"Da ist keine Einheit entstanden, die wir fürchten müssten", äußerte sich zu der DMS-Fusion Karl-Heinz Mosbach, Geschäftsführer der ELO Digital Office GmbH. Dabei ist Ixos bereits der zweite deutsche DMS-Anbieter, den Open Text innerhalb von zwei Monaten übernommen hat. Ende August gaben nämlich die Kanadier bekannt, Gauss Interprise zu schlucken.
Während der erste Kauf Open Text etwa elf Millionen US-Dollar kosten wird, liegt das Angebot für das Münchener Softwarehaus bei 199 beziehungsweise 223 Millionen Euro, je nachdem, ob Ixos-Aktionäre bar oder mit Open-Text-Anteilen ausgezahlt werden. "Das ist kein guter Preis", meint dazu Mosbach.
Auch sonst hält der schwäbische Unternehmer nicht allzu viel von der Fusion. "Sowohl Ixos als auch Gauss sind Anbieter von Archivierungslösungen; das sind immer noch keine ausgereiften Dokumenten-Management-Systeme." In der Tat ist Ixos mit der eigenen Archivsoftware vorwiegend im SAP-Umfeld tätig gewesen, während Gauss laut Mosbach in USA seinen Schwerpunkt hatte.
Heiße Phase im Konsolidierungsprozess
Etwas neutraler beurteilt das ganze Ulrich Kampffmeyer, Geschäftsführer der Project Consult GmbH: "Mit Ixos hat sich Open Text ein Filetstück aus dem Markt geangelt. Nun muss das Unternehmen zunächst einmal eine Produktkonsolidierungsrunde einlegen." Es gelte, so unterschiedliche Bereiche wie Web-Content-Management, Archivierung, DMS, Workflow, Groupware und Wissensmanagement unter ein Dach zu bringen. "Da werden einige Produkte auf der Strecke bleiben", so Kampffmeyer.
Ein Ende der Konsolidierung im DRT-Markt (Document-Related-Technologies) sieht der Analyst aber noch keinesfalls: "Mit der Übernahme von Ixos durch Open Text und den noch wesentlich größeren Deal zwischen EMC und Documentum ist dieser Markt lediglich in eine heiße Phase eingetreten." Laut Kampffmeyer hat sich nun die führende Gruppe mit IBM, EMC, Filenet und Open Text von den kleineren Anbietern abgesetzt. Lediglich Microsoft und Oracle hätten noch eine Chance, zu dem Spitzenquartett aufzuschließen.
Zahl der Anbieter im Web-Content-Bereich nimmt ab
Auch der Markt für Web-Content-Management-Systeme steht noch vor einer schmerzhaften Konsolidierung. Diese Meinung vertraten auch die auf der Systems vertretenen Anbieter derartiger Websoftware. Deren Anzahl nahm gegenüber dem Vorjahr merklich ab, eine bisher feste Größe wie Tridion kam gar nicht nach München. Kurz nach der Cebit musste dieses Unternehmen gar Personal abbauen; seit April dieses Jahres gibt es einen neuen Deutschland-Chef (Jürgen Heyken), und Ende August löste Roland Slot, Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender von Tridion, Jos Dikhoff als Chief Executive Officer (CEO) ab.
Auch andere Content-Management-Spezialisten müssen offenbar kleinere Brötchen backen. Der bisher stets mit einem eigenen Stand auf der Systems vertretene DMS- und Connectivity-Anbieter Hummingbird ist dieses Jahr bei Red Dot untergekommen. Der niedersächsische Hersteller von Software für Web-Content-Management dokumentiert mit dieser Maßnahme seine verstärkte Kooperation mit Hummingbird. Vor einem Monat auf der DMS-Expo in Essen war nämlich Red Dot im Gegenzug bei den Kanadiern untergeschlüpft.
Keine weitere Fusion in Sicht
"Es ist eine reine Vertriebs- und Marketing-Partnerschaft", betonte Uwe Weimer, General Manager Central Europe bei Hummingbird, auf der Systems. "Eine Fusion beider Unternehmen sei derzeit wenig sinnvoll, arbeiten doch alle zwei derzeit hoch profitabel." Auch Eckhard Voigt, Vertriebsleiter bei der Red Dot Solution AG, hält wenig von einem näheren Zusammenrücken der Softwarehersteller: "Dazu hängt doch unser Chef und Firmengründer Niels Metger viel zu stark an seinem Unternehmen." Dennoch, ganz ausschließen konnten die Manager eine mögliche Fusion nicht.
Meinung des Redakteurs
Der Markt für Web-Content-Management-Systeme (WCM) und Dokumenten-Management-Systeme (DMS) befindet sich mitten in einem schmerzhaften Konsolidierungsprozess, dessen Ende noch nicht abzusehen ist. Das Ganze erinnert ein wenig an die Situation in der ERP-Branche vor fünf Jahren. Damals begann dort die bis heute anhaltende Marktbereinigung. Mittlerweile gibt es nur noch drei große ERP-Anbieter: SAP, Microsoft und Oracle. Die DMS-Branche ist ebenfalls auf dem Weg dahin.