Systemhauskongress "Chancen 2016", 26.-27. August

Digitalisierung mischt den Channel auf

22.08.2015 von Regina Böckle
Was bedeutet das Schlagwort der "digitalen Transformation" ganz konkret für das Geschäft von Systemhäusern und IT-Dienstleistern? Dieser Frage geht der Der Systemhauskongress "Chancen 2016" auf den Grund und zeigt auf, wo die Risiken - und vor allem die Chancen für die Partner liegen.

Schon wieder ein neues Buzz-Wort, an dem Medien und Analysten jetzt ihre realitätsfernen Phantasien austoben? Weit entfernt von den Alltagsproblemen der Anwender und den Anforderungen von IT-Leitern kleiner und mittelständischer Unternehmen? Oder stecken wir schon mitten in dieser "digitalen Transformation"? Und wenn ja: Was bedeutet das konkret für meine Kunden und mich?

Letztlich muss zwar jedes Systemhaus diese Fragen für sich beantworten. Der Systemhauskongress "Chancen 2016" kann dazu aber eine Orientierungshilfe geben.

Denn hier werden unterschiedliche Aspekte derTransformation in verschiedenen Szenarien und Bereichen aufgezeigt: Systemhäuser, Service Provider und Anbieter beleuchten die Digitalisierung zum einen thematisch mit den Schwerpunkten Printing, Cloud und Managed Services, Enterprise Mobility & Workplace der Zukunft, Big Data / Internet of Things sowie Security.

Der Kongress bietet auch die ideale Plattform, Erfahrungen auszutauschen und viele Gelegenheiten zum Netzwerken.

Zum anderen schildert der Kongress an vielen Beispielen, wie sich der digitale Wandel auf die Organisation, auf die kaufmännische Seite, auf die Unternehmenskultur und die Strategie der Systemhäuser selbst auswirkt.

"Wir sind am Anfang von anders"

Eines dieser Beispiele ist das Unternehmen Beck et al. Services, das den Wandel vom klassischen IT-Services-Anbieter hin zum vernetzten Unternehmen bereits vor neun Jahren angepackt und inzwischen gemeistert hat. Siegfried Lautenbacher, Geschäftsführer Beck et al. Services, wird in seinem Vortrag berichten, welche Stationen und Hürden sein Unternehmen auf dieser Reise überwinden musste - und welche Chancen sich daraus ergaben. Dabei geht er vor allem auf das Zusammenspiel von Geschäfts- und Organisationsmodell ein.

Lautenbacher ist überzeugt: "DieDigitale Transformation fordert ihren Tribut. Wir müssen unsere Arbeit neu gestalten", und er warnt: "Mit zu den ersten Opfern der Digitalen Transformation zählen IT-Services-Anbieter und Systemhäuser, die sich nicht selbst schnell genug verändern." Denn die Digitalisierung greife das klassische Geschäftsmodell auf den unterschiedlichsten Ebenen radikal an. "Everything as a service führt dazu, dass große Teile des bisherigen Umsatzes von Systemhäusern jetzt von den Herstellern selbst oder Cloud Providern abgegriffen werden", stellt der Manager klar.

IDC-Umfrage zu digitaler Transformation in deutschen Unternehmen
Digitale Transformation
Beobachter erwarten, dass bestimmte Prozesse in Fabriken und Büroumgebungen digitalisiert werden. Doch in welchem Umfang das geschehen mag, ist bisher noch schwer abzuschätzen. Der Marktforscher IDC hat hierzu im Februar 2015 branchenübergreifend die Manager und CIOs von 251 deutschen Unternehmen aller Größen befragt.
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Stichwort digitale Transformation: So definieren deutsche Unternehmen ihr Geschäftsmodell.
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Die fünf wichtigsten IT-Themen der nächsten zwei Jahre.
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Diese Themen sind für deutsche Unternehmen besonders relevant.
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Diese unternehmensinternen Herausforderungen stehen für Unternehmen ganz oben auf der Liste.

"Raus aus dem Trott" - Platz für Innovationen

Eine Erfahrung, die Beck et al. bei der Transformation im eigenen Unternehmen wiederholt machte, beschreibt Lautenbacher so: "Um Innovationen umsetzen zu können, ist Verlernen oft wichtiger als Lernen." Wie Systemhäuser in ihrem Unternehmen diese notwendigen Innovationen fördern können, zeigt der Vortrag von George von Staden am zweiten Kongresstag ebenfalls an konkreten Beispielen.

Seiner Ansicht nach behindern hierzulande vor allem konservative Strukturen die Entwicklung wirklich bahnbrechender Neuerungen. Erschwerend wirke sich außerdem aus, dass deutsche Unternehmen lieber auf die Verbesserung des Bestehenden als auf neue Ideen setzten. Von Staden beschreibt Wege, wie sich Firmenlenker aus dieser Starre befreien können.

Der erfahrene Manager berät und begleitet seit 15 Jahren hinter den Kulissen weltweit große und mittelständische Unternehmen wie Apple, Boeing, die BMW Gruppe, MAN, Philips, WITA und das Europäische Patentamt. Sein Vortrag eröffnet den Teilnehmern einen spannenden, tiefgehenden und gleichzeitig äußerst unterhaltsamen Blick über den Tellerrand des hiesigen Marktes hinaus.

PAC und Freudenberg IT: IT Innovation Readyness Index
Index der Innovationsfreudigkeit
Die Analysten von PAC und der Dienstleister Freudenberg IT haben sich gemeinsam die Innovationsfähigkeit deutscher Unternehmen angesehen und einen Index erstellt. An der Studie haben rund 130 IT-Entscheider und Produktionsleiter mittelständischer Fertigungsunternehmen in Deutschland teilgenommen.
Status Quo in der Fertigung
Die deutsche Fertigungsindustrie erhält in diesem Jahr einen Wert von 5,4. Im Vorjahr lag er noch bei 4,9. Allerdings reicht die Skala bis 10.
Mittelstand kommt voran
Industrie 4.0 sei im Mittelstand angekommen, schreiben die Studienautoren. Doch nicht in allen Punkten gibt es gegenüber der Vorjahresstudie Verbesserungen.
Ablehnende Haltung aus der Fertigung
40 Prozent der Unternehmen aus der Fertigung lehnen Cloud Computing immer noch ab.
Rund um Mobile
Mobile Device Management ist für die Befragten punktuell ein Thema. BYOD (Bring your own Device) wird noch stiefkindlich behandelt.
Big Data mit Nachholbedarf
In puncto Big Data sehen die Studienautoren Nachholbedarf.
3D-Druck
Zu 3D-Druck und Augmented Reality haben die deutschen Unternehmen noch keine klare Position gefunden.

Impulsgeber für Vertrieb und Service

Einem weiteren Aspekt der digitalen Transformation und dessen Auswirkungen für Systemhäuser widmen sich die Keynotes von Michael Reiserer, Geschäftsführer der Michael Reiserer Beratungsgesellschaft, und von Systemhaus-Chef Sven Wulf, Geschäftsführer der Schneider & Wulf EDV-Beratung.

Michael Reiserer beleuchtet im interaktiven Austausch mit den Teilnehmern, warum und wie sich Vertrieb und Kundenakquise bei Systemhäusern radikal ändern und mit welchen neuen Wettbewerber sie sich auseinandersetzen müssen.

Sven Wulf gewährt einen Einblick in die Schatztruhe seines Unternehmens und verrät, wie Schneider & Wulf Unternehmensprozesse für Kunden zu einem positiven IT-Erlebnis macht und wie man mithilfe von Big Data Analytics die Beziehung zwischen dem Kunden und der IT verändern kann.

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Steuern statt rumrudern: Wie funktioniert Führung?

Irgendjemand muss den Wandel im Systemhaus auch anstoßen - und federführend begleiten. Gelingt das schon?
Olaf Kaiser greift diese Frage auf und wendet sich gleich an das Publikum: "Wie leiten Sie Ihr Unternehmen?" Im weiteren Verlauf seiner Keynote verhilft er den Teilnehmern des Kongresses zu einer Beurteilung ihrer individuellen Situation am Markt. Er zeigt auf, welche vier Themenfelder für ihre zukünftige Entwicklung wesentlich sind und welcher Typ Systemhaus-Chef mehr Erfolg hat und warum.

Keine Frage: Zum Thema Unternehmensführung und strategische Planung gibt es bereits zahllose Bücher, Vorträge und Seminare. Diesen Vortrag sollten sich Systemhäuser trotzdem nicht entgehen lassen. Warum? "Weil viele dieser Leitfäden und Tipps nicht für den mittelständischen Systemhaus-Chef verfasst wurden", sagt Kaiser. "Das unterscheidet sie von meinen Vortragsinhalten, die auf dem permanenten Dialog mit Systemhäusern basieren und diese mit allgemeinen Strategiemethoden verbinden."

Was aber machen Mitarbeiter im gehobenen Management? Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Steuermann und Crew?

Dieser Frage geht Frank Roebers, iTeam-Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender der Synaxon auf den Grund. Sein Vortrag: "Führen im Spannungsfeld von Hierarchie und Selbstorganisation" durchleuchtet das Spannungsfeld zwischen "Co-Piloten" und "Piloten", das es nicht nur im Cockpit, sondern in jedem Unternehmen gibt.
Zu steile Hierarchien erzielen katastrophale Ergebnisse. Ganz ohne geht es aber auch nicht. Roebers zeigt, worauf es ankommt, um die richtige Balance zu finden.

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Alle Macht den Anwendern - und die Sicherheit?

Eines der Kernthemen der digitalen Transformation ist der wachsende - wenn nicht gar bestimmende - Einfluss der Anwender auf die IT. Neudeutsch wird oft von der "User Centric IT" - benutzerorientierte IT - gesprochen. Apps und Cloud sind vom Anwender nur einen Wimpernschlag entfernt - und sie werden genutzt.

Der Haken: Immer, wenn Anwender auf ein vernetztes System treffen, entstehen gefährliche Angriffspunkte für Hacker - und im schlimmsten Fall rechtliche Probleme für Hersteller und Kunden. Hacking- und Sicherheitsexperte Pierre Tempel analysiert in seinem Vortrag die brandheißen Probleme und Lösungen mit Live Hacking und Statistiken zum Umgang mit Clouds.

Tempel deckte bereits vor Jahren einige spektakuläre Hackerangriffe und Sicherheitslücken bei sehr großen Unternehmen auf, unter anderem bei einem großen Automobilhersteller.

Häufigste Ursache für hoch sensible Sicherheitslücken: "Der Anwender weiß nicht, was ihn nun vor wem schützt und was er tatsächlich braucht. Leider fehlt dieses Wissen auch bei einigen Personen, welche Führungspositionen besetzen, erschreckenderweise sogar IT-Führungspositionen", so die Erfahrung Tempels.

Mobile Security – die größten Defizite der Unternehmen

Mit Datenschutz und Datensicherheit kennen sich die Befragten laut eigenen Angaben aus. Doch es fehlt an spezifischen Kenntnissen zu mobilen Apps.

Funktionalität ist das entscheidende Auswahlkriterium bei der App-Auswahl.

Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen weist kein explizites Budget für IT-Security aus.

In den Sicherheitskonzepten der Unternehmen spielen mobile Aspekte häufig keine Rolle.

Und jetzt? Rein ins Geschäft

Auf dem Chancen-Kongress bleibt es jedoch nicht nur bei der Theorie. Wie Systemhäuser mit den Kernthemen der digitalen Transformation- Managed Services, Cloud, Printing Services, Mobile Enterprise, Security, Big Data Analytics und Internet of Things- auch Geschäft machen können, wird dort ebenfalls präsentiert.
Bechtle-Manager Richard Einstmann beispielsweise gewährt Einblick in die ersten Projekte aus dem Industrie 4.0-Lab, Bizteam-Geschäftsführer Anton Braun skizziert, wie das Unternehmen den Weg vom Systemhaus zum Service Provider gemeistert hat. Und SanData-Manager Ragnar Tanase beschreibt, wie das Unternehmen seinen Service Delivery verbesserte. Rund 30 weitere Best Practice Vorträge und Workshops bringen den Besuchern nahe, wie sie aus all diesen Themen margenstarkes Business generieren.

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Märkte und Macher in Deutschland

Vorgestellt werden außerdem die Highlights der gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut IDC umgesetzten Studien zum IT-Markt. Sie beleuchten vor allem die Punkte, bei denen die Erwartungen und Pläne der Anwender und die Einschätzung der Systemhäuser am stärksten differieren und wo sie sich decken.

Und selbstverständlich lüften die IDG-Publikationen ChannelPartner und Computerwoche auch das Geheimnis, welche Systemhäuser sich 2015 als die Besten behaupten konnten.

Zum Video: Digitalisierung mischt den Channel auf