Kein (grüner) Strom - kein Rechenzentrum

Dublin gibt Google einen Korb

29.08.2024 von Peter Marwan
Google hat in Dublin seine Europazentrale und zwei Rechenzentren. Ein drittes wird vorerst nicht dazu kommen. Die lokale Behörde hat den Antrag dazu wegen mangelhafter Leistungsfähigkeit des Stromnetzes und zu geringer Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen abgelehnt.
Google wollte seine Rechenzentrumskapazität in Dublin erheblich erweitern, scheiterte aber an Umweltvorgaben und Strommangel.
Foto: Google

Das South Dublin County Council hat Google keine Baugenehmigung für das geplante, zusätzliche Rechenzentrum im Süden von Dublin erteilt. Google hat in Dublin seine Europazentrale und betreibt dort bereits zwei Rechenzentren.

Im Juni war bekannt geworden, dass ein weiteres, 72.400 Quadratmeter großes mit acht Hallen hinzukommen soll. Es sollte unter anderem Gmail, Google Maps und die Google Suche unterstützen. Durch den Bau sollten zweitweise 800 Arbeitsplätze entstehen, während des Betriebs wären es dann dauerhaft 50 Arbeitsplätze gewesen. Daraus wird jetzt nichts.

Hohe Rechenzentrums-Dichte in Dublin

Geplant hatte Google eine Erweiterung seiner bestehenden Anlage im Grange Castle Business Park. Der ist ein beliebter Standort für Rechenzentren. Auch Microsoft und Interxion sind dort vertreten, an anderer Stelle in Dublin hat zudem AWS zwei Rechenzentren (DUB4 und DUB7). Im County Dublin, das 922 Quadratkilometer groß ist, finden sich zudem jeweils mehrere weitere Rechenzentren von Digital Realty, Equinix und anderen Unternehmen - derzeit insgesamt 37.

Ein 38. Rechenzentrum wollten die Behörden nicht haben - zumindest nicht in der von Google geplanten Form. Das haben irische Meden jetzt berichtet. Seine Ablehnung begründet das unter anderem für Stadt- und Raumplanung, Infrastruktur und Verkehr sowie Umweltschutz zuständige South Dublin County Council damit, dass die Kapazität im Stromnetz unzureichend sei und das "signifikante erneuerbare Energiequellen vor Ort zur Versorgung des Rechenzentrums" fehlten.

Warum Googles Bauvorhaben in Dublin abgelehnt wurde

Das Gremium hat sich auch nicht dadurch beeindrucken lassen, dass Google in den Planungsunterlagen davor warnte, dass es ohne das Rechenzentrum die steigende Nachfrage nach seinen Dienstleistungen in Irland nicht mehr erfüllen könnte. Außerdem war geplant, bis 2030 den Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energien auf 80 Prozent zu erhöhen.

Die lokale Behörde bemängelte jedoch fehlende Klarheit in Bezug Stromabnahmeverträge in Irland und den fehlenden Anschluss an das umliegende Fernwärmenetz. Kritiker fürchteten, dass Google zwar "grünen" Strom kaufen werde, aber nicht in Irland - sich also die lokalen Emissionen eher erhöhen würden. In seinem im Juli vorgelegten Nachhaltigkeitsbericht hatte Google selbst eingeräumt, dass es immer mehr energieintensive Rechenzentren benötigt, um seine neuen Angebote im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu betreiben. In den vergangenen fünf Jahren sind demnach die Treibhausgasemissionen von Google um 48 Prozent gestiegen.

Dem Gremium in Dublin fehlte außerdem ein schlüssiges Konzept, wie die Stromversorgung nach der Inbetriebnahme im Jahr 2027 aussehen soll. Zu guter Letzt scheiterte das Vorhaben auch, weil ihm ein Bach und eine Hecke auf dem Gelände des Business Parks zum Opfer gefallen wären.

Auch AWS hat offenbar Stromprobleme in Irland

Google ist nicht das einzige Unternehmen, das bei seinen Rechenzentren in Irland Stromprobleme hat. Im April war bekannt geworden, dass offenbar AWS für seine Kunden den Zugang zu Ressourcen in den Rechenzentren in Irland (Region EU-West-1) zeitweise einschränkt. Davon seie besonder energieintensive Instanzen, etwa mit GPUs für KI-Workload, betroffen.

Gegenüber "The Register" erklärt ein Sprecher des irischen Stromnetzbetreibers EirGrid, das Unternehmen begrenzte manchmal die Stromlieferungen an Abnehmer, die es als “große Energieverbraucher” einstufe - und dazu gehörten auch Rechenzentrumsbetreiber. Das sei erforderlich, um der Aufgabe nachzukommen, das Gesamtnetz siche rund zuverlässig zu betreiben.

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