Apple-Chef Steve Jobs nimmt sich wegen seines schlechten Gesundheitszustands bis Ende Juni 2009 eine Auszeit. Die Aktionäre reagieren verunsichert und schicken die Apple-Aktie auf Talfahrt. "Gerade in der Wirtschafts- und Finanzkrise sind die Anleger angespannt und entsagen einer kränkelnden Galionsfigur wie Jobs die Unterstützung. Obwohl ich nicht davon ausgehe, dass Apple keine neuen Produkte in der Pipeline hat, wächst der Druck auf das Management, sich ohne Jobs an der Spitze künftig transparenter nach außen zu geben", unterstreicht Erste-Bank-Analyst Ronald-Peter Stöferle.
Die Einschätzung des Analysten spiegelt sich im aktuellen Aktienkurs des Konzerns wider. Nach Handelsschluss notiert der Anteilsschein an der Wall Street mit einem Minus von 6,5 Prozent bei nur noch 85 Dollar. Gemessen am Höchststand der Apple-Aktie gegen Ende 2007/Anfang 2008 mit einem Wert von 203 Dollar fällt der Anteilsschein zunehmend. Bei Redaktionsschluss dieser Meldung (11:12 Uhr) reagiert auch die Frankfurter Börse auf die Hiobsbotschaften aus Cupertino. Das Papier notiert mit einem Minus von 7,07 Prozent bei 60,19 Euro. "Auch wenn Steve Jobs eine Zeit lang ausfallen wird, bleibt der Konzern für seine Anteilseigner attraktiv. Dass Apple mit dem iPhone inzwischen der drittgrößte Handy-Hersteller ist, zeigt das immense Innovationspotenzial", so Stöferle weiter.
Spekulationen über eine Verschlechterung des Gesundheitszustands von Jobs kamen bereits im Vorfeld der jüngst zu Ende gegangenen Macworld Expo auf. So kündigte Apple an, 2009 zum vorerst letzten Mal in San Francisco vertreten zu sein. Zudem wurde die Keynote, in der in den Jahren zuvor immer wieder legendäre Produkthighlights präsentiert wurden, erstmals nicht von Jobs, sondern von Philip Schiller, Apple-Senior-Vice-President Worldwide Product Marketing, gehalten. Einem Bericht der New York Times zufolge sei Jobs zwar nicht erneut an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt, vielmehr leide er an einer Störung, die den Körper daran hindert, Nahrung richtig zu verarbeiten. Der starke Gewichtsverlust sei auf eine Hormonstörung zurückzuführen, so Jobs in einem ungewöhnlich offenen Brief an die Apple-Gemeinde vor einer Woche.
"Apples Hauptproblem ist, dass es sich sowohl nach außen als auch nach innen wie kaum ein zweites Unternehmen mit dem Vorstandsvorsitzenden identifiziert. Trotz der scheinbar stark in Mitleidenschaft gezogenen Gesundheit Jobs' wird dieser das Zepter in der Hand behalten und nach wie vor in die großen strategischen Entscheidungen eingebunden bleiben", ist sich Stöferle sicher. Nach iMac, iPod und nicht zuletzt dem iPhone glaubt der Insider, dass sich auch künftig mit Produkten wie dem iPhone Nano an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen lässt. Laut dem Branchenkenner habe das lange Schweigen Apples im vergangenen Sommer und die seitdem nur häppchenweise verbreiteten Informationen über Jobs sowie die generelle Geheimniskrämerei des Unternehmens zu Werteinbußen bei der Aktie geführt. "Eine offenere Kommunikationspolitik täte Apple in Zeiten wie diesen gut", erläutert Stöferle abschließend. (pte/haf)