Konkurrenz für Paypal, Click&Buy und Co.

E-Payment-Lösungen für den Mittelstand

10.05.2013 von Diego Wyllie
Wer Online-Zahlungen akzeptieren will, hat die Qual der Wahl. Denn die etablierten Payment-Service-Provider haben Konkurrenz bekommen – eine Auswahl von E-Payment-Lösungen, die für kleine und mittelständische Firmen konzipiert sind.

Im Online-Handeln ist die Auswahl eines geeigneten Payment-Providers ein entscheidender Erfolgsfaktor. Gerade bei kleinen und mittelständischen Unternehmen ist aber diese Auswahl gleichzeitig eine recht komplexe Themenstellung, bei der viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen: Welche Bezahlmethoden und Zahlungssysteme sollen unterstützt werden? Müssen internationale Kunden in ihrer eigenen Sprache und Währung bedient werden? Wie soll die Integration des Payment-Gateway in das eigene System erfolgen? Wie sieht es mit Kosten aus? Muss ich PCI-compliant sein? Die gute Nachricht: Mittlerweile finden sich zahlreiche Full-Service-Provider, die mit flexiblen und unkomplizierten Komplettlösungen, kleineren Online-Händlern dabei helfen, schnell und wesentlich einfacher als früher Zahlungen im Internet akzeptieren zu können - rechtskonform, sicher und zu transparenten Preiskonditionen.

Auf den folgenden Seiten werden eine Handvoll moderner E-Payment-Lösungen ausführlich vorgestellt, die von erfahrenen Full-Service-Providern angeboten und speziell auf die Bedürfnisse und Anforderungen des Mittelstands ausgerichtet sind. Unter den unzähligen Alternativen haben wir diese ausgewählt, weil sie einfache Integrationsmöglichkeiten und transparente Preiskonditionen bieten, sowie einen relativ unbürokratischen Start ermöglichen.

Paymill

Paymill
Foto: Diego Wyllie

Eins der hierzulande heißesten Startups im Bereich E-Payment ist die 2012 gegründete Paymill GmbH aus München. Der Payment-Dienst des Berliner Inkubators Rocket Internet gilt als Klon von "Stripe", einer innovativen Lösung aus San Francisco, die Kreditkartenzahlungen im Internet wesentlich vereinfacht, aber bis dato nur in den USA und Kanada verfügbar ist. Wie sein Vorbild, spricht Paymill direkt Software-Entwickler an, die das Payment-Gateway vollständig in ihre eigene Systeme integrieren möchten - und das ohne PCI-compliant sein zu müssen.

Highlights: Die Paymill API stellt das Herzstück des Systems dar. Sie bietet alle nötigen Funktionen, um Zahlungen im Internet akzeptieren zu können. Vorteilhaft ist dabei die Tatsache, dass man im Front-End absolut flexibel ist und das optische Layout seiner Website oder Software nach eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen erstellen kann, da sämtliche Prozesse im Backend über die RESTful API erfolgen. Abgerundet wird das Angebot mit dem so genannten "Händler Cockpit", das online sämtliche Transaktionen in ausführlichen Reports visualisiert.

Unterstützte Zahlungsmethoden: Bis dato unterstützt Paymill ausschließlich Kreditkartenzahlungen mit Visa, MasterCard und Maestro, sowie das Elektronische Lastschriftverfahren (ELV). Wie das Unternehmen erklärt, sollen weitere gängige Zahlungsmethoden in Vorbereitung sein. Neben einmaligen Zahlungen ermöglicht das System auch die Erstellung von Abonnements, was zum Beispiel für SaaS-Anbieter interessant sein dürfte.

Kosten: Bei Paymill gibt es weder eine Anmelde- noch eine monatliche Grundgebühr. Händler zahlen laut Anbieter bei jeder Transaktion einmalig 0,28 Euro plus 2,95 Prozent der Transaktionssumme.

Fazit: Paymill bietet eine Komplettlösung aus einer Hand, die verspricht, schnell und unkompliziert Online-Zahlungen akzeptieren zu können. Davon können in erster Linie Anwender profitieren, die viel Wert auf Individualisierung legen und eine vollständige Integration der Payment-Lösung in ihre eigene Seite wünschen.

Braintree

Braintree
Foto: Diego Wyllie

Eine weitere, ganzheitliche Lösung, die ebenfalls eine einfache Alternative für KMU bietet, ist der US-amerikanische Service "Braintree". Dieser bringt die sichere Abwicklung von Kreditkartenzahlungen, den erforderlichen "Merchant Account" (Akzeptanzvertrag) und das Payment Gateway unter einen Hut. Nachdem der von namhaften Softwarefirmen wie 37Signals, Github und Angry Birds eingesetzte Dienst zunächst nur in den USA und Kanada verfügbar war, steht er nun seit einigen Monaten auch europäischen Händlern zur Verfügung.

Highlights: Braintree punktet mit einer flexiblen API und vorgefertigten Client-Bibliotheken in sieben Programmiersprachen, darunter PHP, Java und Ruby, die die Einbindung des Payment-Gateway beschleunigen können. Eine Besonderheit dabei: Der Dienst stellt eine Mobile-Payment-Schnittstelle für Smartphone-Apps zur Verfügung, die mit iOS, Android und Windows Phone kompatibel ist. Zudem bietet Braintree Integrationsmöglichkeiten mit zahlreichen populären E-Commerce-Plattformen "out of the box".

Unterstützte Zahlungsmethoden: Braintree akzeptiert ausschließlich Kreditkartenzahlungen, was für den deutschen Markt, auf dem diverse Bezahlverfahren mehr oder weniger gleich beliebt sind, sicherlich einen Nachteil darstellt. Wer Online-Dienstleistungen anbietet und auf einen "Recurring Billing"-Dienst angewiesen ist, der wird bei Braintree fündig.

Kosten: Die Kosten für Braintree fangen bei 2,9 Prozent der Transaktionsgebühr plus 0,30 Dollar an. Wie der Anbieter erklärt, gibt es individuelle Angebote auf Anfrage, je nachdem wie viele Transaktionen man im Monat erwartet und wo der Firmensitz ist.

Fazit: Bei Braintree handelt es sich um eine umfassende und weit verbreitete Lösung, die von namhaften Internet-Firmen eingesetzt wird. Sie bietet die Flexibilität bei Online-Zahlungen, von der man in den USA gewohnt ist, nun auch für europäische Firmen - und das nicht nur im Web, sondern auch für Mobile.

Fastspring

Fastspring
Foto: Diego Wyllie

Mit "Fastspring" steht ein weiterer Payment-Dienst aus den USA zur Verfügung, die sich vor allem an Softwareanbieter, sowie an Online-Händler ausrichtet, die digitale Produkte beziehungsweise Dienstleistungen verkaufen. Die Plattform hat sich insbesondere unter Mac-Entwicklern einen Namen gemacht. Namhafte Softwarehäuser, die sich auf Mac OSX beziehungsweise iOS spezialisiert haben - darunter Cultured Code, Real Mac Software und Flexibits - vertrauen ihre Zahlungsabwicklung diesem Partner an.

Highlights: Von dem Service können international agierende Händler profitieren, die Zahlungen in verschiedenen Währungen akzeptieren und die Bestellungsseite auf der Sprache des Kunden bereitstellen möchten. Anders als bei Paymill oder Braintree erfolgt der Check-out-Prozess allerdings nicht auf der eigenen Website über eine API, sondern auf einer vorgegebenen Webseite, die auf den Fastspring-Servern liegt. Anwender haben dabei zwar die Möglichkeit, das optische Layout an der eigenen Corporate Identity anpassen zu können. Doch die Benutzererfahrung lässt sich nicht individualisieren. Der Vorteil ist, dass man sich mit rechtlichen Fragen rund um PCI-Compliance nicht beschäftigen muss, da die Kreditkarten- und Kundendaten ausschließlich von Fastspring behandelt werden.

Unterstützte Zahlungsmethoden: Neben den obligatorischen Kreditkartenzahlungen (Visa, MasterCard, American Express und andere) bietet Fastspring auch die Möglichkeit, mit Paypal oder per Banküberweisung zahlen zu können.

Kosten: Fastspring-Kunden können zwischen zwei Tarifvarianten wählen. Entweder zahlen sie einen festen Preis in Höhe von 8,9 Prozent von jeder Transaktion, oder 5,9 Prozent der Transaktionssumme plus 0,95 Dollar. Setup-Gebühren oder laufende monatliche Kosten gibt es auch hier nicht.

Fazit: Fastspring punktet mit der Unterstützung mehrerer gängigen Zahlungsverfahren und bietet dem Kunden einen Standard-Check-Out-Prozess, der in vielen Sprachen und Währungen verfügbar ist. Damit eignet sich die Lösung optimal für kleinere Firmen, die internationale Kunden bedienen möchten, ohne sich um komplizierte rechtliche Fragen kümmern zu müssen. Auf der anderen Seite ist man bei der Gestaltung der Nutzererfahrung nicht so flexibel wie bei Braintree oder Paymill.

Recurly, Sage Pay und WorldPay

Recurly

Recurly
Foto: Diego Wyllie

Wer an Recurring Billing-Lösungen, also an ein Payment-Gateway für wiederkehrende Zahlungen in Form von Daueraufträgen, Ratenzahlungen oder vor allem Abonnements für Cloud-Angebote, interessiert ist, der sollte einen Blick auf "Recurly" werfen. Die aus Kalifornien stammende Plattform wartet mit einem umfangreichen Featureset auf, das auf die effiziente und professionelle Abwicklung wiederkehrender Zahlungen ausgerichtet ist. Diese sind in der Praxis meist schwieriger zu handhaben als einzelne Zahlungen, da die Kundenkreditkarte jeden Monat automatisch belastet wird und dabei vieles schief gehen kann. Falls eine Zahlung nicht erfolgreich durchgeführt wird, muss man im eigenen System entsprechende Maßnahmen ergreifen, wie den Account blockieren oder ähnliches.

Highlights: Abhilfe verspricht hier Recurly mit einer Reihe spezieller Funktionen, die die Erstellung flexibler Abonnement-Modellen erlauben. Ein Beispiel: Die Software macht es Anwendern besonders einfach, ihren Kunden dynamisch nach der tatsächlichen Nutzung ihres Services zu berechnen. Man denke etwa an das flexible Preismodel von Amazon Web Services, bei dem die Abrechnung nach gebrauchten Systemressourcen erfolgt - so etwas ist mit dem "Metered Billing"-Feature von Recurly machbar. Weitere Funktionen wie etwa Coupons und Rabatte oder Salesforce-Integration runden das Funktionsspektrum dieser Lösung ab.

Unterstützte Zahlungsmethoden: Recurly unterstützt Zahlungen mit Kreditkarten und Paypal. Um den Dienst nutzen zu können benötigen Händler außerhalb der USA ein Händlerkonto bei einem Acquirer. Europäische Unternehmen können dabei zwischen den Acquiring-Lösungen von Wiredcard, Braintree, oder Sage Pay auswählen.

Kosten: Anders als die oben besprochenen Konkurrenzprodukte verlangt Recurly eine monatliche Grundgebühr in Höhe von 69 Dollar. Zusätzlich kommen noch 1,25 Prozent plus 0,10 Dollar pro Transaktion hinzu. Zu beachten gilt dabei zudem, dass für den Merchant Account weitere Kosten bei den entsprechenden Partnern anfallen.

Fazit: Recurly ist ideal für Software-Anbieter, die mit SaaS- beziehungsweise Cloud-Lösungen am Markt vertreten sind und hohe Ansprüche an ein Recurring Billing-System stellen. Dass der Service von namhaften Playern der Branche wie Groupon, LinkedIn oder Adobe genutzt wird, spricht für die hohe Qualität dieses Dienstes, der aber nicht gerade der günstigste ist. Ein kleiner Nachteil: Wie Braintree und FastSpring ist auch Recurly ausschließlich in englischer Sprache verfügbar.

Sage Pay

Sage Pay
Foto: Diego Wyllie

Bei "Sage Pay" handelt es sich um eine flexible All-in-One-Lösung von der auf den Mittelstand spezialisierten Softwareschmiede Sage Software aus Großbritannien. Das Angebot der Firma umfasst sowohl die Bereitstellung eines Zahlungs-Gateways als auch die Vermittlung eines Händlerkontos bei einem Acquirer. Damit dürfte Sage Pay für Shopbetreiber, Shopsystem-Anbieter, Web-Entwickler, sowie Internetagenturen gleichermaßen interessant sein.

Highlights: Einer der Hauptvorteile von Sage Pay besteht in der großen Flexibilität der Plattform. Denn Kunden können selbst entscheiden, inwieweit sie das Zahlungs-Gateway in ihre Systemlandschaft integrieren. Wer es möglichst schnell und einfach haben will, wird sich für die Formular-Integration entscheiden. Dabei werden keine vertraulichen Daten auf der eigenen Webseite erfasst oder gespeichert, so dass sich die rechtlichen Compliance-Anforderungen auf ein Minimum reduzieren. Bei der Server-Integration (optional über iFrames) lagern Anwender ihre Zahlungen aus Datensicherheitsgründen aus, haben aber gleichzeitig die Möglichkeit, auf den eigenen Servern Transaktionen zu verwalten und Berichte zu erstellen. Wer den finanziellen und administrativen Aufwand für eine höhere PCI-Zertifizierung nicht scheut und vertrauliche Kartendaten selber verarbeiten und speichern möchte, kann die Direkt-Integration wählen, die maximale Flexibilität bietet.

Unterstützte Zahlungsmethoden: Sage Pay wartet mit einer großen Anzahl an unterstützen Zahlungsmethoden auf. Dazu zählen neben Kreditkarten weitere in Deutschland gängige Zahlungssysteme und -Methoden wie Paypal, ELV, Giropay und Sofortüberweisung.

Kosten: Bei dem so genannten "Gateway Paket 2", das die beschriebenen Zahlarten unterstützt, fangen die monatlichen Fixkosten (bis zu 1000 Transaktionen pro Quartal) bei 30 Euro im Monat an. Bei den diversen Zahlungsoptionen fallen zusätzlich unterschiedliche Kosten an, die auf einem bestimmten Prozentsatz der Transaktionsgebühr basieren (zwischen 1 und 3,5 Prozent). Die genauen Preisdetails erfahren Interessierte auf der Homepage des Anbieters.

Fazit: Sage Pay stellt eine interessante Alternative für Online-Shop-Betreiber dar, die vor allem mit einer großen Integrationsflexibilität punkten kann. Ein weiterer Pluspunkt: Das Payment-Gateway unterstützt viele Zahlungssysteme, die hierzulande sehr beliebt sind und man bei vielen anderen Providern vergeblich sucht.

Worldpay

Worldpay
Foto: Diego Wyllie

Mit "Worldpay" steht eine weitere Feature-reiche Lösung bereit, die von einem der marktführenden Payment-Service-Providers Europas vermarktet wird. Das Angebot des in London ansässigen Unternehmens adressiert sowohl Großunternehmen als auch kleinere Firmen, die erst in den E-Commerce einsteigen wollen. An diese Gruppe richtet sich das Produkt "Business Gateway Plus", sowie die Zusatzlösung "Future Pay", die die Akzeptanz wiederkehrender Zahlungen bei Abonnement-basierenden Preismodellen erlaubt.

Highlights: Bei Worldpay kommen Händler mit keinen sensiblen Daten in Berührung, da die Bestellungen auf den sicheren Servern des Providers abgewickelt werden. Aus dem Grund müssen Firmen, so der Anbieter, keine Bilanzen oder Handelsnachweise vorlegen - eine Bestätigung der eigenen Hausbank, dass man dort ein Konto führt, sei ausreichend, um Zahlungen im eigenen Shop annehmen zu können. Bei Future Pay kann Worldpay mit individuell anpassbaren Konfigurationsoptionen überzeugen. So kann der Händler bei seinen Abo-Plänen festgelegte oder variable Beträge, regelmäßige oder variable Zeitabstände, sowie feste oder unbestimmte Laufzeiten entsprechend den eigenen Anforderungen konfigurieren. Zu den weiteren Hauptfeatures zählen dabei automatische E-Mail-Benachrichtigungen für alle Transaktionen an den Händler und den Kunden, sowie detaillierte Reports.

Unterstützte Zahlungsmethoden: Das Business Gateway Plus bringt gängige Kredit- und Debitkarten, sowie das Elektronische Lastschriftverfahren unter einen Hut - und das international in 120 Transaktionswährungen. Darüber hinaus können Händler den "Post-/Telefon-Bestellungs-Zahldienst" in Anspruch nehmen, um Bestellungen per Telefon oder Fax abwickeln zu können.

Kosten: Mit dem "Starter-Angebot" erhalten E-Commerce-Einsteiger eine einfach gestrickte Komplettlösung, bei der eine einmalige Einrichtungsgebühr und eine fixe Monatsgebühr anfallen. Kostenpunkt: 145 Euro beziehungsweise 20 Euro. Bei Kreditkartenzahlungen sind zusätzlich 3,95 Prozent vom Transaktionsumsatz abzugeben, bei Lastschriften 40 Cent pro Transaktion. Für weiterführende Leistungen, etwa Anti-Betrugslösungen - kommen weitere Kosten hinzu. Und wer Future-Pay einsetzt möchte, muss weitere 150 Euro Einrichtungsgebühr auf den Tisch legen.

Fazit: Worldpay gehört zu den marktführenden Providern im E-Payment-Sektor und bietet eine attraktive Komplettlösung für kleinere Firmen, egal ob Shop-Betreiber oder Softwareanbieter, die möglichst unkompliziert und schnell in den E-Commerce einsteigen möchten. Wer allerdings eine nahtlose Integration des Payment Gateways und den Bestellungsprozess in Sachen Design und Usability selbst mitgestalten möchte, der wird sich eher für Paymill, Braintree oder ähnliche Konkurrenzprodukten entscheiden. (ph)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation TecChannel.