Angesichts der schieren Unmöglichkeit, ein Präsenz-Event durchzuführen, hat der VAD schnell entschlossen eine digitale Partnerkonferenz organisiert. Diese fand am 29. April 2020 online statt, am Abend davor gab es auch ein digitales "Get-together", bei dem die Teilnehmer zumindest digital per Video mit ihren Bieren anstoßen konnten. Sie mussten dafür auch nicht ihren eigenen Getränkevorrat angreifen, Acmeo hat jedem für dieses Pre-Event angemeldeten Systemhausvertreter zwei Bierflaschen per Post zugeschickt.
Systemhaus 2030 - eine Vision
Die Keynote um 9:00 Uhr am nächsten Tag hielt dann Lars Thomsen. Der Zukunftsforscher hat sich dabei inhaltlich mit dem veränderten Blick auf Innovation durch die aktuelle Covid-19-Pandemie auseinandergesetzt.
Seiner Meinung nach werden sich erfolgreiche Systemhäuser vom klassischen IT-Dienstleister hin zu einem strategischen Coach ihrer Kunden wandeln. Dabei wird das herkömmlicher "Zeit-gegen-Geld"-Abrechnungsmodell durch sogenanntes Value Based Pricing abgelöst. Die glasklare Trennung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer werde in den kommenden zehn Jahren komplett wegfallen - zugunsten einer Wertegemeinschaft, in der die Motivation durch eine gemeinsame Mission definiert ist.
In seiner Keynote überschritt Thomsen des Öfteren die Grenzen der IT und verwies zum Bespiel auf den derzeit stark wachsenden Trend zur Elektromobilität. Ein anderes jenseits der IT liegendes Lieblingsthema des Zukunftsforschers ist "Vertical Farming". In mehrstöckigen Hallen werden aber nicht nur Pflanzen angebaut sondern auch tierische Proteine - nur eben ohne Tiere. "Man wird Fleisch jedweden Geschmacks (Rind, Schwein, Hähnchen oder Lamm) bequem vom Feld ernten können", so Thomsen zum Acmeo-Auditorium.
Nicht ganz so weit in die Zukunft blickte Christian Schneider, Geschäftsführer der Schneider & Wulf EDV-Beratung GmbH & Co. KG, als er seine fünf Thesen für das "Systemhaus 2030" vorstellte. Demnach werde ein IT-Dienstleister in zehn Jahren nicht mehr wettbewerbsfähig sein, wenn er auf die Standardisierung seiner Leistungen und die Automatisierung seiner Prozesse verzichte. Außerdem stellte Schneider die gewagte These auf, dass Systemhäuser im Jahr 2030 keine Techniker mehr benötigen und nur noch mit 70 bis 100 Mitarbeitern erfolgreich am Markt bestehen werden. Was bedeutet dies aber für die Tanker unter den Systemhäusern? Müssen sich Bechtle, Computacenter, Cancom & Co selbst zerschlagen?
In weiteren 24 herstellerunabhängigen Best-Practice-Vorträgen gewährten erfolgreich agierende Systemhäuser und Managed Services Provider den Zusehern Einblicke in ihre Vertriebs- und Geschäftsmodelle, teilten ihre Erfahrungen aus ihrem "Daily Business" mit und erläuterten auch die dabei auftretenden Problemen.
Fabian Mahr, Geschäftsführer der Mahr EDV GmbH, schilderte zum Beispiel, wie sein Systemhaus sogar dreistellig wachsen konnte: "Da war primär auf den Austausch des klassischen Backups gegen die Cloud-basierte Variante zurückzuführen." Hierbei setzt das Unternehmen auf Backup-Audits und konsequente Auswertung definierter Kennzahlen. Zusätzlich hat Mahr EDV ihre Strategie zur Personalakquise grundlegend geändert.
Nicht fehlen durfte auf der Acmeo-Partnerkonferenz natürlich Thoma Feil. Der IT-Rechtsanwalt aus Hannover ging in seinem Vortrag auf die in der Covid-19-Krise veränderten Rahmenbedingungen für das Erbringen von Managed Services ein. Seiner Meinung nach könnten neue Managed Service-Verträge unter den jetzt gegebenen Umständen leichter und schneller abgeschlossen werden. Allerdings wies Feil auch darauf hin, dass in neu geschlossenen Verträgen festgelegt werden sollte, ob Pandemien und ähnliche Krisen-Situationen als höhere Gewalt zu werten sind.
Feedback der Partner durchweg positiv
Einige der Teilnehmer waren im Vorfeld skeptisch, ob eine rein online durchgeführte Veranstaltung ihre Erwartung erfüllen kann: "Ich konnte mir vorher nicht vorstellen, dass eine Online-Partnerkonferenz wirklich funktioniert, Acmeo hat eindrucksvoll bewiesen, dass es sehr gut geht! Hut ab", zieht Mike Bergmann, Gründer & Gesellschafter, Exabyters Betriebs GmbH, sein persönliches Fazit. Sein persönliches Aha-Erlebnis: "Systemhaus-spezifischen Software (Ticketsystem, ERP, Monitoring etc.) wird zum Erfolgsfaktor beim Übergang zum Managed Service Provicer.
Philipp Rieseberg, Geschäftsführer der Rieseberg & Partner GmbH ergänzt: "Die für mein Geschäft wichtigen Impulse konnte ich dank des Online-Formats auch in dieser fordernden Zeit mitnehmen. Die kurzen und spannenden Vorträge gaben mir einen neuen Blickwinkel und inspirieren mich für meinen weiteren Weg."
Managed Services 2020: Kulturwandel im Anmarsch
Für Pascal Lebet von der Schweizer LAN Computer Systems AG ist die Acmeo-Partnerkonferenz die Gelegenheit, sich über Trends und Entwicklungen im Systemhausgeschäft zu informieren, neue Technologien kennenzulernen und ungeschminkten Erfahrungen mit Gleichgesinnten auszutauschen: "Auch wenn wir inzwischen seit mehreren Jahren mit Managed Services unterwegs sind, liegt vielen unserer Produkte und Verträge noch ein Zeit-gegen-Geld-Berechnungsmodell zugrunde. Ich werde mich in Zukunft insbesondere mit der Frage beschäftigen, wie wir unseren Wert für den Kunden genauer beziffern können (Value-Based Pricing)."