IT-Battle zum digitalen Bezahlverfahren MyWallet der Telekom

Digitale Brieftasche mit Schwächen

26.05.2014 von Jürgen Hill und Christian Vilsbeck
Mit MyWallet prescht die Telekom als einer der großen Player in Deutschland in Sachen digitales Bezahlen auf NFC-Basis voran. Die Redakteure Christian Vilsbeck und Jürgen Hill analysieren im Streitgespräch Vor- und Nachteile der digitalen Telekom-Brieftasche MyWallet.

Versuche, digitale kontaktlose Bezahlverfahren in Deutschland zu etablieren, gab es in der Vergangenheit schon Viele. Doch meist kamen die Ansätze über das Pilotstadium nicht hinaus oder scheiterten an der geringen Zahl der Akzeptanzstellen sowie dem mangelnden öffentlichen Interesse. Letzteres konnten zumindest Google mit seinem Wallet, PayPal mit Beacon, Mastercard mit PayPass oder Visa mit Paywave erlangen.

Schnell und bargeldlos bezahlen - das verspricht die Telekom mit dem NFC-basierenden MyWallet.
Foto: Deutsche Telekom

Girocard mit NFC - kaum Erfolg

In Deutschland herrschte diesbezüglich bisher eher Funkstille. Zwar stattet etwa die Lufthansa ihre Kreditkarten mit NFC zum kontaktlosen digitalen Bezahlen aus und die Sparkassen ihre Girocard - beim Verbraucher besser als EC-Karte bekannt. Ein Erfolg blieb den Systemen bislang jedoch auf breiter Front verwehrt. Zum einen weil die Protagonisten ihre Systeme nicht entsprechend bewarben und die Kunden informierten, zum anderen weil sofort teilweise unreflektierte Berichte über angebliche Sicherheitsrisiken der verwendeten NFC-Technik (Near Field Communications) die Runde machten und die Verbraucher verunsicherten.

Telekom-Alternative MyWallet

Per Kurzstreckenfunken werden die Daten übermittelt.
Foto: Deutsche Telekom

Dies will die Telekom nun in Deutschland mit ihrem MyWallet genannten System ändern. Damit soll das Handy zur digitalen Brieftasche mutieren. Hierfür hat sich die Telekom mit Giesecke & Devrient und Mastercard zwei schwergewichtige Partner ins Boot geholt. Giesecke & Devrient soll mit der NFC-fähigen SIM-Karte SkySIM CX das zentrale Sicherheitselement liefern, während Mastercard für die notwendigen Akzeptanzstellen sorgen soll. Nach eigenen Angaben will Mastercard bereits 1,6 Millionen Bezahlterminals auf die neue Technik umgerüstet haben. Nach Angaben der Telekom kann die digitale Geldbörse MyWallet in Deutschland bereits an 35.000 Akzeptanzstellen genutzt werden. Dazu gehören unter anderem Starbucks, Aral, Douglas, Kaufhof, Thalia, Vapiano und die Telekom. Wie das System genau funktioniert, zeigt unsere Bilderstrecke.

Geldbörse war gestern
Geht es nach den Vorstellungen der MyWallet-Protagonisten, so hat die klassische Brieftasche ausgedient. Kreditkarte oder Kundenkarten wandern in digitaler Form auf das Smartphone.
Was ist MyWallet?
Als virtuelle, digitale Brieftasche soll MyWallet nicht nur das Bargeld ersetzen, sondern auch der Speicherplatz für Fahrkarten, Operkarten etc und Kundenkarten werden.
So funktioniert MyWallet
Auf dem Smartphone bestätigt der Anwender mit seiner PIN den getätigten Einkauf und hält das Gerät das gegen das NFC-Terminal. Wurde die Zahlung ausgeführt, erhält er eine elektronische Bestätigung.
Abfrage der PIN
Lediglich bei kleinen Beträgen bis 20 Euro verzichtet das System auf die Abfrage der PIN.
Übermittlung der Zahlung
Für den eigentlichen Bezahlvorgang muss das Gerät sehr nahe das Bezahlterminal gehalten werden. Die Übertragung erfolgt dann per Near Field Communication (NFC)
Papierbeleg
Ganz klassisch wird der Bezahlvorgang mit einem gedruckten Papierbeleg bestätigt und dokumentiert.
Bezahlen im Alltag
Egal, ob an der Bar oder beim Bäcker. Mit MyWallet sollen sich kleinere Einkäufe schneller und beqeumer bezahlen lassen.
Digitale Eintrittskarte
Neben der Bezahlfunktion soll my MyWallet künftig auch als Eintrittskarte für das Unternehmen oder etwa die Oper dienen.
Vorteile des mobilen Bezahlens
Während die NFC-Anhänger die Vorteile des mobilen Bezahlens anpreisen, glauben Beacon-Fans, dass dieser Ansatz zu kurz greift.

Apples iBeacon besser als NFC?

Allerdings ist das System nicht unumstritten. So bleiben etwa Apple-User außen vor, da sich Apple seit Jahren der NFC-Technik verweigert und mit iBeacon lieber ein eigenes Süppchen kocht. Apple-User wie auch die Benutzer von Android-Handys, die derzeit die Technik noch nicht unterstützen, müssen deswegen beim Telekom-System einen NFC-Sticker auf ihrem Gerät anbringen. Dies gilt auch für Windows Phone und Firefox OS. Im Video-Streitgespräch "IT-Battle" diskutieren die Redakteure Christian Vilsbeck und Jürgen Hill die Vor- und Nachteile der MyWallet und gehen der Frage nach, ob damit die klassische Geldbörse wirklich Geschichte ist.

Zum Video: Digitale Brieftasche mit Schwächen