Babyphone, OBD-Leser und Co waren gestern

Diese Apps ersetzen teure Hardware

19.08.2015 von Horst Wierstraat
Das Smartphone hat sich als unser ständiger, mobiler Begleiter für Telefonie, Mails und Nachrichten etabliert. Doch damit ist das Potential längst nicht ausgeschöpft. Mit den richtigen Apps sind die Geräte sogar in der Lage, teils sehr teure Stand-Alone-Produkte wie Navis oder Service-Geräte zu ersetzen. So kann sich selbst der Preis einiger Smartphone-Spitzenmodelle recht schnell relativieren.

Viele Smartphone-Apps sind wirklich wertvolle Alltags-Helfer, doch es gibt zwei grundlegende Unterschiede. So greift ein Teil der verfügbaren Apps auf die eingebauten Sensoren eines Smartphones zu und gewinnt damit alle erforderlichen Daten, um ein Einzelprodukt mit gleichem Funktionsumfang zu ersetzen. Andere Apps benötigen spezielle Peripherie, damit sie funktional ernsthaft gegen Einzelgeräte antreten können.

Ein dediziertes Navi? Eine App auf dem Smartphone lotst meist kostengünstiger zum Ziel.
Foto: TomTom

Zu der ersten Gruppe der Apps gehören beispielsweise Navigationssysteme, die es von verschiedenen Herstellern gibt. Die Smartphone-Variante ist sehr praktisch, weil man sie eigentlich immer dabei hat. Zudem sind solche Apps nicht nur für Autofahrer nutzbar. Wer eine unbekannte Stadt erkunden will, kann bei den meisten Navi-Apps auch einen Fußgänger-Modus nutzen oder sich Verbindungen mit dem öffentlichen Nahverkehr anzeigen lassen. So wird man bequem zum gewünschten Ziel geführt, ohne dass man sich als Ortsfremder bei Passanten nach dem richtigen Weg erkundigen muss.

Apps statt teure Spezialgeräte
Egal, ob Schallmessung, teure Spezialeffekte oder Diagnosehardware - viele Aufgaben erledigen heute günstige Apps. Teure Spezialgeräte sind unnötig.
TomTom DACH Navi App
Mit TomTom DACH hat das Smartphone eine vollwertige Navi für 30 Euro.
TomTom Start 50
Ein vergleichbares Stand-Alone-Gerät wie das TomTom Start 50 kostet mehr als 130 Euro.
OBD Diagnose App
Eine OBD-Diagnose App wie der OBDLink ist meist kostenlos, allein das Bluetooth Dongle schlägt mit rund 10 Euro zu Buche.
PCE OBD2
Ein vollständiges Diagnosegerät wie der PCE OBD2 kostet rund 120 Euro.
iR Remote Control App
Eine Universalfernbedienung besteht aus der App iR Remote Control (kostenlos) und dem passenden iR-Dongle für 30 Euro.
Logitech Harmony Touch
Sie kann eine Logitech Harmony Touch für 130 Euro ersetzen.
Dormi Babyphone App
Die kostenlose Dormi Babyphone App wacht über den Schlaf des Kindes.
Babyphone Angelcare
Angelcare AC423-D für mehr als 80 Euro macht das selbe, wie die Dormi Babyphone App.
Polytune App
Die Polytune Stimmgerät App für 4,50 €.
Polytune TC Electronic
Vergleichbares Hardwaregerät für 89 Euro aus gleichem Haus.
VU Meter Cateater App
Das VU Meter für 0,89€ ersetzt den Schallpegelmesser für rund 120 Euro vom Elektronik-Spezialisten.
Voltcraft SL200 DB Meter
Schallpegelmesser für 120 Euro.
Tilt-Shift
TiltShift Video (4,50€)erzeugt den Videoeffekt, der wie die Aufnahme einer Miniaturwelt wirkt.
Canon TS-E 24mm f3.5L II
Ein Tilt-Shift-Objektiv für eine Spiegelreflexkamera zur Aufnahme von Videos mit diesem Effekt kostet – am Beispiel des Canon TS-E 24mm f/3.5L II – 2.000 Euro.

Der Haupteinsatzbereich liegt allerdings in Kraftfahrzeugen. Eine der günstigsten Möglichkeiten zur Navigation sind von den verschiedenen Herstellern mitgelieferte Karten- und Navi-Apps, die zumeist eine einfache Routenführung beherrschen. Bei iOS-Geräten gibt es zum Beispiel "Karten". Diese App ermöglicht recht komfortabel eine Routenplanung von A nach B. Wer jetzt noch beispielsweise rund 10 bis 20 Euro in eine Universal-Smartphone-Halterung investiert, kann sein Mobilgerät günstig im Fahrzeug platzieren. Zum Vergleich: Für ein dediziertes Navigationsgerät in einfacher Ausführung wären inklusive Halterung rund 70 Euro fällig, Spitzenmodelle schlagen mit mehreren 100 Euro zu Buche. Festeingebaute Navi-Lösungen im Fahrzeug liegen preislich nicht selten bei 500 bis 2.500 Euro.

Mit einer speziellen Navigations-App, wie beispielsweise Tom Tom für Android, erhält man für 30 Euro die Karten für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Ein dediziertes Gerät - auch vom gleichen Hersteller erhältlich - schlägt mit 130 Euro und mehr zu Buche. Beide Lösungen speichern die Karten im Gerät. Das bedeutet, dass während der Fahrt im Gegensatz zu integrierten Lösungen oder Freeware für das Smartphone keine Online-Verbindung erforderlich ist. Tom Tom für Android (auch für iOS verfügbar) nutzt den in Smartphones integrierten GPS-Empfänger für die Navigation und den Lichtsensor für die Umschaltung von Tag- und Nacht-Darstellung. Verkehrsinformationen aus dem Internet können in eine Optimierung der Streckenführung einfließen. Routenanpassungen, Sprachführungen sowie Detailansichten von unübersichtlichen Anschlussstellen und Auffahrten runden den Komfort für den Nutzer ab.

OBD-Diagnose per App

Ohne teures OBD-Diagnosegerät geht in modernen Autos nichts bei der Fehlersuche. Auch hier übernehmen Apps die Arbeit günstiger.
Foto: PCE Instruments

Wer ein neues Auto besitzt, kennt das: Während man beim betagten Gebrauchten meist problemlos selbst nachsehen konnte, ob die Zündkerze noch funktioniert, ist es bei neuen Autos deutlich komplizierter, Fehler zu finden und sie einzukreisen. Besonders ärgerlich sind sporadisch auftretende Fehler: Manchmal stottert der Motor während der Fahrt, doch sobald man in der Werkstatt ist, ist der Fehler unauffindbar. Doch auch hier sorgen Apps für Abhilfe: Für eine moderne Fahrzeug-Elektronik mit CAN-Bus benötigt man bei den meisten Wagen ein spezielles OBD-Lesegerät, welches die verschiedenen Fehlercodes des Motors und der angeschlossenen Aggregate ausliest. Solche Minicomputer kosten je nach Fahrzeugtyp schnell 150 Euro und mehr.

Mit einer entsprechenden App und einem Bluetooth-Dongle wird diese Funktion aber auch von einem Smartphone unterstützt. Dank Bluetooth-Verbindung kann der Dongle direkt an der Schnittstelle im Auto eingesteckt werden, die sich oft unter dem Armaturenbrett oder im Fußraum befindet. Das Smartphone lässt sich dann einfach im Sichtfeld des Fahrers positionieren, so dass der bei erneuten Fehlern selbst unterwegs einen schnellen Blick darauf werfen kann. Natürlich werden die Daten auch zur späteren Auswertung gespeichert.

Der Preis überrascht: Wenn das eigene Autohaus eine solche Lösung anbietet, gibt es die App nebst dem Dongle meist kostenlos. Voraussetzung ist allerdings, dass der Kunde zustimmt, dass die OBD-Daten dem Autohaus übermittelt werden dürfen. (Beispiel: Die App "Schade Connected Car"). Wer Wert auf seine privaten Daten legt, greift zu einer unabhängigen Lösung, die für rund 20 Euro verfügbar ist. So oder so besteht hier bei der App-Dongle-Kombi gegenüber der Spezial-Hardware ein erheblicher Preisvorteil.

Universal-Fernbedienung für den Fernseher

Komfortabel und teuer. Wer sich das Geld für Fernbedienungen wie die hier abgegbildete Harmony Touch sparen will, greift zur App.
Foto: Logitech

Fernbedienungen für mehrere Endgeräte wie Fernseher, BluRay-Player und Stereoanlage können ganz schön teuer sein. In der Luxusversion mit einem übersichtlichen Display, wie sie zum Beispiel Logitech mit "Harmony Touch" offeriert, kostet ein solches Gerät derzeit rund 140 Euro. Eine App für das Smartphone des jeweiligen TV-Herstellers funktioniert meist auch für mehrere Geräte (des gleichen Herstellers) und ist kostenlos verfügbar. Bei Smart TVs von Samsung beispielsweise wird das WiFi-Netzwerk genutzt, um das Gerät zu steuern. Komponenten ohne Netzwerk-Konnektivität bleiben leider außen vor.

Die App "Re Universal Remote Control" arbeitet mit einer Vielzahl verschiedener Geräte zusammen. Mit einem Infrarot-Dongle für das iPhone (Kosten rund 60 Euro) wird das Smartphone zu einer komfortabel bedienbaren Befehlszentrale für alle IR-steuerbaren Geräte im Haushalt.

Nachwuchs günstig im Blick

Im Vergleich zu Smartphones mit entsprechender App wirken Babyphones nur noch antiquiert.
Foto: Babyphone Angelcare

Wenn Eltern nicht ständig neben dem Bett ihres Babys wachen wollen, benötigen sie ein Babyphone. Je nach Qualität werden für ein Set dieser an die Walkie Talkies der 70er Jahre erinnernden Geräte in zumeist quietschigen Farben 50 bis 150 Euro fällig. Dabei überzeugt längst nicht jedes Gerät durch eine zuverlässige Übertragung des Funksignals. Wer ein solches Gerät mit in den Garten nimmt, kann schon einmal außerhalb der Reichweite geraten. Auch der kurze Besuch beim Nachbarn ist bei einigen Modellen durchaus riskant.

Mit einer Babyphone App wie Dormi-Babyphone (kostenlos) wacht das Smartphone eines Elternteils als Sender im Zimmer beim Kind, während die Statusmeldungen (über den schlafenden Nachwuchs) auf dem Smartphone des anderen Elternteils eingehen. Zur Übermittlung kommt wahlweise ein vorhandenes WLAN oder aber 3G-Mobilfunk zum Einsatz. Ein Reichweitenproblem gibt es mit Letzterem dann nicht mehr.

In unserer Bilderstrecke zeigen wir Ihnen, welche Apps Hardware problemlos ersetzen und wie viel Geld Sie dabei sparen können.