von 20 bis 30 Prozent erreichen. Eine der Ursachen für diese Online-Sättigung ist auch die Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit des stationären Handels. Mit neuen Konzepten und innovative Omni-Channel-Lösungen hat der PoS erfolgreich auf den intensivierten Wettbewerb mit dem Online-Handel reagiert und damit selbst die Online-Dynamik vorangetrieben.
GfK-Prognose zum Online-Anteil bis 2025
Auch wenn sich die Wachstumsraten aufgrund von Sättigungstendenzen in den kommenden Jahren abschwächen werden, erwarten die Martkforscher GfK in den nächsten zehn Jahren nahezu eine Verdopplung des Online-Anteils am gesamten Einzelhandelsumsatz - mit Food und Nonfood - auf rund 15 Prozent. Bezogen auf Nonfood, also exklusive Lebensmittel und Drogerieartikel, erwartet GfK einen Anteil von sogar rund 20 Prozent.
Verschiebung des Sortiments
Wenngleich alle Branchen bis 2025 absolut weiter wachsen werden und das Marktsegment "Technik und Medien" auch in zehn Jahre den Löwenanteil der online umgesetzten Warenströme ausmachen wird, verschieben sich die Gewichte zugunsten der Online-Einsteiger im Bereich "Lebensmittel und Drogerie", "Einrichten & Wohnen" und zum Bereich "Garten und Heimwerken". Die Warengruppe "Lebensmittel und Drogerie wird bis 2025 den größten Anteilszuwachs erreichen. Das Sortiment dürfte seinen Anteil am Online-Handelsvolumen von derzeit acht auf 16 Prozent verdoppeln.
"Handelsakteure wollen wissen, wie viel ihres verfügbaren Einkommens Verbraucher für Käufe im Internet und wie viel sie in stationären Läden ausgeben werden", erklärt GfK-Manager Doplbauer. "Einzelhändler, Entwickler und Investoren müssen langfristige und kostenintensive Entscheidungen treffen. Unsere Analyse der Online-Umsatzanteile je Warengruppe sowie unsere 10-Jahres-Prognose helfen Händlern, Investoren und Entwicklern als objektive Grundlage für langfristige Entscheidungen." (rw)