Disti-Vergleicher IT-Scope: Fazit nach drei Monaten

21.03.2006
Die Telefone liefen heiß bei IT Scope, nachdem der ComputerPartner-Artikel über das damals frisch auf den Markt getretene Unternehmen im November 2005 erschienen war.

Die Telefone liefen heiß bei der Preisvergleichsplattform IT Scope, nachdem der ComputerPartner-Artikel über das damals frisch auf den Markt getretene Unternehmen im November 2005 erschienen war.

Während sich viele Fachhändler, Systemhäuser und auch kleinere Distributoren für eine Zusammenarbeit mit dem Dienstleister interessierten, gab es bei einigen Grossisten Aufklärungsbedarf.

Etwas zu forscher Marktauftritt

Denn IT Scope bietet seit Mitte 2005 zahlenden Wiederverkäufern mit dem "Marketviewer" eine Software an, die über 200.000 Produkt- und Preisdatensätze von 120 Distributoren zur Verfügung stellt - und das, ohne sicherzustellen, dass alle Verantwortlichen der Grossisten darüber informiert worden waren.

So gaben sich Tech Data und Ingram Micro über das forsche Auftreten des jungen Unternehmens ziemlich entrüstet, und Actebis Peacock hatte sich sogar von der IT Scope-Liste streichen lassen. "Es gab damals Versäumnisse bei der Kommunikation", räumt der Vertriebsleiter von IT Scope, Alexander Kiffe, ein, betont aber zugleich, dass dies mittlerweile nachgeholt worden sei.

Das lässt sich zumindest im Fall Actebis Peacock bestätigen: Auf Nachfrage erklärte Guido Wirtz, bei Actebis Peacock für E-Commerce verantwortlich, dass eine Zusammenarbeit mit IT Scope sogar bald schon möglich sei, wenn das junge Unternehmen einige technische Voraussetzungen erfüllt habe.

Von Tech Data und Ingram Micro waren zwar keine eindeutigen Stellungnahmen zu erhalten, dennoch: Kiffe von IT Scope versichert gegenüber ComputerPartner, dass man derzeit mit den Broadlinern über eine einvernehmliche Zusammenarbeit verhandle. Im Marketviewer finden sich nach wie vor ihre Daten.

Kundenzahl verdoppelt

Dem Andrang seitens der Fachhändler tat der etwas zu schnelle Marktauftritt des Dienstleisters kaum Abbruch: IT Scope hatte im November 2005 rund 80 Fachhändler auf der Kundenliste.

Inzwischen sind es 170 Wiederverkäufer, die die Datenbank gegen Bezahlung nutzen und rund 250 Unternehmen, die sich gerade in einer kostenlosen Testphase befinden. Und das, obwohl IT Scope die jährliche Gebühr 2006 von 150 auf 250 Euro für die Einzelplatzversion angehoben hatte.

Mit dem Marketviewer lassen sich die zugehörigen Distributoren, Versandkosten, Verfügbarkeit, und technische Informationen zu einem Produkt abrufen - und nach Eingabe der individuellen Kundendaten in den meisten Fällen sogar der individuelle Preis (andernfalls die Listenpreis).

Das Updating findet je nach Wichtigkeit der Anbieter auch mehrmals täglich statt. Die Ergebnisse lassen sich zum Beispiel nach Höhe des Preises auflisten. Kiffe betont, dass IT Scope dabei keinen Einblick in die individuellen Daten erhält.

Eine seit Januar angebotene Netzwerkversion ermöglicht Marketviewer, jetzt auch auf Basis einer SQL-Datenbank innerhalb eines Firmennetzes zu nutzen. Die Gebühr hierfür beträgt rund 350 Euro pro Jahr.

IT Scope plant, im März 2006 eine Warenkorbfunktion zur Direktbestellung bei den Distributoren zu implementieren, ähnlich wie man sie bereits in der Beschaffungs-Software "COP" von Marktbegleiter Ad-fontes finden kann. ComputerPartner erfuhr von verschiedenen Anwendern, dass eine solche Direktbestellmöglichkeit neben einer Export-Schnittstelle für Warenwirtschaft oder einem Online-Shop die meist ersehnte Funktion ist.

Meist positive Resonanz

Ansonsten waren sich die befragten Fachhändler und Systemhaus-Mitarbeiter ziemlich einig, was den Nutzen von Marketviewer angeht. So meint etwa Norbert Meier vom Gredinger IT-Dienstleister CTK GmbH: "Wir verwenden den Marketviewer täglich, um individuelle Kundenanfragen schnell beantworten zu können. Er erspart uns viel Zeit bei der Recherche."

Christoph Fietze, Vertriebsmitarbeiter der Sulinger Computersysteme KRK, meint gar: "Auf dieses Tool haben wir einfach gewartet. Vor allem für die Recherche nach Nischenprodukten ist es sehr nützlich." Ein weiteres Ergebnis der ComputerPartner-Erhebung:

Vier von fünf befragten Händlern haben durch den Marketviewer sogar schon bei einem neuen Distributor bestellt - wegen der günstigeren Preise oder besserer Verfügbarkeit, wenn auch manchem der bürokratische Aufwand für diese Lieferantenerweiterung als sehr hoch erschien. "Man muss Glück haben, dass es bei dem neu gefundenen Distributor unbürokratisch zugeht", meint Alpay Mutu vom Nürnberger EDV-Händler Kamikazze Systems.

So haben sich auch die drei Verantwortlichen von IT Scope, Benjamin Mund, Stefan Reger und Alexander Kiffe zum Ziel gesetzt, ihr Unternehmen weg von der "Insellösung Marketviewer" (Reger) zu einem umfangreichen Webservice-Anbieter für den Fachhandel umzugestalten.

Sie planen, noch in diesem Jahr Schnittstellen für Onlineshops und ERP-Software anzubieten sowie die Kontaktaufnahme zu den Distributoren zu erleichtern. "Es gibt immer eine Nachfrage nach Drittanbietern und kleineren Distributoren, die wollen wir bedienen, indem wir für mehr Transparenz am Markt sorgen", sagt Stefan Reger und fügt hinzu: "Eigentlich wollen wir nichts anderes machen, als den Händlern die Arbeit abzunehmen." (aro)