Wie wird 2012

Drei Fragen an Michael Kleist, Novell

06.01.2012 von Ronald Wiltscheck
Wie sind die Aussichten für die ITK-Branche für 2012? Wir haben die wichtigsten Unternehmen im ITK-Markt dazu befragt. Hier antwortet Michael Kleist, Regionaldirektor bei Novell Zentraleuropa.

Wie sind die Aussichten für die ITK-Branche für 2012? Wir haben die wichtigsten Unternehmen im ITK-Markt dazu befragt. Hier antwortet Michael Kleist, Regionaldirektor bei Novell Zentraleuropa.

Wie schätzen Sie, Herr Kleist, die Aussichten der ITK-Branche für 2012 ein?

Michael Kleist: Trotz der derzeitigen Euro-Krise sehe ich die ITK Branche in Deutschland weiter in einer stabilen Verfassung. Der Investitionsstau aus den Jahren des Null-Wachstums muss noch weiter abgebaut werden.
Im Bereich der Arbeitsplätze betrifft dies in hohem Maße die Umstellung der Desktop-Plattform mit der dazugehörigen Infrastruktur, als auch die Modernisierung der Collaboration-Tools. Mobile Endgeräte, teilweise auch durch den Nutzer selbst gestellt, müssen integriert werden, um die Produktivität zu erhöhen und die Unternehmen im Wettbewerb um die besten Talente fit zu machen.
Gerade in diese Bereiche haben wir zusätzlich investiert, um der Nachfrage gerecht zu werden und neben zusätzlichen Vertriebsmitarbeitern auch neue Versionen unserer zentralen Produkte an den Start gebracht. Diese eignen sich ideal, um eine moderne, offene und preisbewusste Grundlage für den Erfolg zu legen. Insbesondere aufgrund der geringen Folgekosten (Administrationsaufwand und Hardware-Anforderungen) können wir damit den Kunden einen hervorragenden "return on invest" bieten.

Was kommt 2012 auf Ihr Unternehmen zu?

Kleist: Für uns ist das Jahr 2012 das Jahr des Aufbruchs zu den Wurzeln. Fokus ist die Überschrift, die wir uns dafür selbst gegeben haben. Und da unser Geschäftsjahr schon am 1. November begonnen hat, sind wir schon im Jahre 2012 angekommen, mit dem Fokus auf das, was uns groß gemacht hat: Software für den Kunden aus den Bereichen Collaboration, Endpoint Management, Datei- und Netzwerkservices; bewiesen durch Investitionen in die Bereiche Entwicklung und Vertrieb; sichtbar durch neue Versionen aller zentralen Produkte und Innovationen, mit denen Kunden einfach und sicher ihre Dateien mobil im Zugriff halten und auch anderen autorisierten Personen zur Verfügung stellen können.
Insofern ist 2012 für uns das Jahr der Rückbesinnung, ohne dabei sentimental oder leise zu werden. Ganz im Gegenteil wird es ein Jahr der neuen Sichtbarkeit.

Was werden 2012 die Trends der ITK-Branche sein?

Michael Kleist, Regionaldirektor bei Novell Zentraleuropa
Foto: Novell

Kleist: Wie schon angerissen, werden wir immer stärker sehen, dass die Mitarbeiter selbst bestimmen, womit sie arbeiten. "Bring-your-own-device" (BYOD) nennen die Amerikaner diesen Trend. Dies bedeutet in vielerlei Hinsicht eine große Herausforderung für die ITK-Branche, da es sich nicht um hoch standardisierte Geräte handelt. Diese persönlichen Geräte aber entsprechend zu unterstützen und sicher in die eigene Infrastruktur einbinden zu können, ist die Aufgabe, der wir uns stellen müssen. Und das, ohne dem Mitarbeiter sein Gerät "abzunehmen".
Wir können dem Nutzer in Abhängigkeit seines Standorts unterschiedliche Rechte und Pflichten geben und ihm mit unseren Collaboration, Datei- und Netzwerkdiensten angepasste Interfaces zur Verfügung stellen, die optimal zu seinem Arbeitsgerät und seiner Arbeitsweise passen.
Der Trend der eigenen Geräte setzt sich fort bei der Wahl der Werkzeuge. Mitarbeiter wollen nicht nur in starren Kommunikationskorsetts miteinander arbeiten, sondern suchen bewusst auch die Beteiligung der vermeintlich Projektfremden. Denn nicht die Zuordnung zu einem Projekt bestimmt die Expertise, sondern die Erfahrung und Kreativität. Hier spielen soziale Netzwerke und unstrukturierte Kommunikation eine wichtige Rolle, um Innovationen zu fördern. Gleichzeitig sollen Informationen nicht das Unternehmen verlassen. Genau diesem Trend tragen wir Rechnung. Es bedarf nicht mehr als eines Browsers um "dabei zu sein", und gleichzeitig bestimmt der Projektverantwortliche selbst, wer worauf Zugriff hat. Daraus ergibt sich ein spannendes Tandem, welches traditionelle und neue Welt miteinander verbindet. Jeder Nutzer kann seine gewünschte Umgebung nutzen, die Daten sind aber weiterhin an einem zentralen Ort gespeichert.
Ein weiterer großer Trend ist ohne Frage Cloud Computing. Bestimmte Dienste können nutzungsabhängig bezogen und bezahlt werden, und ein Cloud-Provider kümmert sich um die Abrechnung und die sichere Infrastruktur dahinter. Die Grenze zum klassischen "Hosting" ist dabei nicht scharf umrissen, sondern abhängig von gewünschten Services und Standards/Individualanforderungen fließend. Hier kommt es darauf an, im Vorfeld seinen Bedarf zu definieren, der insbesondere auch die langfristigen Aspekte beleuchtet. Zum Beispiel E-Mail: Was passiert, wenn der Cloud-Provider seinen Service einstellt? Wie ist die teilweise gesetzlich geforderte Archivierung gelöst? Was passiert gegebenenfalls. bei einer Re-Integration oder einem Provider-Wechsel mit den Daten? Dies zeigt, dass es sich bei der Überlegung grundlegende Services "in die Cloud" zu bringen, nicht so einfach "mal ausprobieren lässt", sondern eine umfassende Planung der Schlüssel zur erfolgreichen Cloud-Nutzung ist. (rw)

Weitere Statements bedeutender Persönlichkeiten aus der ITK-Branche zu den Aussichten für 2012 finden Sie hier:

So wird 2012
Tanja Bartsch, Manager Channel Sales DACH bei Brocade: "Die Cloud-Ära bietet Resellern und Distributoren neue Chancen und neue Herausforderungen"
Gerhard Schulz, Executive Managing Director bei Ingram Micro: "Vor ein paar Wochen hätte ich die Frage nach den Aussichten 2012 wahrscheinlich noch optimistischer beantwortet. Mit Blick auf die Analysten der IDC, die die Wachstumsprognosen für 2012 deutlich zurückgestuft haben und sich nur noch im einstelligen Bereich bewegen, bleiben wir dennoch positiv gestimmt."
André Lönne, Executive Director bei HTC DACH: "Der Trend des „Mobile Shift“ bei Smartphones und Tablets, d.h. die zunehmende Verlagerung von Services und Diensten vom PC auf das Smartphone, wird sich auch in Zukunft verstärkt bemerkbar machen."
Torsten Belverato, Vorstandsvorsitzender B.com Computer AG: "2012 wird für uns weiterhin das Jahr des Feinjustierens. Wir haben besonders in den letzten zwei Jahren ein starkes Umsatzwachstum hingelegt. Im laufenden Geschäftsjahr, das Mitte 2012 endet, wollen wir überwiegend unsere Strukturen überprüfen und weiter anpassen. Es ist eine kleine Verschnaufpause bei der Umsatzentwicklung angesagt. In der zweiten Jahreshälfte werden wir dann gut aufgestellt neue Umsatzziele anpeilen und möchten auch unsere Kundenbasis besonders im Systemhausbereich vergrößern".
Cancom-Chef Klaus Weinmann: "2012 könnte es unter Umständen zu einer geringen Abschwächugn der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung kommen"
Stephan Wippermann, Vice President Geschäftspartnerorganistation & Mittelstand, IBM Deutschland: "Im Channel allgemein sehe ich den klaren Trend zu Managed Service Provider, also Systemhäuser, die dem Kunden IT-Dienstleistungen anbieten und diese für ihn betreiben."
Ansgar Licher, Geschäftsführer der LWsystems GmbH & Co. KG: "Ganz klar wird das Thema Cloud Computing und Software as a Service (SaaS) eines der wesentlichsten Themen in 2012 sein."
Thomas Mammitzsch, Regional Director Commercial Central Europe von Netgear:"Investitionen sind nun zwingend, um Netzwerke und Anwendungen instand zu halten."
Carsten Heidbrink, Direktor Partnergeschäft Cisco Deutschland: "Trotz Eurokrise und wirtschaftlich-politischen Unsicherheiten schätze ich die ITK-Branche als stabil ein und rechne für das Jahr 2012 mit einem Positivtrend und wachsenden Umsätzen."
Dennis Monner, Vorstandsvorsitzender bei der GateProtect AG: "Der Trend wird Security und Mobilität sein. Innerhalb von Security wird der klare Trend "Managed Security" sein."
Jan Schneider, Sales Director bei der Asus Computer GmbH: "Spannend bleibt nach wie vor der Tablet-Bereich. Microsoft wird mit Windows 8 sicherlich neue Impulse geben und frischen Wind in dieses Marktsegment bringen."
Oliver Tuszik, Computacenter: "2012 wird das Wachstum schwächer ausfallen als 2011"
Gabriele Pohl, Channel Sales Direktorin bei HP PSG: Durch Technologien wie Cloud Computing entstehen für die Fachhändler nun zusätzliche Potenziale, neben der Hardware auch die passenden Services anzubieten und Kundenbeziehungen durch eine individuelle Beratung und Dienstleistungen zu festigen.
Bernhard Fauser, Global Accounts Sales Director Lenovo: "Die beiden größten Aufgaben sind sicherlich die Ausweitung des Consumergeschäft und des SMB Bereiches."
Michael Heidemann, Head of Marketing Mobile bei der LG Electronics Deutschland GmbH: "Kunden wünschen mehr Smartphones in allen Preisbereichen, von günstigen Hardware Only Smartphones bis hin zu Premium Design Smartphones mit Dual Core Prozessor."
Olaf Sepold, Director Sales & Marketing bei der OKI Deutschland GmbH: "Die Themen wie Cloud Computing, Mobility oder Social Media werden sicher auch in 2012 eine gewichtige Rolle spielen. Was unser Marktsegment angeht, so sehen wir den MPS-Markt im kommenden Jahr weiter signifikant wachsen. Insbesondere der Mittelstand wird bei der Suche nach weiteren Stellschrauben für ein wirtschaftlicheres Arbeiten zunehmend auf MPS-Lösungen aufmerksam. Darüber hinaus wird natürlich auch die Entwicklung und Bereitstellung ökonomisch und ökologisch leistungsfähiger und nachhaltiger Hardware weiter vorangetrieben. Das spiegelt sich bei uns nicht nur in der Produktentwicklung wider - etwa dem Fokus auf besonders energieeffiziente Geräte - sondern auch im Herstellungsprozess an sich."
Michelle Stonebank, Symantec: " Die Veränderungen innerhalb der IT werden auch 2012 der Branche keine Verschnaufpause gönnen"
Daniel Sjoberg, VP Strategy, Business Development bei Level 3 Communications: "Wir sehen einen Anstieg im Bedarf an Bandbreite aufgrund des kontinuierlichen Wachstums des Internets als Medien- und Kommunikationsplattform."
Walter Denk, Vice President und General Manager bei Comparex Deutschland: "Die ITK-Branche und insbesondere der Channel werden sich im nächsten Jahr aufgrund der gesteigerten Anforderungen der Hersteller an die Systemhäuser weiter konsolidieren."
Barbara Wittmann, General Managerin von Dell Deutschland: "Dell wird sich auch in 2012 weiter in Richtung eines Anbieters umfassender IT-Lösungen und -Services und für Unternehmen aller Größenordnungen entwickeln. Auch unser Geschäft mit dem Channel werden wir im kommenden Jahr verstärkt ausbauen."
Stefan Brotzler, Datalog: "Die Konsolidierung bei den Anbietern von Software und Services wird fortschreiten"
Michael Kleinemeier, Geschäftsführer von SAP Deutschland und Regional President SAP DACH: "Auch unser Partnernetzwerk wird kontinuierlich ausgebaut werden. Wir wollen neuen Partnern den Einstieg ins SAP Geschäft deutlich erleichtern und einen noch flexibleren Rahmen geben als bisher, sowie die Spezialisierung fördern, damit Partner mit uns gemeinsam wachsen und investieren können. Wichtige Bereiche für die Zusammenarbeit mit Partnern sind dabei natürlich auch die Innovationsschwerpunkte Mobility, Cloud Computing, Analytics und In-Memory."
Gregory Thurgood, Geschäftsführer bei der CBC ComputerBusinessCenter GmbH: "Der Trend wird definitiv noch stärker zu Mobile Computing gehen."
Rainer Liedtke, Senior Regional Sales Manager DACH bei Red Hat: "Cloud Computing, aber auch Themen wie IT-Security und Compliance werden im nächsten Jahr das größte Interesse auf sich ziehen."
Jürgen Unger, Vorstand der Komsa AG: "Die Zeiten von Smartphones & Co, mobilem Internet und Vernetzung von IT, UE und TK werden sich beschleunigt fortsetzen. Gegenläufig dazu wird sich nach jüngsten Analysen führender Wirtschaftsinstitute die allgemeine wirtschaftliche Lage entwickeln. Schwächt sich diese ab, hat das zumeist lineare Auswirkungen auf den Konsum und damit auch auf den Absatz von IKT-Waren."
Ralf Gegg, Partner Director VMware CEMEA: "Das Jahr 2011 war dominiert von der Diskussion um Cloud Computing - inzwischen das Top-Thema bei CIOs. Wir gehen davon aus, dass Cloud Computing auch das Jahr 2012 bestimmen wird. Die Beratungshäuser, Systemintegratoren und Service Provider haben derzeit volle Auftragsbücher wie schon lange nicht mehr. 2012 wird sich dieses Wachstum sicherlich noch eine Weile fortsetzen, allerdings mit etwas gedrosselter Geschwindigkeit."
Uwe Bauer, Vorstand der Tk-Fachhandels-Kooperation aetka: "Smartphones und Tablets werden weiter den Markt erobern und wir können das aktiv treiben."
Markus Mertes, Director Consumer Business bei Panda Security: " Da Mobilität zur Norm geworden ist, ist eine hohe Performance und Zuverlässig mobiler Geräte eine Notwendigkeit."
Wilfried Thom, Geschäftsführer Acer Deutschland: "Ultraportable Geräte werden ganz im Mittelpunkt des Interesses stehen."
Günther Schnitzler, President und Geschäftsführer der Konica Minolta Business Solutions Deutschland GmbH: "Insgesamt wird das Wachstum eher moderat ausfallen. Dabei werden die einzelnen Wachstumsraten für die Bereiche Hardware, Software und Services unterschiedlich ausfallen. Die höheren Werte gibt es vermutlich bei letzteren. Es fällt allerdings schwer, die Einflüsse der sogenannten 'Eurokrise' abzuschätzen. Hier besteht eine nicht zu unterschätzende Unbekannte."
Gerd Holl, Reginal General Toshiba Europe GmbH: "Dauerbrenner wie Tablets, die Neulinge „Ultrabooks“ und das Thema „Digital Services“- wie beispielsweise Dienste in Kombination mit Content über Toshiba Places werden auch in 2012 im Fokus stehen."
Oliver Kuhlen, Sales- und Marketing Director ISP bei der LG Electronics Deutschland GmbH: "Stichwort: brillenloser 3D-Monitor."